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Neustart für die Primadonna

Steffi Lehmann aus Kamenz ist erste Sopranistin der Staatsoperette Dresden. Lange musste sie wegen Corona pausieren. Doch nun kehrt sie zurück auf die Bühne.

Von Ina Förster
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Die Primadonna der Staatsoperette Steffi Lehmann stammt aus Kamenz. Und es zieht sie regelmäßig in die Heimat zurück, wie hier an Lessings Geburtshaus.
Die Primadonna der Staatsoperette Steffi Lehmann stammt aus Kamenz. Und es zieht sie regelmäßig in die Heimat zurück, wie hier an Lessings Geburtshaus. © Matthias Schumann

Dresden / Kamenz. Siebeneinhalb Monate lang kein Applaus. Kein Lachen der Zuschauer im Ohr, kein Händeschütteln, keine Blumen in der Garderobe, keine Standing Ovation. Steffi Lehmann weiß schon gar nicht mehr, wie sich echtes Bühnenleben anfühlt. Aber sie erinnert sich gut daran, denn es gibt nichts Schöneres, sagt sie. Und nun ist das zarte Flügelschlagen, der Neustart im Musiker- und Kulturleben nicht mehr zu überhören. Allein die Tatsache, dass alle Dresdner Bühnen wieder spielen können, fühlt sich nach dem langen Winter schon wie ein kleines Wunder der Befreiung an.

Die Primadonna der Dresdner Staatsoperette steht am 18. Juni erstmals wieder auf den Brettern, die ihr die Welt bedeuten. Die ersten vier Vorstellungen sind ausverkauft. Der Verweis auf eventuelle Restkarten klingt vage. Das Publikum lechzt nach Musik. Und in der Revue "So verliebt in die Liebe" mit Musik von Franz Lehár und Oscar Straus ist eben alles drin, was das sommerliche Herz begehrt.

Start mit Operetten-Revue und Zauberflöte

Auch die Wiederaufnahme der "Zauberflöte" an der Staatsoperette am 26. Juni ist bereits gut frequentiert. In beiden Aufführungen wirkt Steffi Lehmann mit. Im letzten Jahr konnte die Sopranisten lediglich die Premiere singen und zwei ausverkaufte Vorstellungen. Dann begann der Lockdown.

"Es ist für uns alle eine große Freude, dass es wieder losgeht. Nichts auf dieser Welt kann einen Live-Auftritt ersetzen", sagt die 36-Jährige. Das Staunen des Publikum hautnah mitzuerleben, das Lächeln zu sehen, in einen Austausch treten zu können - das alles habe ihr und den Kolleginnen und Kollegen wahnsinnig gefehlt. "Es kribbelt schon seit Tagen wie verrückt", sagt sie.

Und es ist nicht nur das Revue-Thema, welches ihr Herzklopfen bereitet. "Ich bin einfach aufgeregt, wie ein Kind", sagt sie. "Dass wir mit so wunderschöner Musik starten, passt gut zum Sommer, zum neu entdeckten Leben!" In sechs Bildern erklingen ab 18. Juni sehnsüchtige Arien, ausgelassene Duette und schmelzende Walzer aus Operetten. In der Revue dreht sich alles um die Liebe in ihren Facetten.

Seit Beginn der Spielzeit 2019/20 ist Steffi Lehmann die neue Primadonna der Staatsoperette. Sie debütierte in der Rolle der Sylva Varescu aus der "Csárdásfürstin" und als Hanna Glawari aus "Die lustige Witwe". Längst haben die Dresdner die hochgewachsene, blonde Frau in ihre Herzen geschlossen. Als die letzte Spielzeit abgebrochen werden musste, waren sehr viele traurig. Der Lockdown erreichte auch die Staatsoperette. Alle gingen ins Homeoffice. Und die Primadonna ging mit.

Endlich wieder mit Orchester und Ballett

Gemeinsam mit zehn anderen Kolleginnen und Kollegen der Staatsoperette singt sie sich nun aber in den nächsten Wochen durch acht Vorstellungen der Revue. "Das Tollste ist, dass uns das ganze Orchester begleitet und die Tänzerinnen und Tänzer des Balletts dabei sind", freut sich Steffi Lehmann. Gleichzeitig verkörpert sie ihre Paraderolle der Pamina sieben Mal in der "Zauberflöte". Ein straffer Plan bis zur Sommerpause. Und danach geht es weiter.

Die Primadonna der Staatsoperette Dresden Steffi Lehmann und ihr Ehemann und Tenor Martin Lattke sind auch musikalisch eine Einheit. Beim großen HOPE Jubiläumskonzert am 8. Juli am Elbufer treten sie erstmals wieder nach der Pandemie zusammen auf. Foto: P
Die Primadonna der Staatsoperette Dresden Steffi Lehmann und ihr Ehemann und Tenor Martin Lattke sind auch musikalisch eine Einheit. Beim großen HOPE Jubiläumskonzert am 8. Juli am Elbufer treten sie erstmals wieder nach der Pandemie zusammen auf. Foto: P © PR

Im Lockdown hatte das Ensemble der Staatsoperette einiges ausprobiert, doch das ging nur online. Es gab beispielsweise einen klingenden Adventskalender. Und Steffi Lehmann hatte ein paar Adventsauftritte mit einer Solo-Harfenistin. Nun sind die Proben bereits länger unter fast normalen Bedingungen angelaufen. "Man braucht eine Vorlaufzeit von sechs bis acht Wochen, um wieder komplett an den Start zu gehen", sagt sie. Und während der Pandemie habe man natürlich die Stimme trainieren müssen wie einen Muskel, der sonst verkümmert wäre. Über die Online-Plattform Facetime konnten die Künstler mit ihren Mentoren und Stimmbildnern in Verbindung bleiben.

Gemeinsame Auftritte mit dem Liebsten

Besonders freut sich Steffi Lehmann aber auf die gemeinsamen Auftritte mit ihrem Ehemann Martin Lattke. Der ehemalige Thomaner und gut gebuchte Tenor ist am 8. Juli beim großen "HOPE Jubiläumskonzert" am Dresdner Elbufer an der Seite seiner Liebsten. Die beiden lernten sich vor 18 Jahren beim Studium in Leipzig kennen und sind seitdem unzertrennlich.

"Eigentlich sollte die HOPE Gala letztes Jahr in der Kreuzkirche vor 5.000 Zuschauern stattfinden, aber dann kam Corona. Nun wird sie nachgeholt. Wir sind so stolz, dass wir bei diesem wundervollen Projekt dabei sein dürfen", so die Sopranistin.

Spätestens ab Herbst hofft das Paar auf noch mehr Normalität. Dann kann man sie auch wieder als Csárdásfürstin an der Staatsoperette erleben.