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Dresdner Baumesse: Die Rückkehr des kleinen, grünen Kachelofens

In der Dresdner Messe informieren sich Tausende Besucher, wie sie preiswerter heizen oder sich nachhaltiger einrichten können. Ein Ofenbauer aus dem Erzgebirge zeigt, wie sich selbst kleine Räume mit einem Holzofen beheizen lassen.

Von Nora Domschke
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Axel Schmitz baut im Erzgebirge ganz besondere Öfen. Dieser Kachelofen im Miniformat eignet sich auch für Räume mit begrenztem Platz. Die Kacheln stammen von einem alten Ofen aus Berlin.
Axel Schmitz baut im Erzgebirge ganz besondere Öfen. Dieser Kachelofen im Miniformat eignet sich auch für Räume mit begrenztem Platz. Die Kacheln stammen von einem alten Ofen aus Berlin. © René Meinig

Dresden. Nach zweijähriger Pause findet an diesem Wochenende zum ersten Mal wieder die Baumesse Haus in Dresden statt. Und das Interesse am Planen, Bauen und Sanieren ist groß. Am Samstagmittag ist das Messegelände gut besucht, in den Hallen drängen sich die Besucher an den Ständen, um mehr über Bauen im ländlichen Raum, über Brandschutz oder über das Thema Heizen zu erfahren.

Bei letzterem sind die Besucher bei Alex Schmitz genau richtig. Ein kleiner grüner Kachelofen ist der Hingucker an seinem Stand. Immer wieder erklärt der 55-jährige Ofenbauer, was es mit dem Schmuckstück auf sich hat. Denn das ist kein Ofen von der Stange, sondern ein absolutes Unikat. Das Grundmodul seiner Öfen hat Alex Schmitz bereits Ende der 1990er-Jahre entwickelt. Das Prinzip ist einfach und ähnelt dem eines Pizzaofens, erklärt der Fachmann. Denn die Brennkammer ist rund.

Nur halb so viel Holz nötig

Das sei zwar aufwendiger zu produzieren, aber in puncto Wärme unschlagbar. "Das Holz wird schneller entgast und so entstehen höhere Temperaturen." Damit lässt sich auch ordentlich Brennmaterial sparen - zwischen einem Drittel und gar die Hälfte weniger Holz wird benötigt. Für den gebürtigen Schwaben und Bekenner der Nachhaltigkeit gleich zwei Aspekte, die für diesen Ofentyp sprechen. Seit 2005 nennt Schmitz dieses System "Firetube", was übersetzt Feuerrohr bedeutet, und verkauft seine Öfen unter diesem Namen.

Neben dem Tinytube "Kachelofen" gibt es die größeren Öfen mit den runden Brennkammern in verschiedenen Größen und Ausführungen.
Neben dem Tinytube "Kachelofen" gibt es die größeren Öfen mit den runden Brennkammern in verschiedenen Größen und Ausführungen. © René Meinig

Weil das Geschäft recht gut anlief und er die Öfen nicht allein bauen wollte, zog er 2009 mit seiner Familie von Stuttgart ins Erzgebirge um. Im Städtchen Elterlein, das zwischen Schwarzenberg und Annaberg-Buchholz liegt, kaufte er damals eine leer stehende Papierfabrik und baute sie um. Schmitz ist begeistert von dieser Gegend in Sachsen. "Das Erzgebirge hat noch ganz viel Potenzial, für Macher ist es ideal. Wo sonst findest du in Deutschland eine bezahlbare Fabrik, die zehn Jahre leer stand?"

In Elterlein produziert Schmitz mit seinen acht Mitarbeitern jährlich zwischen 90 und 130 Öfen. Alle sind Auftragswerke, nichts wird vorproduziert. Auftraggeber hat Schmitz nicht nur in Sachsen und Deutschland, sondern in ganz Europa. Sogar nach Fairbanks in Alaska hat er schon eines seiner Handwerksstücke verkauft. Die Öfen werden zum Teil vorproduziert - alles wird wirklich von Hand gefertigt, beteuert Schmitz. Dann werden die Teile zum Kunden geliefert und vor Ort aufgebaut.

Zudem bekommt der neue Ofenbesitzer viele Tipps an die Hand, was beim Heizen zu beachten ist. Das sei ein weiterer Vorteil gegenüber Baumarktöfen, denn beim Handwerker seien die Kunden gut aufgehoben.

