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Waldheimer Kantor nimmt Abschied

René Michael Röder hat sich viele Verdienste erworben. Nach 19 Jahren ist aber für ihn in Waldheim Schluss.

Von Frank Korn
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An der Restaurierung der Orgel in der Waldheimer Stadtkirche hat René Michael Röder großen Anteil. Am Silvestertag wird der Kantor verabschiedet.
An der Restaurierung der Orgel in der Waldheimer Stadtkirche hat René Michael Röder großen Anteil. Am Silvestertag wird der Kantor verabschiedet. © Dietmar Thomas

Waldheim. Er hat in Waldheim seine Spuren hinterlassen, doch am Silvestertag ist seine Dienstzeit zu Ende: Beim Kurzgottesdienst um 17 Uhr in der Stadtkirche Waldheim wird Kantor René Michael Röder verabschiedet.

„Die Trennung war einvernehmlich“, sagt Jan Schmidt, Vorsitzender des Kirchenvorstandes der Kirchgemeinde Waldheim-Geringswalde. Und er fügt an, dass er René Michael Röder alles Gute wünscht, „dass er noch viele spannende Projekte verwirklichen kann.“

Wann die Stelle des Kantors neu besetzt wird, kann Schmidt noch nicht sagen. „Sie wird neu ausgeschrieben“, sagt er. Allerdings nur befristet bis zum 31. Dezember 2024, weil ab 2025 die neue Kirchenreform greift.

Jan Schmidt würdigt die vielen musikalischen Projekte, die Röder in den 19 Jahren seiner Tätigkeit in Waldheim umgesetzt hat. „Die Karfreitagsmusik oder die Neujahrskonzerte waren stets Höhepunkte“, sagt der Vorstandsvorsitzende. Zudem habe Röder die musikalische Bildung in der Kirchgemeinde vorangetrieben.

Prägende, intensive und ereignisreiche Zeit

Ein Projekt ist aber besonders mit dem Einfluss von René Michael Röder verbunden. „Ohne ihn wäre die Orgel in der Waldheimer Kirche nicht saniert worden“, sagt Schmidt. Röder habe das Thema in den vergangenen Jahren immer wieder zur Sprache gebracht, habe auch die ehemalige CDU-Bundestagsabgeordnete Veronika Bellmann für das Projekt begeistert.

„Neunzehn Jahre sind gerade einmal die Hälfte der Zeit, die mein kürzlich verstorbener Vorgänger Wolfgang Ihl hier gewirkt hat. Und dennoch war es eine sehr prägende, intensive und ereignisreiche Zeit für mich“, sagt René Michael Röder. Er habe seine Fähigkeiten und Begabungen in die Ensembles der Kirchgemeinde einbringen können. „Andererseits stieß ich auch an Grenzen, insbesondere meine eigenen. Für die Persönlichkeitsentwicklung ist auch das hilfreich“, so der Kantor.

René Michael Röder nimmt mit großer Dankbarkeit Abschied. „Dankbarkeit dafür, dass es so sein konnte, wie es war. Dankbarkeit der Gemeinde gegenüber, die die Angebote angenommen hat. Dankbarkeit auch dem Kirchenvorstand gegenüber, der das alles mit zu tragen hatte. Dankbarkeit der Stadt Waldheim gegenüber, die vieles unterstützt hat“, sagt Röder.

Schwieriger Anfang

Mitten in den Wirren nach der Flut 2002 lernte Röder seine neue Heimat kennen. Das Ankommen sei schwierig gewesen. Zu seinen ersten Amtshandlungen gehörte es, das Kirchenklavier aus den Schlammmassen zu bergen.

Doch der Kantor lebte sich schnell in der neuen Umgebung ein. Er engagierte sich auch außerhalb der Kirche und wurde im Jahr 2014 für die SPD, in die er 2011 eingetreten war, in den Waldheimer Stadtrat gewählt.

Im Februar und März 2021 hatte Röder mehrmals zu Kundgebungen auf dem Waldheimer Markt eingeladen. Diese sorgten für Aufsehen. Auch deshalb, weil ein Redner die Corona-Impfung mit den Menschen-Experimenten von SS-Arzt Mengele verglichen hatte.

Die Kirchgemeinde Waldheim-Geringswalde hatte sich von den Veranstaltungen Röders distanziert. Röder hatte die Zusammenkünfte zwar als Privatmann organisiert. „In der Öffentlichkeit wird er jedoch als Kantor und somit als Mitarbeiter der Kirche wahrgenommen“, sagte der Waldheimer Pfarrer Reinald Richber damals.

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In einer gemeinsamen Erklärung hatten Richber und sein Amtskollege Klaus Tietze darauf hingewiesen, „dass der Kirchenvorstand als verantwortliches Gremium der Kirchgemeinde die Maßnahmen der geltenden sächsischen Allgemeinverfügung achtet. Sie dienen dem Schutz der Menschen.“

Schätze in der Kantoreibibliothek

Besonders gern denke er an die Musicalfreizeiten mit der Singschule und den Gemeindepädagoginnen zurück. Dabei sei etliche Male ein biblisches Kindermusical für das Gemeindefest einstudiert worden, mitunter auch von Röder selbst komponiert. „Das letzte schrieb ich für das sächsische Kinderchortreffen 2010 mit 5.000 Kindern. Da durften wir zusammen mit dem Orchester auf der Bühne stehen.“

Aber auch viele schöne musikalische Gottesdienste und Konzerte mit Singschule, Kantorei, Kammerchor, Posaunenchor, Vocal- und Gemshornconsort sowie der Capella Daleminzia bleiben in seiner Erinnerung, so Röder.

Die Wiederentdeckungen von Musik des 16. bis 18. Jahrhunderts in der Waldheimer Kantoreibibliothek, deren Wiederaufführung und Dokumentation auf CD bis hin zu den Einspielungen der Musik von Melchior Vulpius in sieben Etappen sieht Röder als einen besonderen Punkt seines Schaffens. „Obwohl Einnahmen und Fördermittel oft nicht ausreichten zur Kostendeckung, geschah über einen langen Zeitraum das Wunder immer wieder, dass über Sponsoren, CD-Verkäufe und Konzerttourneen des Kammerchores die Defizite ausgeglichen werden konnten“, so der scheidende Kantor.

Mit der Restaurierung der Ladegast-Orgel in Tanneberg, der Göthel-Orgel in Grünlichtenberg und der Kreutzbach-Orgel in Waldheim sowie der neu erbauten Truhenorgel von Marcus Stahl nebst gut gepflegten Flügeln und Klavieren in Kirchen und Gemeindesälen sei die Region Waldheim nun bestens ausgestattet. „An diese Instrumente werde ich gern zurückdenken, vielleicht auch mit Wehmut.“

Für die Zukunft habe er im Moment keine Pläne. „Nur den Wunsch, wieder gesund zu werden. Dann können auch die übrigen Teile 4 bis 7 der Vulpius-Gesamtaufnahme noch erscheinen. Alles Weitere lasse ich voller Vertrauen auf mich zukommen“, sagt René Michael Röder.