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Das ist der neue Pächter der Gohliser Windmühle

Die Windmühle am Elberadweg in Dresden-Gohlis hat einen neuen Pächter. Torsten Lein hat mit dem beliebten Ausflugslokal einiges vor. Es ist ein Neuanfang zwischen Hochwasserangst und Hoffnung.

Von Juliane Just
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Ein Idyll mit Chancen, aber auch Tücken: Torsten Lein ist der neue Chef in der Gohliser Windmühle. Das beliebte Ausflugslokal könnte im Sommer um einige Angebote reicher werden.
Ein Idyll mit Chancen, aber auch Tücken: Torsten Lein ist der neue Chef in der Gohliser Windmühle. Das beliebte Ausflugslokal könnte im Sommer um einige Angebote reicher werden. © Matthias Rietschel/Bildmontage

Dresden. Ein Blick reicht, dann ist man gedanklich schon in den Niederlanden. Die Windmühle thront am Elberadweg in Gohlis, umgeben von viel Grün. Ein paar Kühe grasen auf dem Feld, ein einsamer Spaziergänger ist unterwegs, ansonsten ist es ruhig. Dabei hat sich hier hinten viel getan, während das Areal im Winterschlaf war.

Derzeit herrscht noch absolute Stille an der Windmühle, doch mit den ersten warmen Frühlingstagen soll sich das schlagartig ändern. Zahlreiche Radtouristen aus Dresden und der Umgebung, aber auch aus Tschechien und den Niederlanden können dann hier einen Stopp im großen Biergarten einlegen. Insgesamt 150 Plätze gilt es dann zu bewirten, an sieben Tagen in der Woche. Ab Karfreitag ist es soweit, dann gibt es Bier und Snacks. Die Manpower des Lokals muss in der Hochsaison automatisch mitwachsen.

Doch bislang kann der neue Pächter sich in aller Ruhe "einarbeiten", wie er es nennt. "Bereits im Sommer habe ich ein Praktikum hier gemacht, um in den Betrieb hineinzuschnuppern", sagt er. Er hat viele Weisheiten seiner Vorgänger, was das besondere Gebäude betrifft, übernommen. Immerhin wurde die Mühle 1828 erbaut und ist ein Kulturdenkmal. Bereits im Jahr 2007 wurde das Gebäude, das übrigens bis zum heutigen Tag funktionstüchtig ist, umfassend saniert.

Kleine Mühlenstube, riesiger Biergarten

Derzeit ist einzig und allein die Mühlenstube am Wochenende geöffnet. In den Gemäuern im Erdgeschoss herrscht eine urige Stimmung. Nur maximal 26 Gäste können hier bewirtet werden, dadurch entsteht schnell eine wohlige Atmosphäre. Für die Gäste gibt es verschiedene Getränke, vor allem aber das geliebte Bier. Bei den Speisen wird es eher überschaubarer, denn: Hinter dem engen Tresen versteckt sich vieles, aber eben kein Herd. Torsten Lein bereitet die Speisen allesamt in einer Großküche vor und erwärmt sie hier.

Torsten Lein bietet in der Mühlenstube der Gohliser Windmühle, die Platz für maximal 26 Gäste bietet, kleine Speisen an. Die macht er gänzlich ohne Küche.
Torsten Lein bietet in der Mühlenstube der Gohliser Windmühle, die Platz für maximal 26 Gäste bietet, kleine Speisen an. Die macht er gänzlich ohne Küche. © Matthias Rietschel
Das riesige Mahlwerk der alten Gohliser Mühle unter dem Dach ist theoretisch noch funktionstüchtig. Bis 1920 wurde hier Getreide gemahlen.
Das riesige Mahlwerk der alten Gohliser Mühle unter dem Dach ist theoretisch noch funktionstüchtig. Bis 1920 wurde hier Getreide gemahlen. © Matthias Rietschel
Das Gewölbe und die kleinen Fenster der Gohliser Windmühle kreieren einen gemütliches Flair in den kalten Monaten.
Das Gewölbe und die kleinen Fenster der Gohliser Windmühle kreieren einen gemütliches Flair in den kalten Monaten. © Matthias Rietschel
Mit dem Frühling kommen wieder mehr Radtouristen an der Gohliser Windmühle vorbei, die dann hier eine entspannte Pause an der Elbe genießen können.
Mit dem Frühling kommen wieder mehr Radtouristen an der Gohliser Windmühle vorbei, die dann hier eine entspannte Pause an der Elbe genießen können. © Matthias Rietschel

