SZ + Dresden
Merken

40.000 Euro Lohn für Berufsanfänger: Warum DVB-Fahrer jetzt deutlich mehr verdienen

Noch 2020 bekamen Busfahrer in Dresden monatlich 2.250 Euro Einstiegsgehalt. Warum die Dresdner Verkehrsbetriebe das deutlich anpassen mussten - und was dies Dresden kostet.

Von Dirk Hein
 4 Min.
Teilen
Folgen
NEU!
Ab März verdienen die Fahrer der Dresdner Verkehrsbetriebe (DVB) deutlich mehr Geld.
Ab März verdienen die Fahrer der Dresdner Verkehrsbetriebe (DVB) deutlich mehr Geld. © René Meinig

Dresden. Jahrelang zahlte kein anderes Verkehrsunternehmen in Deutschland schlechter als die DVB. Doch dann verließen Mitarbeiter in Scharen das Unternehmen. Eine Zeitlang fehlten so viele Fahrer, das am Angebot gespart werden musste.

Jetzt locken die Dresdner Verkehrsbetriebe mit einem Einstiegsgehalt von 40.000 Euro pro Jahr. Was sich in den vergangenen zwei Jahren bei den Verkehrsbetrieben getan hat.

Fehlende Fahrer sorgten für ausgedünnten Fahrplan

Noch im Sommer 2020 lag das Einstiegsgehalt für die etwa 600 Straßenbahn- und 400 Busfahrer der Verkehrsbetriebe bei 2.242 Euro. Niemand in Deutschland hat schlechter verdient. "In Sachsen wurde im ÖPNV bundesweit am schlechtesten gezahlt - und Dresden stand in der sachsenweiten Reihenfolge nochmals am Ende", sagt DVB-Personalvorstand Lars Seiffert.

20 Jahre ging das in der Landeshauptstadt irgendwie gut, bis dann allmählich - und 2022 deutlich spürbar - die Probleme kamen. "Wir hatten den Punkt erreicht, dass wir unser Angebot nicht komplett halten konnten. Wir sind von Kündigungen in Größenordnungen überrascht worden, die uns sehr erstaunt haben", sagt Personalchef Seiffert.

Als eine Folge wurden im Sommer 2022 Fahrplaneinschränkungen notwendig. Ein hoher Krankenstand, viele kaputte Fahrzeuge und die offenen Stellen führten dazu, dass einzelne Linien ausgedünnt wurden. Fünf Prozent weniger Fahrten mussten bis in den Herbst hinein angeboten werden.

Schrittweise mehr Geld für die Fahrer in Dresden

In mehreren kleinen Schritten haben die DVB ab 2020 die Gehälter aller etwa 2.000 Mitarbeiter, also nicht nur der Fahrer, erhöht. So wurde beispielsweise die monatlich ausgezahlte Inflationsausgleichsprämie nach deren Auslaufen weiter gezahlt. "Alles wurde über Tarifverträge geregelt. Aber es ist immer die Frage, wer sich um solche Verhandlungen mit der Gewerkschaft bemüht, in diesem Fall waren wir das", sagt Lars Seiffert.

Notwendig war das auch, damit die Busfahrer durch die Erhöhung des Mindestlohnes nicht zu nah an die Mindestlohngrenze rutschen. Aktuell verdienen Bus- und Bahnfahrer durch diese Anpassungen daher 2.754 Euro pro Monat.

Was DVB-Fahrer ab März verdienen

Im März 2024 erfolgt der nächste tarifgebundene Schritt für das DVB-Personal. Einsteiger als Bus- oder Bahnfahrer bekommen dann, einschließlich einer Jahressonderzahlung 39.500 Euro pro Jahr. Dazu kommen teilweise steuerbegünstigte Schichtzuschläge, beispielsweise für Nacht- oder Feiertagsarbeit. Meist sind dies etwa 200 Euro monatlich extra.

Jakob Fischer wurde Ende 2023 als deutschlandweit bester junger Straßenbahn-Fahrer ausgezeichnet. Auch er profitiert von den höheren Gehältern.
Jakob Fischer wurde Ende 2023 als deutschlandweit bester junger Straßenbahn-Fahrer ausgezeichnet. Auch er profitiert von den höheren Gehältern. © Matthias Rietschel

Verteilt über alle Mitarbeiter werden so Zusatzkosten von 7,5 Millionen Euro allein anteilig für das Jahr 2024 fällig. Im Folgejahr erhöht sich der Betrag entsprechend. Bei insgesamt fast 300 Millionen Euro Gesamtkosten pro Jahr erscheint das noch überschaubar.

  • Den Überblick über alle Nachrichten aus Sachsens Wirtschaft gibt es zweimal wöchentlich mit unserem Newsletter "Wirtschaft in Sachsen" - hier kostenlos anmelden.

Allerdings ist der Zuschussbedarf der Verkehrsbetriebe in den vergangenen Jahren stark angestiegen. Bis 2018 reichten jährlich 40 Millionen Euro aus. Nach knapp 70 Millionen Verlust 2022 werden es 2023 wohl knapp über 62 Millionen Euro sein. Ein Teil der Verluste, konkret 55 Millionen Euro, können über die Gewinne, zum Beispiel der Sachsen-Energie, abgefedert werden. Das restliche Geld muss aus dem Stadthaushalt bezahlt werden.

"Wir haben darüber schon sehr straff diskutiert. Es gab nicht nur Zuspruch. Aber wir mussten diesen Weg gehen. Wir sind gehaltsmäßig dermaßen links und rechts überholt worden, wir haben schlicht die Leute nicht mehr gefunden, die wir brauchen, um den Beförderungsauftrag der Stadt zu erfüllen", sagt Lars Seiffert.

Welche Auswirkungen die Gehaltssprünge in Dresden haben

"Wir haben im Moment keine unbesetzten Stellen. Die ausgeschriebenen 36 Stellen dienen in erster Linie dem Ersatz von demnächst in Pension gehenden Mitarbeitenden", sagt DVB-Sprecher Falk Lösch. Mit der momentanen Personalstärke könne wieder das volle Angebot gefahren werden, Taktkürzungen seien keine vorgesehen. Mittlerweile kommen laut Seiffert erste Mitarbeiter zurück, die vorher die DVB verlassen haben.

Bei den Straßenbahnfahrern könne das Unternehmen sich unter mehreren Bewerbern wieder die Besten aussuchen. Ein anderes Problem bleibt bei den Busfahrern. Dort können momentan nicht genügend externe Prüfungstermine angeboten werden, damit alle fertig ausgebildeten potenziellen neuen Busfahrer auch endlich hinters Steuer dürfen.

"Wir erwarten von unseren Fahrern Leistung an sieben Tagen rund um die Uhr. Trotz der jetzt besseren Bezahlung: Das Herz muss mitfahren. Wem die Begeisterung fürs Fahren fehlt, der hat auch von noch mehr Geld nichts", sagt Lars Seiffert.