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Ärger um Ticketkontrollen bei Kaisermania in Dresden

Ilka Wetterling setzt sich seit Jahren für einen fairen, sicheren Kartenverkauf ein. Von den Ticketkontrollen bei der Kaisermania ist sie bitter enttäuscht und befürchtet: Der Schwarzmarkt blüht neu auf.

Von Nadja Laske
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Die Konzerte von Roland Kaiser am Elbufer in Dresden begeisterten Zehntausende Fans - aber einige waren auch enttäuscht, dass keine richtige Kontrolle der personalisierten Tickets stattfand.
Die Konzerte von Roland Kaiser am Elbufer in Dresden begeisterten Zehntausende Fans - aber einige waren auch enttäuscht, dass keine richtige Kontrolle der personalisierten Tickets stattfand. © Ronald Bonß (Archiv)

Dresden. Plötzlich war die Seite weg. Tot, gesperrt, stillgelegt - die Facebook-Gruppe, die Ilka Wetterling so am Herzen liegt, die sie über Jahre aufgebaut, gepflegt und mit der sie wirklich viel erreicht hat.

"Kaisermania Ticketbörse" heißt sie und bietet Roland-Kaiser-Fans die Möglichkeit, Karten zu kaufen und zu verkaufen, zum originalen Preis, jenseits des Schwarzmarktes, auf dem Tickets zu dreifachen Beträgen gehandelt werden.

Außerdem hat Ilka Wetterling ein Händchen dafür, Eintrittskarten für die begehrte Kaisermania herbeizuzaubern und damit Menschen glücklich zu machen, die sich sehnlichst wünschen, einmal dabei zu sein, wenn ihr Idol am Königsufer "Ich glaub', es geht schon wieder los" singt. Menschen, die sonst vielleicht Betrügern auf den Leim gehen und gefälschte oder gar keine Tickets erhalten würden.

Trotz personalisierter Tickets zur Kaisermania keine Ausweiskontrolle

"Ich verdiene an dem Ganzen überhaupt nichts", sagt Ilka Wetterling, "ich bin einfach nur selbst glühender Kaiser-Fan und gut vernetzt." Außerdem hasst sie die Abzocker, denen sie selbst schon in die Falle gegangen ist. Eigentlich sollte in diesem Jahr endlich Schluss mit diesen fiesen Maschen sein. "Endlich, endlich wurde die Personalisierung der Eintrittskarten eingeführt. Dafür haben wir so lange gekämpft, und ich war wirklich happy!"

Ilka Wetterling mit ihrer Schwester Kathy Mons auf der Kaisermania am Königsufer. Die Freude über das Konzert ist nachträglich getrübt. Wo blieben die versprochenen Checks am Einlass?
Ilka Wetterling mit ihrer Schwester Kathy Mons auf der Kaisermania am Königsufer. Die Freude über das Konzert ist nachträglich getrübt. Wo blieben die versprochenen Checks am Einlass? © privat

Doch kaum geboren, schon verloren scheint die Idee. In Ilkas Fankreisen kursieren Beschwerden, dass der gute Ansatz im Keim erstickt wurde. Das ist auch der Grund, weshalb sie zumindest vorübergehend ihre Facebookseite inaktiv geschaltet hatte - aus Frust. "Ich bin so wütend", sagt Ilka, die zusammen mit ihrer Schwester Kathy am Wochenende selbst auf der Kaisermania war.

Was sie dort erlebte, teilen zahlreiche Fans unter ihren Bekannten und Freunden, aber auch im Netz: "Es hieß ursprünglich, dass die Tickets nur in Kombination mit einem Lichtbildausweis gültig sind. Später wurden zumindest Stichproben angekündigt, jedoch am Einlass nichts davon umgesetzt." Ilka Wetterling zufolge wurde gar nicht abgeglichen, ob die Konzertbesucher wirklich den Namen auf der Eintrittskarte haben.

