Update Dienstag, 5. Januar, 10.37 Uhr: Im Zusammenhang mit dem Einbruch in das Historische Grüne Gewölbe und der Fahndung nach einem 21-jährigen Tatverdächtigen führten die Staatsanwaltschaft Dresden und die Polizeidirektion Dresden erneut Exekutivmaßnahmen in Berlin durch.
Vier Ermittler der Soko Epaulette durchsuchten heute Vormittag mit Unterstützung von Spezialeinsatzkräften eine Wohnung in Berlin-Rudow. Diese Wohnung sei "im Rahmen der Ermittlungen" bekannt geworden, sagte der Sprecher der Staatsanwaltschaft Lorenz Haase auf SZ-Anfrage. Es habe sich um die Wohnung eines Dritten gehandelt, also nicht eines der Beschuldigten. Ziel sei es weiter, den noch flüchtigen 21-Jährigen zu fassen. Die Beamten waren ab 6 Uhr morgens vier Stunden lang im Einsatz und haben in der Wohnung zwei Handys sowie mehrere Dokumente sichergestellt, die nun ausgewertet werden müssen.
Der gesuchte Abdul Majed Remmo wurde nicht in der Wohnung angetroffen. Nach ihm wird weiterhin mit Hochdruck und auch öffentlich gefahndet.
Update Dienstag, 24. November, 17.13 Uhr: Die Zielfahndung nach den beiden flüchtigen dringend Tatverdächtigen im Zusammenhang mit dem Einbruch ins Grüne Gewölbe Dresden läuft über das Bundeskriminalamt (BKA). Die Staatsanwaltschaft habe die Behörde am vergangenen Freitag um die Übernahme ersucht, sagte Sprecher Jürgen Schmidt am Dienstag. Sie kooperiert dabei mit der Dresdner Polizei sowie den Landeskriminalämtern (LKA) Sachsen und Berlin.
Bisher gingen 81 Hinweise zum Fahndungsaufruf der Polizei ein. Konkrete Anhaltspunkte zum aktuellen Aufenthalt der Gesuchten gibt es noch immer nicht. Nach ihnen wird international gefahndet, auch Interpol veröffentlichte am Dienstag Fahndungsaufrufe.
Die 21-jährigen Zwillingsbrüder aus dem Berliner Clan-Milieu waren bei einer Razzia im Zuge der Ermittlungen zu dem Juwelendiebstahl aus dem Dresdner Schatzkammermuseum vor einer Woche der Festnahme entkommen. Sie gehören zu einer arabischstämmigen Großfamilie, die auch für andere große Straftaten wie den Goldmünze-Diebstahl 2017 verantwortlich gemacht wird.
Drei junge Männer im Alter von 23 und 26 Jahren aus dem Clan waren bei dem Großeinsatz am vergangenen Dienstag festgenommen worden. Sie sind in Untersuchungshaft und haben bisher keine Angaben gemacht. Gegen die insgesamt fünf dringend Tatverdächtigen waren zuvor Haftbefehle wegen schweren Bandendiebstahls und Brandstiftung in zwei Fällen erlassen worden.
Darüber hinaus wird gegen zwei weitere Mitglieder der Großfamilie ermittelt. In diesen Fällen besteht laut Schmidt derzeit kein dringender Tatverdacht - einer der beiden Männer soll an dem Einbruch beteiligt gewesen sein.
Update Donnerstag, 17.05 Uhr: In einer gemeinsamen Pressemitteilung informieren aktuell die Staatsanwaltschaft Dresden und die Polizeidirektion Dresden über den Stand der Ermittlungen und bisher eingegangene Hinweise zu den noch flüchtigen Tatverdächtigen des Einbruchs in das Grüne Gewölbe am 25. November 2019. Außerdem werden weitere Details zu den am Dienstag in Berlin bei einer Großrazzia beschlagnahmten Gegenständen bekannt.
So sollen neben Werkzeugen und Speichermedien - darunter Festplatten, Computer und Handys - auch Macheten, Äxte und Schreckschusswaffen sichergestellt worden sein, die in mehreren Wohnungen gefunden wurden.
"Die im Einsatzkonzept vorgesehene zeitgleiche Festnahme aller fünf dringend Tatverdächtigen" habe nicht realisiert werden können. "Das Bewegungsverhalten der Zielpersonen war nur sehr begrenzt vorhersehbar", heißt es. Während des gesamten Polizeigroßeinsatzes habe man auf dynamische Entwicklungen "lageabhängig und unverzüglich" reagieren müssen. "Die in einem solchen Rahmen zu treffenden Entscheidungen werden daran orientiert, den Gesamterfolg aller Maßnahmen und die Einsatzkräfte nicht zu gefährden." Trotz der herausfordernden Umstände des Einsatzes sei es immerhin gelungen, drei der fünf dringend Tatverdächtigen festzunehmen.
