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Wann erste Mieter in das Dresdner Neumarkt-Quartier Hoym einziehen

Ein Dachstuhlbrand im Oktober 2023 hat das Bauvorhaben Quartier Hoym am Dresdner Neumarkt verzögert. Doch nun wird zumindest der erste Bauabschnitt bald fertig.

Von Kay Haufe
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Neue Balken für eines der Dächer werden gerade per Kran am Quartier Hoym eingehoben. Dieser Dachstuhl war im Oktober 2023 abgebrannt.
Neue Balken für eines der Dächer werden gerade per Kran am Quartier Hoym eingehoben. Dieser Dachstuhl war im Oktober 2023 abgebrannt. © Matthias Rietschel

Dresden. René Naumann erinnert sich noch ganz genau an den 23. Oktober des Vorjahres. Der Dresdner Niederlassungsleiter der Adler Group saß gerade in einer Baubesprechung in seinem Büro auf der Schweriner Straße, als er einen Anruf erhielt: Es brennt auf der Baustelle des Quartiers Hoym am Neumarkt. Sofort ist er hingefahren. Die Polizei hatte das Areal ringsum abgesperrt. Hautnah erlebte Naumann den mehrstündigen Einsatz der Feuerwehr mit.

"Die Brandursache war eine zu große Wärmeentwicklung beim Schweißen der Dachbahnen auf einer Dachterrasse", erklärt er. Über 80 Feuerwehrleute waren im Einsatz, um den Dachstuhlbrand mit großem Gerät vom schwer zugänglichen Innenhof aus zu löschen. Erst wenige Tage zuvor waren in den oberen Wohnungen das Parkett verlegt und die Einbauküchen eingebaut worden. "Die Schadenssumme liegt im siebenstelligen Bereich", fasst Naumann zusammen. Neben den Dachwohnungen sind auch die im Stockwerk darunter durch Löschwasser- und Schaum so stark beeinträchtigt worden, dass sie komplett erneuert werden mussten. Und der Brand hat das Bauvorhaben auch ein ganzes Stück zeitlich zurückgeworfen.

Welchen neuen Zeitplan es gibt

Noch im Sommer 2022 waren Naumann und Projektleiterin Kristina Kononenko davon ausgegangen, dass im Quartier Hoym im Spätsommer 2023 die ersten Mieter einziehen können. Doch dieser Termin ist längst verstrichen. Haltbar war er auch deshalb nicht, weil die Auswirkungen des Ukraine-Krieges und andere weltweite Ereignisse auf dem Bau deutliche Folgen hatten. "Wir haben schon unter der Krise gelitten. Vor allem die nicht mehr funktionierenden Lieferketten haben zu Verzögerungen am Bau geführt", sagt der Niederlassungsleiter.

Inzwischen gibt es eine neue Zeitschiene für das Quartier Hoym, das wie alle Neumarkt-Quartiere eine Mischung aus Leitbauten mit historischen Fassaden und modernen Häusern sein ist. Auf dem rund 9.600 Quadratmeter großen Grundstück zwischen Rampischer und Landhausstraße, das an das Polizeipräsidium angrenzt, entstehen 13 Gebäude mit 258 Mietwohnungen mit zwei bis vier Zimmern. Fast alle haben Balkon oder Terrasse.

Die ersten Fassaden des ersten Bauabschnittes sind bereits abgerüstet und sichtbar, darunter die historische der Landhausstraße 3 und die der benachbarten modernen auf der Landhausstraße 5 und 7. In der kommenden Woche werden auch die Gerüste auf der Landhausstraße 9 fallen.

"Der große Kran wird noch bis Freitag kommender Woche auf der Landhausstraße stehen. Mit ihm werden die Holzteile für den Dachstuhl hereingehoben. Dafür ist die Straße aus Richtung Polizeipräsidium gesperrt", sagt René Naumann. Die neue Dacheindeckung, die nach dem Brand erforderlich wurde, wird nun bis Ostern fertig. Im September könne der komplette erste Bauabschnitt ohne das Palais Hoym bezugsfertig sein.

René Naumann, der Dresdner Niederlassungsleiter der Adler-Group und Projektleiterin Kristina Kononenko rechnen damit, dass im September die ersten Mieter einziehen können.
René Naumann, der Dresdner Niederlassungsleiter der Adler-Group und Projektleiterin Kristina Kononenko rechnen damit, dass im September die ersten Mieter einziehen können. © Matthias Rietschel

Was die Mietwohnungen kosten

"Die Erstvermietung der Wohnungen im ersten Bauabschnitt startet kurz vor Ostern", sagt Projektleiterin Kononenko. "Für die Gewerbeflächen suchen wir bereits seit Ende 2023 nach geeigneten Mietern." Logisch, dass die modernen Wohnungen mitten im Dresdner Zentrum ihren Preis haben. "Die Durchschnittsmiete liegt bei 15 Euro pro Quadratmeter", sagt Kononenko. "Sie beginnt bei 12 Euro für Wohnungen, die im ersten Obergeschoss mit Blick in einen der Innenhöfe liegen. Für Dachterrassen mit Blick auf die Dresdner Innenstadttürme sind 18 Euro pro Quadratmeter zu zahlen." Bereits in der vergangenen Zeit habe zahlreiche Anfragen für die Wohnungen erhalten.