Roland-Kaiser-Fans zwischen Enttäuschung und Verständnis

Das deckt sich mit Schilderungen wie dieser: "Heute wurde Taschenkontrolle gemacht, aber kein Abgleich der Tickets", schreibt Janett W. auf Facebook. Auf Ilkas Post "Info: Es wird nicht kontrolliert. Bin mega enttäuscht und begrüße hiermit den Schwarzmarkt für 2024" antwortet Andrea J.: "Hast du es tatsächlich anders erwartet?" und Anja S.: "Einfach nur noch enttäuschend!". "Und das ganze Theater der letzten Wochen und Monate völlig umsonst", bedauert Sabine H.

Andere Fans haben Verständnis: "Leute, wie sollen die Securitys an den Eingängen bitteschön alle Konzertbesucher kontrollieren?", fragt Diana B. "Wie will man die Meute im Zaum halten, um kontrollieren zu können?", gibt Mandy R. zu bedenken. Personell sei das nicht zu stemmen, sehen andere Fans ein. Das besänftigt Ilka Wetterling jedoch nicht.

"Ich denke, allein die Ankündigung der Kontrollen... hatte den positiven Effekt, dass in diesem Jahr der Schwarzmarkt eingeschränkt, wenn nicht gar unterbunden wurde", meint Carsten Ehlert. Den glühenden Fan hatte Sächsische.de im vergangenen Jahr zur Kaisermania begleitet. Nun war er wieder dabei und bestätigt, am Einlass nicht kontrolliert worden zu sein. Eine Legitimierungspflicht habe er auch bei anderen Konzertbesuchern nicht gesehen.

"Was würde Roland Kaiser dazu sagen?"

Konzertveranstalter Dieter Semmelmann von Semmel Concerts Entertainment bestätigt indes auf Sächsische.de-Anfrage: "Natürlich wurde das kontrolliert und sogar umpersonalisiert bei Krankheit usw."

Das wiederum wirft bei Ilka Wetterling noch mehr Fragen auf. Im Vorfeld der Kaisermania waren alle Kartenkäufer über das neue Prozedere informiert worden: "Aufgrund der besonderen Vorkehrungen bzgl. der Personalisierung der Kaisermania-Tickets ist eine Umpersonalisierung im Vorfeld und vor Ort nicht möglich", war auf der Website der Kaisermania zu lesen.

Im Zuge des Karten-Vorverkaufs ging an die Konzertbesucher folgende Information: "Sofern das/die Ticket(s) z.B. wg. Krankheit nicht genutzt werden kann/können, hat der Ticketkäufer die Möglichkeit, das Ticket ab dem 01.05.2023 über die Ticketbörse www.fansale.de weiterzuverkaufen." Die Fansale-Seite wurde vom Online-Ticketservice Eventim eingerichtet. Für eine Gebühr von zehn Euro nahm er dort Tickets zurück und stellte sie neuen Käufern zur Verfügung - für Ilka Wetterling ein Quantensprung gegen den Schwarzhandel.

"Ich war so froh, dass ich künftig nicht mehr allein diesen Aufwand betreiben muss, Karten anzukaufen, um sie zum reellen Preis weiterzugeben", sagt sie. Schließlich ging sie mit jedem Ticket in Vorleistung, nur um es dem Schwarzmarkt wegzuschnappen und es solchen Fans zu vermitteln, die sie immer wieder sehr rühren: "Die Käufer waren so dankbar, wenn sie auf diese Weise an ihr ersehntes Ticket kamen oder happy, damit einem anderen eine riesige Freude machen zu können."

Gern gibt Ilka auch Tipps, wie man nach dem ersten Ansturm auf den Onlineverkauf, der in kürzester Zeit leergefegt ist, doch noch an Karten kommt - beispielsweise nachts um zwei oder drei Uhr, wenn Eventim zurückgegangene Tickets wieder abgibt. "Und stellt eure Handys auf Flugmodus!", rät sie. Nichts sei frustrierender, als wenn die beste Freundin anruft, um ihr Kaufglück zu verkünden, und man selbst in diesem Moment aus dem System fliegt.

Ilka Wetterling ist mit ihrer Facebook-Seite wieder online. Schließlich wünschen sich die meisten Fans einen fairen, sicheren Tickethandel, so wie sie. Auch wenn sie befürchtet, dass sich die Schwarzhändler die Hände reiben, hofft sie doch auf Nachbesserung im nächsten Jahr. "Was würde denn sonst Roland Kaiser dazu sagen?"