Dresden. Ein Blick reicht, dann ist man gedanklich schon in den Niederlanden. Die Windmühle thront am Elberadweg in Gohlis, umgeben von viel Grün. Ein paar Kühe grasen auf dem Feld, ein einsamer Spaziergänger ist unterwegs, ansonsten ist es ruhig. Dabei hat sich hier hinten viel getan, während das Areal im Winterschlaf war.
Derzeit herrscht noch absolute Stille an der Windmühle, doch mit den ersten warmen Frühlingstagen soll sich das schlagartig ändern. Zahlreiche Radtouristen aus Dresden und der Umgebung, aber auch aus Tschechien und den Niederlanden können dann hier einen Stopp im großen Biergarten einlegen. Insgesamt 150 Plätze gilt es dann zu bewirten, an sieben Tagen in der Woche. Ab Karfreitag ist es soweit, dann gibt es Bier und Snacks. Die Manpower des Lokals muss in der Hochsaison automatisch mitwachsen.
Doch bislang kann der neue Pächter sich in aller Ruhe "einarbeiten", wie er es nennt. "Bereits im Sommer habe ich ein Praktikum hier gemacht, um in den Betrieb hineinzuschnuppern", sagt er. Er hat viele Weisheiten seiner Vorgänger, was das besondere Gebäude betrifft, übernommen. Immerhin wurde die Mühle 1828 erbaut und ist ein Kulturdenkmal. Bereits im Jahr 2007 wurde das Gebäude, das übrigens bis zum heutigen Tag funktionstüchtig ist, umfassend saniert.
Kleine Mühlenstube, riesiger Biergarten
Derzeit ist einzig und allein die Mühlenstube am Wochenende geöffnet. In den Gemäuern im Erdgeschoss herrscht eine urige Stimmung. Nur maximal 26 Gäste können hier bewirtet werden, dadurch entsteht schnell eine wohlige Atmosphäre. Für die Gäste gibt es verschiedene Getränke, vor allem aber das geliebte Bier. Bei den Speisen wird es eher überschaubarer, denn: Hinter dem engen Tresen versteckt sich vieles, aber eben kein Herd. Torsten Lein bereitet die Speisen allesamt in einer Großküche vor und erwärmt sie hier.
Dabei lässt es sich der gelernte Koch, der schon einige Jahre Gastro-Erfahrung hat, nicht nehmen, ein deftiges Bauernfrühstück, Grützwurst mit Sauerkraut und Kartoffelbrei oder auch veganes Chili con Carne zu servieren. "Es gibt klassische Gerichte in der Mühlenstube, die hier gut reinpassen", sagt Thomas Lein. Auch Königsberger Klopse, Würzfleisch und Suppen soll es geben. Die Karte wechselt wöchentlich, sodass es auch Stammgästen nicht langweilig wird.
Neues für die kleinen Gäste der Gohliser Mühle
Rund um die Mühle hat sich auch schon einiges verändert. Der neue Pächter hat Unkraut und Wildwuchs den Kampf angesagt. Zur Elbe hin kam unter dem ganzen Grünzeug sogar eine Mauer zutage, die bislang im Verborgenen lag. "Das Areal hat viel Potenzial, aber man muss noch Arbeit hinstecken", so Lein. Er spricht von "kleineren Sachen", aber auch größeren wie der Erneuerung der Zapfanlage im Biergarten, die dringend nötig sei.
Für die Sommermonate gibt es einige Ideen, die Torsten Lein gern umsetzen will. "Ich möchte gern mehr Aktivitäten für Kinder anbieten", sagt er. Alpakas aus dem Zschonergrund waren beispielsweise schon zu Besuch, die im Sommer dann gestreichelt werden könnten. Außerdem sei er in Gesprächen mit einem Ponyzüchter.
Wenn es in den kalten Wintermonaten wieder ruhiger um die Mühle wird, will Torsten Lein sich dem hauseigenen Museum widmen. Oberhalb der Mühlenstube gibt es noch ein riesiges Mahlwerk im Original, das bis 1920 in Betrieb war. Doch jetzt muss sich der neue Pächter erst einmal um die kleinen Wehwechen des Hauses kümmern. An der Fassade gibt es beispielsweise Frostschäden, der Putz bröckelt ab.
Hochwasser: "Man wusste nicht, was mit dem Elbpegel passiert"
Sein beruflicher Neustart in der Gohliser Mühle war jedoch auch mit Ängsten verbunden. Am 24. Dezember, als andere vorm Weihnachtsbaum saßen, räumte Torsten Lein den Imbiss aus. Ab einem Pegel von sechs Meter müssen alle Geräte aus dem Häuschen an der Mühle entfernt werden. "Man wusste nicht, was in den kommenden Tagen mit dem Elbpegel passiert",erinnert er sich. Die Gohliser Windmühle thronte nur einen Tag später schon wie auf einer eigenen Insel, die Zufahrtswege waren überschwemmt, die Felder glichen einem See.
Im Januar stieg das Wasser erneut, wieder stand rund um die Gohliser Windmühle das Wasser. "Mit der Hochwasserangst muss ich wohl jetzt leben", sagt der 50-Jährige. Noch nie habe er sich so intensiv mit dem Elbpegel beschäftigt wie in diesen Tagen. Ihm geht es wie vielen anderen Lokalen an der Elbe: Die Lage ist super und lockt viele Gäste an, sie birgt aber auch Gefahren. Ein Hindernis? Nicht wirklich. Torsten Lein arbeitet nach dem Credo: "Die Hoffnung sollte immer überwiegen."