Außerdem sollen 27 Büro- und Gewerbeeinheiten im Erdgeschoss sowie dem ersten Obergeschoss entstehen, darunter eine Gastronomiefläche an der Rampischen Straße. Ebenfalls auf dieser Seite soll ein Nahversorger einziehen, auch einen Drogeriemarkt wollen die Bauherren von der Adler Group gemeinsam mit dem Besitzer des Quartiers, der Investmentfirma Aberdeen Asset Management Deutschland, ansiedeln. Interessenten gäbe es für alle diese Flächen und man sei guten Gesprächen, sagt Kononenko. "Aber es ist nach Corona schwieriger geworden, Verträge zu schließen. Unsere Größen von 1.100 Quadratmeter für den Nahversorger und 600 für einen Drogeriemarkt sind auch etwas kleiner, als die Anbieter gern hätten."

Aus einigen oberen Wohnungen kann man direkt zur Kuppel der Frauenkirche blicken.
Aus einigen oberen Wohnungen kann man direkt zur Kuppel der Frauenkirche blicken. © Matthias Rietschel
Dieser Dachstuhl war beim Brand im Oktober 2023 zerstört worden und wird gerade neu aufgebaut.
Dieser Dachstuhl war beim Brand im Oktober 2023 zerstört worden und wird gerade neu aufgebaut. © Matthias Rietschel
Blick vom Balkon einer Musterwohnung auf der Landhausstraße hinter einer historischen Fassade zum Johanneum.
Blick vom Balkon einer Musterwohnung auf der Landhausstraße hinter einer historischen Fassade zum Johanneum. © Matthias Rietschel
René Naumann zeigt eine Tapete in einem Hauseingang, auf der über den Namensgeber des Quartiers informiert wird.
René Naumann zeigt eine Tapete in einem Hauseingang, auf der über den Namensgeber des Quartiers informiert wird. © Matthias Rietschel
Blick in eine Musterwohnung. Alle Wohnungen sind mit Einbauküchen ausgestattet.
Blick in eine Musterwohnung. Alle Wohnungen sind mit Einbauküchen ausgestattet. © Matthias Rietschel
Neben innenliegenden Bädern hat auch etwas ein Fünftel der Wohnungen ein Bad mit Tageslicht.
Neben innenliegenden Bädern hat auch etwas ein Fünftel der Wohnungen ein Bad mit Tageslicht. © Matthias Rietschel
Diese Visualisierung zeigt, wie die Fassaden an der Landhausstraße aussehen werden. Auch einen historischen goldenen Balkon wird es geben.
Diese Visualisierung zeigt, wie die Fassaden an der Landhausstraße aussehen werden. Auch einen historischen goldenen Balkon wird es geben. © Visualisierung: Adler Group

Wann die Arbeiten für das Hostel beginnen

Die Idee des früheren Investors Christoph Gröner war es, im Palais Hoym das wohl nobelste Hostel Deutschlands entstehen zu lassen. Kurz nach der Coronazeit hatte sich jedoch kein Hotelbetreiber gefunden, der diesen Plan umsetzen wollte. Inzwischen hat sich die Tourismusbranche erholt. "Für das geplante Hostel sind wir mit einem Interessenten in fortgeschrittenen Gesprächen. Es gibt die berechtigte Hoffnung, dass dieser im zweiten Halbjahr 2024 mit dem Ausbau der Räume beginnt", sagt die Projektleiterin. Ende 2025 könnten sowohl das Hostel als auch die Gewerbeflächen nach erfolgreicher Vermietung fertig sein. Die Gäste finden dann im Palais Hoym, das nach historischen Vorbild als Leitbau errichtet wird, Zimmer mit Deckenhöhen von fünf Metern vor, in die Galerien zum Schlafen eingebaut werden sollen.

Unter anderem gibt es im Palais auch einen historischen Saal mit einer Holzbalkendecke und einer raumhohen Nische, in dem früher wahrscheinlich ein Kamin stand, der aber nicht mehr existiert. Dort soll jetzt dort eine Skulptur eingefügt werden. Der Saal soll für Veranstaltungen genutzt werden. Die Fassaden des Palais Hoym sollen im 4. Quartal dieses Jahres fertig sein.

Gestaltungselemente erinnern an die Geschichte

Kunst am Bau wäre zu viel gesagt, aber zumindest versucht die Adler Group mit verschiedenen Gestaltungselementen wie Tapeten in den Hauseingängen einen Blick in die Vergangenheit zu ermöglichen und auch etwas über berühmte Persönlichkeiten wie den Namensgeber des Quartiers zu vermitteln. Kammerherr Julius Gebhard von Hoym erwarb 1752 das Palais, das nach ihm benannt wurde. Während des Siebenjährigen Krieges zerstörten preußische Truppen das Palais. Im Jahr 1766 ließ es Hoym als Vierflügelanlage zu einem der größten Palais in Dresdens wieder errichten.

Neben den Tapeten wurde auch auf einer Brandwand im Innenhof ein überdimensionales historisches Foto vom Palais Hoym per Rasterdruck aufgebracht, das je nach Blickwinkel mehr oder weniger deutlich erscheint. Und nicht zuletzt wird auch ein historischer Brunnen im Innenhof vom Palais Hoym plätschern.

Wie die Außenanlagen gestaltet werden

Das gesamte Quartier, das mehrere Innenhöfe haben wird, ist mit Durchgängen versehen, die tagsüber geöffnet sind, damit sich jedermann an den neuen Gebäuden erfreuen kann. Verschlossen werden die zwei größten von der Rampischen zur Landhausstraße abends von großen Toren, zum Teil aus Holz, die historischen nachempfunden werden. Einige Gebäudedurchgänge erhalten Gewölbedecken.

Die Innenhöfe sollen begrünt werden, unter anderem mit blühenden Schlingpflanzen wie dem Blauregen, der über die gesamte Breite wachsen soll. Gastronomie mit Außenplätzen sorgt dafür, dass man sich hier gern niederlässt.