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Kranz-„Entsorgung“: Staatsschutz ermittelt

Am 13. Februar wurden auf Dresdner Friedhöfen Kränze angebrannt und ein Denkmal beschmiert. Die Polizei vermutet einen „politischen Hintergrund“.

Von Nora Domschke
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Die Gedenkkränze, die am 13. Februar zum 75. Jahrestag der Bombardierung auf dem Alten Annenfriedhof abgelegt wurden, landeten noch an diesem Tag in einem Müllcontainer.
Die Gedenkkränze, die am 13. Februar zum 75. Jahrestag der Bombardierung auf dem Alten Annenfriedhof abgelegt wurden, landeten noch an diesem Tag in einem Müllcontainer. © Tino Plunert

Am Donnerstag vergangener Woche, zum 75. Jahrestag der Bombardierung Dresdens, haben vermutlich Linksextreme ein Kriegsdenkmal auf dem Neuen Annenfriedhof beschmiert. Auf dem Alten Annenfriedhof wurden nach einer Gedenkfeier, an der auch Ministerpräsident Michael Kretschmer (CDU) teilnahm, niedergelegte Gedenkkränze angezündet und in einen Müllcontainer geworfen. 

Auf der Internetplattform Indymedia, die auch von Linksextremen genutzt wird, hatte sich eine  Gruppe in der Nacht zum 14. Februar zu der Aktion auf dem Alten Annenfriedhof bekannt. Die Kranzniederlegung stelle eine Verhöhnung aller Opfer der Shoah und des deutschen Angriffskrieges, als auch eine Verklärung der historischen Ereignisse dar, schreibt die Antifa. Auf einem bei Indymedia geposteten Foto ist die Schärpe eines Ehrenkranzes zu sehen, der eindeutig dem Ministerpräsidenten zugeordnet werden kann. Darunter schlagen Flammen.

Dieses Bekennerschreiben soll nun auch in die Ermittlungen einfließen, die der Staatsschutz übernommen hat. Das teilt Polizeisprecher Marko Laske auf SZ-Anfrage mit. Sowohl die angezündeten Kränze als auch die Schmiererei am Denkmal hatten Polizeibeamte noch am 13. Februar selbst entdeckt, als sie vor Ort waren, um die Gedenkfeiern abzusichern. "Wir haben den Tatort und die Spuren auf beiden Friedhöfen gesichert, die weiteren Ermittlungen übernimmt jetzt der Staatsschutz, weil von einem politischen Hintergrund auszugehen ist", so Laske. 

Auch dieses Kriegsdenkmal auf dem Neuen Annenfriedhof wurde am 13. Februar beschmiert.
Auch dieses Kriegsdenkmal auf dem Neuen Annenfriedhof wurde am 13. Februar beschmiert. © Tino Plunert

Sowohl der Volksbund Deutsche Kriegsgräberfürsorge Sachsen als auch die AfD-Landtagsfraktion haben bereits Anzeige erstattet. "Die AfD-Fraktion verurteilt dieses pietätlose und strafbewährte Handeln durch vermutlich Linksextremisten auf das Schärfste", so Sprecher Andreas Harlaß. Dirk Reitz, Landesgeschäftsführer des Volksbundes, bezeichnete die Aktion als Friedhofsschändung und Störung der Totenruhe. 

Auch Ministerpräsident Kretschmer hatte sie als beschämend und erschütternd bezeichnet. Sie zeuge von schlechtem Charakter. Dresden habe in den vergangenen Jahren einen Weg des Erinnerns gefunden, der die Ursachen der Bombentoten in Dresden und anderen deutschen Städten klar benennt. "Die breite Mehrheit stellt sich denen entgegen, die Geschichte umdeuten und die Verbrechen der Nationalsozialisten verharmlosen wollen. Und sie hat auch keinerlei Verständnis für solche Aktionen, die sich gegen Gesten der Trauer und Anteilnahme richten. Wir lassen uns unser Gedenken und Erinnern nicht von einigen wenigen Extremisten und Demokratieverächtern wegnehmen", so Kretschmer.

Ministerpräsident Michael Kretschmer (CDU, Mitte) steht während einer Kranzniederlegung auf dem Alten Annenfriedhof an einer Gedenkstätte. 
Ministerpräsident Michael Kretschmer (CDU, Mitte) steht während einer Kranzniederlegung auf dem Alten Annenfriedhof an einer Gedenkstätte.  © Robert Michael/dpa

Das Denkmal auf dem Neuen Annenfriedhof - am 13. Februar mit dem Spruch "Keine Opfer, sondern Täter" beschmiert - wurde für die Gefallenen des Ersten Weltkriegs errichtet. Daran erinnern die Jahreszahlen 1914-1918 auf der linken Seite des Denkmalsockels. Es zeigt einen Soldaten, der über einem Verwundeten kniet. 

Nach dem Zweiten Weltkrieg wurden die entsprechenden Jahreszahlen 1939-1945 ergänzt, um auch an die Opfer dieses Krieges zu erinnern, erklärt  Lara Schink vom Verband der Annenfriedhöfe Dresden. Zum Verband gehören zwei Kriegsgedenkstätten und eine Kriegsgräberanlage. Schink geht davon aus, dass dieses Denkmal beschmiert wurde, weil es an einer sehr repräsentativen Stelle steht und gut zu sehen ist. Gut 300 Euro wird es kosten, den schwarzen Schriftzug zu beseitigen, sagt Lara Schink. Aus den Friedhofsmitteln könne das nicht bezahlt werden, sie hofft aber, dass die Reinigung mit Spenden finanziert werden kann. 

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