Nach Abdul Majed Remmo und Mohamed Remmo (beide 21) werde weiter intensiv und auch öffentlich gefahndet. Bislang seien rund 40 Hinweise aus der Bevölkerung zu möglichen Aufenthaltsorten der Tatverdächtigen eingegangen. Eine heiße Spur befinde sich bislang nicht darunter.
Entgegen vereinzelter Medienberichte gebe es "nach bisheriger Einschätzung keine konkreten Anhaltspunkte, die hinsichtlich der flüchtigen Personen auf Einsatzdefizite hindeuten". Zu weiteren Einzelheiten könnten aus ermittlungs- und fahndungstaktischen Gründen derzeit keine Angaben gemacht werden.
Update Donnerstag, 16.18 Uhr: Zwei Tage nach drei Verhaftungen wegen des spektakulären Juwelendiebstahls in Dresden sind zwei verdächtige Männer weiter auf der Flucht. Die Fahndung nach den 21-jährigen Zwillingen aus dem Berliner Clan-Milieu lief auch am Donnerstag noch. Ob und wie viele Hinweise zu den Gesuchten inzwischen bei der federführenden Staatsanwaltschaft in Dresden eingingen, soll heute Nachmittag mitgeteilt werden. Die Fahndung war am Mittwochabend auch in der ZDF-Sendung "Aktenzeichen xy ..." erwähnt worden. Das Fluchtauto des einen Mannes war bereits am Dienstagabend gefunden worden.
Zudem kündigten die Dresdner Ermittlungsbehörden eine Stellungnahme zu einem Bericht der Bild-Zeitung über Details der Pannen bei der Verhaftung der mutmaßlichen Täter in Berlin an.
Die geflüchteten Zwillinge sollen zusammen mit den drei verhafteten Komplizen aus dem arabischstämmigen Berliner Remmo-Clan am 25. November 2019 in den historischen Teil der Dresdner Schatzkammer eingebrochen sein und dort wertvollen Juwelen-Schmuck gestohlen haben. Die Polizei war den Verdächtigen unter anderem durch Aufnahmen mehrerer Überwachungskameras, Spuren am Tatort und Spuren in einem später gefundenen Fluchtauto auf die Spur gekommen.
Laut dem Bild-Bericht, der sich auf Einsatzprotokolle der Polizei stützt, soll die Polizei die fünf jungen Männer vor dem Zugriff observiert und abgehört haben. Es habe zuvor Hinweise auf eine akute Fluchtgefahr gegeben. Gegen 3.00 Uhr wurde der erste Verdächtige festgenommen, weil er mit einem Auto durch Berlin raste. Danach soll es zu verstärktem Austausch von Nachrichten zwischen den Verdächtigen gekommen sein, mehrere Handys sollen ausgeschaltet worden sein. Die Polizei halte es nicht für ausgeschlossen, dass der geplante Einsatz bekannt war oder bemerkt wurde, so die Bild-Zeitung.
Am frühen Morgen habe einer der jetzt gesuchten Männer seine Wohnung verlassen und sei mit dem Auto weggefahren. Zunächst konnte er wohl noch verfolgt werden, dann verlor die Polizei ihn. Auch sein Bruder verschwand plötzlich. Beide wurden bis jetzt nicht gefunden. Kurz vor 5.00 Uhr soll die Polizei einen anderen Mann festgenommen haben, weil sie ihn für einen der Verdächtigen hielt. Er war aber unbeteiligt. (dpa)
Update Dienstag, 18.29 Uhr: Während die Fahndung nach den beiden flüchtigen Tatverdächtigen andauert, teilt die Polizei aktuell mit, dass das mögliche Fluchtfahrzeug inzwischen aufgefunden worden ist. Sie zieht den Zeugenaufruf zum
Fahrzeug deshalb zurück.
Das Auto wurde offenbar in Berlin gefunden. Die Polizei geht davon aus, dass der Gesuchte es heute benutzt hat und nun nicht mehr benutzen wird. Möglicherweise sei er jetzt mit einem anderen Auto oder zu Fuß unterwegs. An der Aktion in Berlin waren allein 877 sächsische Polizisten beteiligt.
Die Festnahme der Tatverdächtigen des Juwelenraubs im Grünen Gewölbe - das geschah am Dienstag:
Berlin/Dresden. Knapp ein Jahr nach dem Kunstdiebstahl im Dresdner Grünen Gewölbe hat die Polizei am Dienstagmorgen in Berlin drei dringend tatverdächtige deutsche Staatsbürger festgenommen.