Dabei lässt es sich der gelernte Koch, der schon einige Jahre Gastro-Erfahrung hat, nicht nehmen, ein deftiges Bauernfrühstück, Grützwurst mit Sauerkraut und Kartoffelbrei oder auch veganes Chili con Carne zu servieren. "Es gibt klassische Gerichte in der Mühlenstube, die hier gut reinpassen", sagt Thomas Lein. Auch Königsberger Klopse, Würzfleisch und Suppen soll es geben. Die Karte wechselt wöchentlich, sodass es auch Stammgästen nicht langweilig wird.

Neues für die kleinen Gäste der Gohliser Mühle

Rund um die Mühle hat sich auch schon einiges verändert. Der neue Pächter hat Unkraut und Wildwuchs den Kampf angesagt. Zur Elbe hin kam unter dem ganzen Grünzeug sogar eine Mauer zutage, die bislang im Verborgenen lag. "Das Areal hat viel Potenzial, aber man muss noch Arbeit hinstecken", so Lein. Er spricht von "kleineren Sachen", aber auch größeren wie der Erneuerung der Zapfanlage im Biergarten, die dringend nötig sei.

Für die Sommermonate gibt es einige Ideen, die Torsten Lein gern umsetzen will. "Ich möchte gern mehr Aktivitäten für Kinder anbieten", sagt er. Alpakas aus dem Zschonergrund waren beispielsweise schon zu Besuch, die im Sommer dann gestreichelt werden könnten. Außerdem sei er in Gesprächen mit einem Ponyzüchter.

Wenn es in den kalten Wintermonaten wieder ruhiger um die Mühle wird, will Torsten Lein sich dem hauseigenen Museum widmen. Oberhalb der Mühlenstube gibt es noch ein riesiges Mahlwerk im Original, das bis 1920 in Betrieb war. Doch jetzt muss sich der neue Pächter erst einmal um die kleinen Wehwechen des Hauses kümmern. An der Fassade gibt es beispielsweise Frostschäden, der Putz bröckelt ab.

Im Jahr 1828 wurde die Windmühle in Dresden-Gohlis an der Elbe erbaut.
Im Jahr 1828 wurde die Windmühle in Dresden-Gohlis an der Elbe erbaut. © Quelle: Gohliser Windmühle
So sah die Gohliser Windmühle 2001 aus.
So sah die Gohliser Windmühle 2001 aus. © Quelle: Gohliser Windmühle
2007 wurde die Gohliser Windmühle saniert und hat sich zu einem beliebten Ausflugslokal entwickelt.
2007 wurde die Gohliser Windmühle saniert und hat sich zu einem beliebten Ausflugslokal entwickelt. © Matthias Rietschel

Hochwasser: "Man wusste nicht, was mit dem Elbpegel passiert"

Sein beruflicher Neustart in der Gohliser Mühle war jedoch auch mit Ängsten verbunden. Am 24. Dezember, als andere vorm Weihnachtsbaum saßen, räumte Torsten Lein den Imbiss aus. Ab einem Pegel von sechs Meter müssen alle Geräte aus dem Häuschen an der Mühle entfernt werden. "Man wusste nicht, was in den kommenden Tagen mit dem Elbpegel passiert",erinnert er sich. Die Gohliser Windmühle thronte nur einen Tag später schon wie auf einer eigenen Insel, die Zufahrtswege waren überschwemmt, die Felder glichen einem See.

Im Januar stieg das Wasser erneut, wieder stand rund um die Gohliser Windmühle das Wasser. "Mit der Hochwasserangst muss ich wohl jetzt leben", sagt der 50-Jährige. Noch nie habe er sich so intensiv mit dem Elbpegel beschäftigt wie in diesen Tagen. Ihm geht es wie vielen anderen Lokalen an der Elbe: Die Lage ist super und lockt viele Gäste an, sie birgt aber auch Gefahren. Ein Hindernis? Nicht wirklich. Torsten Lein arbeitet nach dem Credo: "Die Hoffnung sollte immer überwiegen."