Kachelofen für kleine Räume

Vor fünf Jahren sind seine beiden Söhne Jim und Tom in das Ofengeschäft mit eingestiegen. Als Ofenbaumeister, Schlosser und Produktdesigner bringen sie viel Know-how in den elterlichen Betrieb mit. Und neue Ideen. Der grüne Kachelofen stammt aus ihren Händen. Eigentlich ging es darum, bezahlbare Öfen für jüngere Menschen anzubieten. Also entwarfen sie den Tinytube, der nicht nur im Tiny House genutzt werden kann - sondern in jedem Raum, aus dem der Rauch abgeleitet werden kann.

So ist auch der Einsatz in einem Mehrfamilienhaus möglich, wenn es einen Schornstein gibt. Der Clou: Wie bei den anderen Firetubes kann man mit dem Ofen nicht nur Heizen, sondern auch für kulinarische Genüsse sorgen. Schmoren, Grillen, Brotbacken - kein Problem. Auf einer kleinen Kochfläche oben auf dem Ofen kann Essen gegart werden. Räder ermöglichen zudem, dass der Ofen im Sommer auf die Terrasse gefahren werden kann. Selbstversorgung, auch in Krisenzeiten - das sei der totale Knüller derzeit.

Von einem Boom will Alex Schmitz nicht sprechen, aber von einem soliden Geschäft. Wer bei ihm bestellt, muss schonmal mit einem halben bis dreiviertel Jahr Wartezeit rechnen. Ein Tinytube kostet zwischen 10.000 und 11.000 Euro, die Firetubes sind je nach Größe und Ausstattung entsprechend teurer. Die grünen Kacheln an Schmitz' Ausstellungsstück stammen übrigens von einem alten Berliner Kachelofen, erzählt er. Aus alt mach neu, das liegt im Trend. Rund 90 Prozent seiner Aufträge bekommt Schmitz über Haussanierungen, in denen alte Ofenanlagen umgebaut werden.

Absolute Renner: Themen rund um alternatives Heizen

Das Heizthema, insbesondere die Alternativen mit erneuerbaren Energien, sind zur diesjährigen Messe Haus der Renner. Das bestätigt auch Ines Kurze vom Veranstalter Ortec. "Wir sind sehr glücklich über den Besucherandrang." Scheinbar unbeirrt von Krisen und aktuellen Streiks seien die Messehallen von Donnerstag an gut gefüllt gewesen. Bis Samstag waren über 17.000 Besucher da, am Sonntagnachmittag zeichnete sich ab, dass die Zahl sogar über 25.000 erreichen wird - 5.000 mehr als zur letzten Haus-Messe im Jahre 2020.

Besonders viele Anfragen gibt es laut Kurze an den Ständen zur Innenausstattung. "Man merkt, das Konsumklima hat sich in den letzten Wochen aufgehellt." Holz sei ein regelrechter Wohntrend, traditionell stellen sich auf der Messe ohnehin viele holzverarbeitende Handwerksbetriebe vor, die Einrichtungsideen für alle Wohnbereiche anbieten: vom Bett bis zum Bad - oder bei Bedarf auch gleich ganze Holzhäuser. "Und ganz klar - auf der Messe Haus herrscht in diesem Jahr hohe Nachfrage im Bereich Energiekosteneinsparung und Heizungsmodernisierung."

Vor allem die Nutzung erneuerbarer Energien und alternativer Heizmethoden würde auf erhöhtes Interesse und rege Besuchernachfrage stoßen. Viele wollen sich von Öl- und Gasanbietern unabhängiger machen und informieren sich über Solaranlagen mit Speichersystemen, erklärt Ines Kurze. Das zeige sich auch in den Vortragsräumen, die bei Themen zur Energieeffizienz sehr gut gefüllt seien.

Noch an diesem Sonntag findet die große Baumesse HAUS in der Messe Dresden, Messering 6, mit mehr als 400 Ausstellern statt. Geöffnet ist an allen vier Messetagen von 10 bis 18 Uhr. Der Eintritt kostet 12 Euro, ermäßigt 10 Euro, die Teilnahme am Vortragsprogramm ist darin enthalten. Im Online-Kartenvorverkauf gibt es Rabatte.

Die Messe Haus wird von der Ortec Messe und Kongress GmbH veranstaltet. Die Ortec ist Teil der DDV-Mediengruppe, zu der auch Sächsische.de und die Sächsische Zeitung gehören.