Sie gehören zum arabisch-deutschen Remmo-Clan. Mitglieder der Großfamilie hatten ebenfalls den Goldmünzenraub im Bode-Museum Anfang 2017 zu verantworten.
Die Verdächtigen wurden am frühen Mittag dem Ermittlungsrichter am Oberlandesgericht Dresden vorgeführt, mittlerweile sind alle drei in U-Haft am Hammerweg. Den Beschuldigten werden schwerer Bandendiebstahl und Brandstiftung in zwei Fällen vorgeworfen. Nach SZ-Informationen aus Behördenkreisen handelt es sich um Bashir Remmo, Rabhi Remmo und Wissam Remmo.
Gleichzeitig fahndet die Polizei nach zwei weiteren Tatverdächtigen aus dem Clan, dem 21-jährigen Abdul Majed Remmo und seinem Zwillingsbruder Mohamed Remmo. Majed Remmo ist nach Polizeiangaben möglicherweise mit einem grauen Renault Megane neueren Baujahrs mit dem amtlichen Kennzeichen B-HB 306 unterwegs.
Einbruch ins Grüne Gewölbe: über 20 Objekte in Berlin durchsucht
Seit dem Morgen wurden nach Behördenangaben insgesamt 20 Wohnungen, zwei Garagen, ein Café sowie mehrere Fahrzeuge in der Hauptstadt durchsucht. Laut Behörden sind dabei knapp 1.640 Polizeibeamte im Einsatz gewesen, darunter auch das Sondereinsatzkommando (SEK). Sichergestellt wurden unter anderem zahlreiche Speichermedien sowie Bekleidungsstücke und geringe Mengen Betäubungsmittel. Die gestohlenen Kunstschätze aus dem Grünen Gewölbe wurden bislang nicht gefunden. Polizei und Staatsanwaltschaft gehen nun einzelnen Hinweisen nach, die zwischenzeitlich eingegangen sind.
Der Einsatz habe gegen 6 Uhr morgens begonnen, sagte der Sprecher der Polizeidirektion Dresden, Thomas Geithner, gegenüber Sächsische.de Er wurde von Dresden aus geleitet. Dafür hätten sich Beamte ab 5 Uhr früh im Canaletto-Saal der Polizeidirektion eingerichtet, einem Raum mit einem riesigen Bildschirm, wo besonders große Einsätze koordiniert werden, etwa Demonstrationen, Staatsbesuche und Fußballspiele.
Im Zentrum der Maßnahmen habe die Suche nach den gestohlenen Kunstschätzen und möglichen Beweismitteln, etwa Speichermedien, Bekleidungsstücken und Werkzeugen gestanden, teilten die Behörden mit.
Die Verdächtigen selbst hätten sich ohne Gegenwehr festnehmen lassen, so Polizeisprecher Geithner.
Bei einem der spektakulärsten Einbrüche der vergangenen Jahrzehnte hatten Unbekannte im November 2019 in Dresden aus der berühmten Schatzkammer Grünes Gewölbe Kunstschätze von kaum messbarem Wert gestohlen.
Der Schwerpunkt der Durchsuchungen vom Dienstagmorgen war im Stadtteil Berlin-Neukölln. Aufgrund des Polizeieinsatzes ist demnach noch den ganzen Tag mit erheblichen Verkehrseinschränkungen im gesamten Stadtgebiet von Berlin zu rechnen.
2014 sprengte ein Remmo-Angehöriger außerdem eine Berliner Sparkasse und erbeutete knapp zehn Millionen Euro. Zuletzt hatte der Clan für Schlagzeilen gesorgt, weil vermutet wird, dass Teile der Großfamilie in die blutigen Auseinandersetzungen der letzten Wochen mit tschetschenischen Kriminellen verwickelt sind. Dabei soll es um die Vormachtstellung in mehreren Kiezen in Westberlin gehen.
Berlins Innensenator Andreas Geisel (SPD) bestätigte am Dienstag, dass der Juwelenraub Bezüge zur Clan-Kriminalität aufweist. Er lobte die "professionelle Zusammenarbeit zwischen Berliner und sächsischen Polizisten, die nunmehr belohnt wurde".
Gleichzeitig sieht Geisel die Festnahme auch als Signal an die kriminellen Großfamilien in der Hauptstadt. "Niemand sollte glauben, er könne sich über diesen Staat und seine Regeln hinwegsetzen", sagte Geisel.
