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Semperopernball in Dresden: Debütanten in perfekter Reihe

Wenn die 100 Debütantenpaare über das Parkett beim Semperopernball fegen, ist das der Höhepunkt des Abends. Doch was so einfach aussieht, bedarf viel Vorbereitung und Training.

Von Jana Mundus
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Für viele junge Tänzerinnen und Tänzer ist das ein ganz besonderes Erlebnis - der Auftritt als Debütantin oder Debütant beim Semperopernball.
Für viele junge Tänzerinnen und Tänzer ist das ein ganz besonderes Erlebnis - der Auftritt als Debütantin oder Debütant beim Semperopernball. © dpa/Sebastian Kahnert

Dresden. Es ist der Höhepunkt eines jeden Ball-Programms. Wenn die 100 Debütantenpaare das Parkett der Oper betreten, ist die Aufregung nicht nur bei den jungen Tänzerinnen und Tänzern groß. Im Publikum sind viele Eltern und Großeltern, die mitfiebern - als Gäste im Opernhaus und auch beim OpenAirball auf dem Theaterplatz.

Für viele Familien ist dieser Moment etwas ganz Besonderes. Wenn die Tochter im raschelnden Ballkleid ihren ganz persönlichen Prinzessinnen-Moment erleben darf. Wenn der Enkelsohn im adretten Smoking selbstbewusst seine Tanzpartnerin in den Armen hält. Was in diesem Augenblick so leicht aussieht, ist harte Arbeit. Nicht nur in der Woche vor dem Ball legen die Debütanten einen Probenmarathon hin. Ihr ganz persönliches Ball-Programm beginnt schon Monate vorher.

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Seit 2006 sind die Dresdner Tanzlehrer Sabine und Tassilo Lax die Debütanten-Macher des Semperopernballs. Die jungen Frauen und Männer lernen dabei von echten Profis. Das Ehepaar Lax sammelte als Profi-Tanzpaar viele nationale und internationale Titel ein. Zu jedem Ball kreieren sie eine gut zehnminütige Choreografie für den Auftritt der Debütanten. Die müssen allerdings erst einmal gefunden werden. Traditionell findet dafür ein Casting statt.

Künftige Balltänzer brauchen Rhythmusgefühl

Nicht nur die beiden Tanzlehrer haben beim Termin einen genauen Blick auf die Bewerber. Diese müssen gar keine Super-Tänzer sein. Rhythmusgefühl und die Freude am Tanzen seien dagegen wichtige Auswahlkriterien für künftige Balltänzer, betont das Ehepaar immer wieder.

Die Tanzlehrer Sabine und Tassilo Lax.
Die Tanzlehrer Sabine und Tassilo Lax. © Sven Ellger(archiv)

Verstärkung in der Casting-Jury holen sie sich auch immer wieder von Prominenten. Bei der Bewerber-Schau für den diesjährigen Ball saß im Juni 2023 etwa Model Papis Loveday in der Jury. Sportmoderator Kai Ebel war ebenfalls schon Juror. Schaut er als Motorsport-Experte sonst eher auf drehende Reifen, drehten sich vor seinen Augen damals die Tanzpaare im Walzertakt. Die Schirmherrin der Debütanten ist Annett Hofmann, die Ehefrau des sächsischen Ministerpräsidenten Michael Kretschmer. Sie komplettiert das Auswahlgremium.

Für die Choreografien lassen sich Sabine und Tassilo Lax immer wieder neue Raffinessen einfallen. Nicht nur akkurate Reihen und synchrone Platzwechsel sind da zu sehen und längst nicht nur zu Walzerklängen bewegen sich die Tänzer. Mitunter klatscht, stampft und schnipst die Debütantenschar in trauter Einheit.

Mal tragen die Herren Zylinder, mal haben die Damen einen Fächer dabei. Sogar Schirme spielten als Accessoire schon eine wichtige Rolle bei den Auftritten. Zum Ball 2020 formierten sie ihre jungen Schützlinge auf dem Parkett zu einer großen Blüte (die Damen) samt Stängel (die Herren). Davor waren es schon Herzen oder Zahlen zu Ball-Jubiläen.

Debütanten mit musikalischer Herausforderung

Für all das ist vor allem eines ganz wichtig: die Musik. Genau dabei sahen sich Sabine und Tassilo Lax schon besonderen Herausforderung gegenüber. Der russische Komponist Anton Lubchenko komponierte in der Vergangenheit im Auftrag des Ballvereins neue Walzermelodien extra für den Semperopernball. Allerdings hatten die es in sich.

Rhythmisch sehr anspruchsvoll verlangten sie Tanzlehrern wie Debütanten einiges ab. Da half bei den Präsentationen am Ballabend manchmal nur lautes Mitzählen, damit alle im Takt blieben. Bisher meisterten die Paare aber auch diese Situationen mit Bravour und Eleganz und machten ihre zehn Minuten jedes Mal zu etwas ganz Besonderem.

Besonders ist auch der Look der Dresdner Debütanten. Der kommt, im Gegensatz zum Wiener Opernball, homogen daher. Die Idee mit den einheitlichen Ballkleidern stammt von Sabine Lax höchstselbst. Beim ersten Ball im Jahr 2006 gab es für die Damen nur eine Vorgabe: rotes Ballkleid, bitte!

Anna-Lena und Astrid präsentieren die diesjährigen Debütantinnenkleider.
Anna-Lena und Astrid präsentieren die diesjährigen Debütantinnenkleider. © René Meinig

Beim Auftritt entstand allein dadurch aber noch kein zufriedenstellender Anblick. Gemeinsam mit dem Dresdner Braut- und Ballmoden-Experte Uwe Herrmann präsentierte Sabine Lax schon ein Jahr später das erste einheitliche Debütantenkleid. Die Idee setzte sich bis heute durch. Nun gehören auch die gleichen Krönchen, Frisuren oder Fliegen der Herren zur Ballrobe der Debütanten.

In diesem Jahr erscheinen die Debütantinnen übrigens in roséfarbenen Kleidern von Uwe Herrmann. Die Dresdner Designerin Katrin Eulenstein verzierte sie noch mit zarten Vögelchen. Ob das Sabine und Tassilo Lax auch für die diesjährige Choreografie inspiriert? Am 23. Februar werden wir es erleben.