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Kulturpalast, Kraftwerk Mitte, Stadtforum: Dieses Unternehmen managt Dresdens Großprojekte

Seit zehn Jahren ist die städtische Tochter Kommunale Immobilien Dresden (KID) für Bau, Sanierung und Betrieb von wichtigen Gebäuden für die Stadt zuständig. Das lief und läuft nicht immer reibungslos.

Von Kay Haufe
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Zum Richtfest für das neue Dresdner Stadtforum am Ferdinandplatz am Freitag durfte die Richtkrone nicht fehlen.
Zum Richtfest für das neue Dresdner Stadtforum am Ferdinandplatz am Freitag durfte die Richtkrone nicht fehlen. © Sven Ellger

Dresden. Erst am vorletzten Freitag wurde Richtfest für das neue Dresdner Verwaltungszentrum gefeiert. Am Ferdinandplatz steht der rund 33 Meter hohe Rohbau des Stadtforums mit neun Geschossen. Im Jahr 2025 sollen dort 1.000 Arbeitsplätze für 1.350 Beschäftige der Stadtverwaltung fertiggestellt sein, außerdem soll das Haus auch sogenannte Denkräume und Arbeitsinseln bieten und ein Treffpunkt für die Dresdner werden. Gebaut und später auch betrieben wird das Stadtforum von der Kommunale Immobilien Dresden GmbH & Co. KG (KID). Es ist das dritte Großprojekt, dass die 100-prozentige städtische Tochter seit ihrer Gründung betreut. Ein Rückblick.

Das Stadtforum am Ferdinandplatz: Kosten bereits gestiegen

Es ist eine anspruchsvolle und enge Baustelle, auf der rund 115 Bauarbeiter und drei Turmdrehkräne zweischichtig im Einsatz sind. Vor einigen Wochen gab es Befürchtungen, dass das Projekt durch Zeitverzug nicht rechtzeitig fertig werden könnte. Doch die Arbeiten liegen im Zeitplan, sagte am Freitag Axel Walther, der Chef der KID. Schon jetzt sucht die KID technisches Personal für die Betreibung des Stadtforums. Gesucht werden Elektriker und Mechatroniker. Die Ausschreibung ist auf der Webseite der KID zu finden.

Dort wo das neue Verwaltungszentrum entstehen soll, suchten Archäologen im Juli 2020 nach Dresdner Geschichte.
Dort wo das neue Verwaltungszentrum entstehen soll, suchten Archäologen im Juli 2020 nach Dresdner Geschichte. ©  Sven Ellger
Blick auf die Baugrube am Ferdinandplatz im Februar 2021.
Blick auf die Baugrube am Ferdinandplatz im Februar 2021. © Sven Ellger
Im Januar dieses Jahres sind bereits zwei Tiefgaragen- und drei oberirdische Stockwerke im Rohbau zu sehen.
Im Januar dieses Jahres sind bereits zwei Tiefgaragen- und drei oberirdische Stockwerke im Rohbau zu sehen. © René Meinig
Der Baufortschritt am Ferdinandplatz im August 2023..
Der Baufortschritt am Ferdinandplatz im August 2023.. © Marion Doering
Richtfest am Stadtforum am Freitag vergangener Woche.
Richtfest am Stadtforum am Freitag vergangener Woche. © Sven Ellger

Was bleiben wird, sind die finanziellen Risiken. Die zunächst veranschlagten 116 Millionen Euro für das Stadtforum werden wohl nicht reichen. Man rechnet mit rund sechs Prozent Kostensteigerungen durch geänderte Bau- und Brandschutzvorschriften und auch steigende Baukosten, wofür knapp 7,7 Millionen Euro einzuplanen sind, wie einem Baufortschrittsbericht zu entnehmen ist, den die Stadt den Räten quartalsweise vorlegen muss. Dann würden die Kosten bei knapp 124 Millionen Euro liegen. Manche Stadträte wie Torsten Nitzsche von den Freien Wählern befürchten, dass dies noch nicht Endsumme sein wird.

Der Kulturpalast: Erhalt eines Wahrzeichens aus DDR-Zeiten

Inzwischen hat die KID allerdings ausreichend Erfahrung, nicht nur, was Bau und Betreibung anbelangt, sondern auch mit steigenden Kosten. Ihr erstes Projekt, der Kulturpalast, der ab 2013 umfassend umgebaut und 2017 wiedereröffnet wurde, ist eines der beliebtesten Gebäude in der Stadt. Der Plan, den von Wolfgang Hänsch entworfenen Palast durch die Integration der Hauptbibliothek zu einem ganztags offenen Haus umzugestalten, ist aufgegangen. Auch die Herkuleskeule und das Zentrum für Baukultur haben darin Heimstätten gefunden. Der neue Konzertsaal hat eine hervorragende Akustik für klassische Konzerte.

Allerdings musste eine elektroakustische Beschallungsanlage nachgerüstet werden, weil sich zeigte, dass man bei Veranstaltungen, bei denen geredet wird, oder auch Konzerten mit Unterhaltungsmusik nicht auf jedem Platz gleich gut gehört wurde, sagt Steffen Meyer. Wenn sich einer auskennt mit dem alten und neuen Kulturpalast, dann er. Bis 2012 war Meyer der Technische Leiter des Konzert- und Veranstaltungshauses, seit 2016 ist er als Projektleiter der Kommunalen Immobilien Dresden (KID) mit dessen Umbau beschäftigt gewesen. Inzwischen betreut er den Bau des neuen Verwaltungszentrums.