Neben Einsatzkräften aus Sachsen seien auch Spezialeinsatzkräfte des Bundes und der Länder Baden-Württemberg, Berlin, Brandenburg, Niedersachsen, Nordrhein-Westfalen, Sachsen-Anhalt und Thüringen an den Maßnahmen beteiligt gewesen.
Schon vorher Berlin im Visier
Bereits im September gab es in Berlin drei Durchsuchungsaktionen der Polizei im Zusammenhang mit dem Juwelenraub. Bei einer ging es um den Kauf von Mobilfunk-Karten, die die Täter benutzt haben. Bei den beiden anderen um die farbliche Umgestaltung des Fluchtfahrzeuges mit Folien vor dem Einbruch.
Bei allen Durchsuchungen gingen die Ermittler davon aus, dass die Betroffenen nichts mit dem Einbruch zu tun haben. Es sei um die Sicherung von Beweisen gegangen, um die Einbrecher zu ermitteln, so die Staatsanwaltschaft Dresden.
Am 25. November 2019 waren Einbrecher durch ein Fenster in das Grüne Gewölbe im Residenzschloss der sächsischen Hauptstadt eingedrungen. Die Ermittler gehen von mindestens sieben Tätern aus.
Binnen Minuten hatten sie etwa zwei Dutzend barocke Schmuckstücke aus Gold, Diamanten und Brillanten von unbezifferbarem Wert gestohlen. Anschließend flohen sie mit einem Auto.
Das Fluchtfahrzeug wurde ausgebrannt in einer Tiefgarage in Dresden gefunden. Für Hinweise auf die unbekannten Täter wurde eine Belohnung von einer halben Million Euro ausgesetzt. Doch auch die Tat an sich bleibt weiter ein Rätsel, darunter auch die Frage, weshalb Wachleute erst spät die Polizei informierten und eine Alarmanlage aussetzte.
Die Linksfraktion im Sächsischen Landtag fordert deshalb, dass die Akten nicht geschlossen werden, auch wenn die Schuldigen gefasst sein sollten. "Gegenüber der Öffentlichkeit und dem Parlament muss klargestellt werden, wessen Versäumnisse den Tätern zum Erfolg verhalfen und vor allem wie sie den Tatort verlassen konnten, ohne durch Sicherheitseinrichtungen gestoppt zu werden", sagte Fraktionsvorsitzender Rico Gebhardt.
Beschuldigte sollen mit falschem Taxi geflohen sein
Obwohl es schon früher Spuren gab, die nach Berlin führten, konnten Polizei und Staatsanwaltschaft erst nach einem Jahr aus Behördensicht ausreichend Hinweise für eine stabile Beweislage sammeln.
Der Dresdner Oberstaatsanwalt Jürgen Schmidt sagte am Dienstag, man wisse nun, dass die Beschuldigten Dresden mit einem zweiten Fluchtwagen, einem "Mercedes in Taxi-Optik" verlassen hätten. Außerdem hätten Spuren am Tatort und Kameraaufnahmen zu den mutmaßlichen Räubern geführt.
Gleichzeitig hatten Behördensprecher Hoffnungen getrübt, dass nun schnell auch die Juwelen selbst gefunden werden. Der sächsische Regierungssprecher Ralf Schreiber hingegen zeigte sich optimistisch.
"Auch wenn heute Meldungen kamen, dass der Schatz nicht so leicht wiederzufinden sein wird wie die Täter, sind wir zuversichtlich, dass es hier bald Ergebnisse geben wird", sagte er in einer Kabinettspressekonferenz.
Kunstsammlungs-Direktorin: "Kann nie wieder passieren"
Währenddessen haben sich auch Sachsens Kulturministerin Barbara Klepsch (CDU) und die Direktorin der Staatlichen Kunstsammlungen Dresden, Marion Ackermann, zu den Festnahmen geäußert.
"Wenn sich bestätigen würde, dass die Täter gefasst werden konnten, wäre das ein großer Erfolg und es wäre ein gutes Signal in schwierigen Zeiten", sagte Klepsch. "Der Schaden, der mit dem Diebstahl verursacht wurde, ist nicht nur für uns Sachsen immens, sondern für die Weltkultur."
Direktorin Ackermann hofft indes, " dass die Juwelengarnituren gefunden werden und bald wieder an ihrem angestammten Ort zurückkehren können". Man habe seit dem Raub ein "Risikominderungskonzept" zusammen mit Polizei, LKA und dem Staatsbetrieb Sächsisches Immobilien- und Baumanagement (SIB) erstellt. Es seien "weitreichende Maßnahmen" getroffen worden, "aufgrund derer wir sicherstellen können, dass so etwas zukünftig nie wieder passieren kann", sagte Ackermann.