Letzte Arbeit im umgebauten Saal des Kulturplast eine Woche vor der Eröffnung im April 2017.
Letzte Arbeit im umgebauten Saal des Kulturplast eine Woche vor der Eröffnung im April 2017. © Sven Ellger
Der Lesesaal der neuen Hauptbibliothek im Kulturpalast.
Der Lesesaal der neuen Hauptbibliothek im Kulturpalast. ©  Sven Ellger
Zum Weltpankreaskrebstag erstrahlt der Kulturpalast im November 2019 in lila. Mit der Lichtshow wollen Dresdner Philharmonie und Uniklinikum auf die Krankheit und ihre Betroffenen aufmerksam machen.
Zum Weltpankreaskrebstag erstrahlt der Kulturpalast im November 2019 in lila. Mit der Lichtshow wollen Dresdner Philharmonie und Uniklinikum auf die Krankheit und ihre Betroffenen aufmerksam machen. © Sven Ellger

Der Umbau des Kulturpalastes schlug mit 100 Millionen Euro zu Buche. Eine Kontrolle der Dresdner Rechnungsprüfer legte zudem Pfusch am Bau offen, was Millionen Euro zusätzlich kostete. Obendrauf kamen neben dem Anteil der Stadt für die Einhausung der Lieferzone, die aus Lärmschutzgründen nötig war, weitere 284.000 Euro für den Umzug des Ticketservices. Dessen Mitarbeiter saßen in der kalten und zugigen Mitte des Foyers am Tickettresen, was nicht gut ankam. Inzwischen sind sie in einen Raum auf der Galeriestraße umgezogen. War das nicht schon genug, musste die Stadt auch noch Millionen an Bewirtschaftungskosten an die KID nachzahlen.

Das Kraftwerk Mitte: Revitalisierung einer Industriebrache

Dieser Fakt gilt auch für das dritte Großprojekt der KID, dem Kraftwerk Mitte. Im Areal des einstigen Kraftwerksbaus hatte die KID neue Spielstätten für die Staatsoperette und das Theater Junge Generation gebaut und dafür ehemalige Industriegebäude für ebenfalls rund 100 Millionen Euro umgebaut. 2016 eröffneten beide Kultureinrichtungen.

Laut Vertrag zwischen Stadt und KID gab es keine richtige Miete, sondern es waren anfallende Bewirtschaftungskosten zu zahlen. Dazu gehörte alles, was für den Betrieb der Gebäude anfällt, der Kapitaldienst, Kosten für Instandsetzungen, Personalkosten, Steuern und mehr.

Ein Foto aus dem Jahr 1962 zeigt das Braunkohlekraftwerk Mitte.
Ein Foto aus dem Jahr 1962 zeigt das Braunkohlekraftwerk Mitte. © SZ/Werner Mohn
So sahen die Gebäude während des Umbaus 2015 aus.
So sahen die Gebäude während des Umbaus 2015 aus. © Christian Juppe
Ein Blick aus der Vogelperspketive auf die Kulturbaustelle Kraftwerk ebenfalls von 2015.
Ein Blick aus der Vogelperspketive auf die Kulturbaustelle Kraftwerk ebenfalls von 2015. © Norbert Millauer
Im Juli 2017 wurden die Buchstaben für die Operette auf das Dach gebaut.
Im Juli 2017 wurden die Buchstaben für die Operette auf das Dach gebaut. ©  Sven Ellger

Bei den zunächst geplanten Kosten hatten sich die Verantwortlichen aber an einigen Stellen verrechnet. Außerdem wurde die Umsatzsteuer deutlich zu niedrig angesetzt, die für die sogenannte Nutzungsüberlassung für Kulti und Kraftwerk zu zahlen ist. In Summe musste die Stadt für den Kulturpalast rund zwei Millionen Euro an die KID nachzahlen und für das Kraftwerk Mitte rund eine Million Euro. Mit der Inbetriebnahme der neuen Bühnen und der Einlage der Immobilien in die KID wurden die Mietverträge für die Kultureinrichtungen neu geregelt.

Zehn Monate nach der Eröffnung gab es einen folgenschweren Fehler bei der turnusmäßigen Überprüfung der Sprinkleranlagen in der Operette. Dabei war von einem Mitarbeiter der Prüffirma versehentlich der falsche Brand-Prüfabschnitt aktiviert worden, bei dem die Wasserzufuhr noch nicht abgestellt worden war. 16.000 Liter Wasser ergossen sich in 30 Sekunden über den Bühnenturm. Feuerwehrleute waren über vier Stunden damit beschäftigt, Unmengen von Wasser mit Nasssaugern aufzufangen. 350 Geräte, die in der Anschaffung 1,2 Millionen Euro gekostet haben, wurden durchnässt. Darunter Scheinwerfer, Audio- und Videotechnik, Bühnendekoration, die Unterbühnenmaschinerie, Vorhänge und der Bühnenboden. Der reguläre Spielbetrieb konnte erst Anfang Februar 2018 wieder aufgenommen werden. Die Schäden, die auf drei Millionen Euro bilanziert wurden, haben weitgehend Versicherung beglichen. (mit SZ/awe)