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Warum die Schwimmhalle in Dresden-Klotzsche nicht gebaut wird

Die Auswirkungen des Russland-Ukraine-Krieges und die Energiekrise machen eine "Neubewertung" des Neubaus der Schwimmhalle in Klotzsche notwendig. Was jetzt passiert.

Von Dirk Hein
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Auf dieser Fläche an der Königsbrücker Landstraße sollte eigentlich die Schwimmhalle für Klotzsche gebaut werden.
Auf dieser Fläche an der Königsbrücker Landstraße sollte eigentlich die Schwimmhalle für Klotzsche gebaut werden. © René Meinig

Dresden. Die alte, im Jahr 1935 gebaute Schwimmhalle in Klotzsche ist in einem schlechten Zustand. Sie wird dennoch weiterhin für den Schul- und Vereinssport genutzt - und dringend gebraucht. Seit 2008 stand dennoch immer wieder ihre Schließung im Raum, auch weil es statische Probleme gab oder weil das Becken Risse aufwies. Weil ein Ende der Nutzungsdauer absehbar ist, plant die Bäder GmbH eigentlich an einem Neubau.

Was hat die Stadt Dresden bisher geplant?

Die Schwimmhalle Dresden-Klotzsche deckt längst nicht den Bedarf im Dresdner Norden. Der Plan der Stadt und der kommunalen Bäder GmbH sah daher bisher einen Ersatzneubau vor. Dieser sollte auf einer Brache an der Königsbrücker Landstraße 100 gebaut werden. Das ehemalige Grundstück der Gas- und Wasserwerke Klotzsche wurde mittlerweile beräumt und der Boden von giftigen Materialien befreit.

Die neue Halle sollte mit sechs 25-Meter-Bahnen, einem Lehrschwimmbecken und einem Rehabecken ausgestattet sein, sodass Schwimmlehrgänge, Freizeitkurse und Aquakurse hätten angeboten werden können. Zudem sollte sie deutlich größer werden, als der Altbau. Die Wasserfläche hätte sich um mehr als das Doppelte von 312 Quadratmetern auf rund 700 Quadratmeter erhöht.

Bisher war auch kein Abweichen von diesem Plan erkennbar. Bereits 2019 hatte der Rat in der Sportstrategie für Dresden den Ersatzneubau am neuen Standort abgesegnet. Fünf Jahre später, so die Hoffnung damals, könne gebaut werden. Daraus wurde zwar nichts, zumindest wurde bisher aber weiter am Bauantrag gearbeitet.

Wie haben sich die Pläne geändert?

Völlig überraschend vollzieht die Bäder GmbH jetzt eine Kehrtwende. "Die Auswirkungen des Russland-Ukraine-Krieges auf die wirtschaftliche Situation der Dresdner Bäder GmbH, ausgelöst durch die sogenannte 'Energiekrise', hat eine Neubewertung des Vorhabens zwingend erforderlich gemacht", antwortet Oberbürgermeister Dirk Hilbert (FDP) auf eine Ratsanfrage von Silvana Wendt (Freie Wähler/Freie Bürger).

Mangels gesicherter Gesamtfinanzierung wurde das Projekt "auf unbestimmte Zeit verschoben." Bedenklich: Der mit der Sachsen-Energie geschlossene Erbbaurechtsvertrag für das Grundstück an der Königsbrücker Straße 100 soll im gleichen Atemzug aufgehoben werden. "Das Grundstück wird bis auf Weiteres nicht benötigt", sagt der Sprecher der Bäder GmbH, Lars Kühl. So sollen unnötige Kosten vermieden werden.

Die Nachfrage, warum das fehlende Geld nicht mit Nachdruck bei den gerade erst abgeschlossenen Haushaltsverhandlungen eingefordert wurde, verwies Kühl an die Stadt. In einem Brief an die Dresdner Stadträte hatte der Geschäftsführer der Bäder GmbH, Matthias Waurick, Anfang Dezember dringend mehr Geld eingefordert, um die Dresdner Schwimmhallen wie bislang offen halten zu können. Der Rat stimmte zum Großteil zu.

Die neue Halle in Klotzsche hat sich jedoch extrem verteuert. Statt anfänglich geplanten 20 Millionen Baukosten wird jetzt von 30 Millionen ausgegangen. Aus Sicht der Bäder GmbH ist das, bei weiter extrem hohen Betriebskosten, nicht mehr vermittelbar.

Wie geht es mit der alten Halle weiter?

Noch kann in Klotzsche geschwommen werden. Eine Garantie, dass dies noch jahrelang so sein wird, gibt es aber nicht. Bäder-Sprecher Kühl: "Wir betreiben die 'alte' Schwimmhalle Klotzsche, solange es dafür eine Betriebserlaubnis gibt." Doch diese sei keine Selbstverständlichkeit. Neben baulichen Gegebenheiten werden dabei auch Belange des Brandschutzes und der Wasserqualität regelmäßig geprüft.

Noch kann in der Schwimmhalle Klotzsche geschwommen werden.
Noch kann in der Schwimmhalle Klotzsche geschwommen werden. © Archiv: Steffen Füssel

"Wenn die Anforderungen an eine der Voraussetzungen nicht erfüllt werden, kann die Betriebserlaubnis entzogen werden. Meist geschieht dies unter Auflagen, die bis zu einer bestimmten Frist zu erfüllen sind, damit die Betriebserlaubnis wieder erteilt werden kann", so Kühl weiter.

Ist der Neubau jetzt endgültig vom Tisch?

Formal baut und betreibt die Bäder GmbH die Dresdner Bäder im Auftrag der Stadt, die wiederum die Verluste der Bäder GmbH trägt. Viele Jahre lang reichten die Gewinne der Sachsen-Energie aus, um sowohl die eingeplanten Verluste der DVB als auch die der Dresdner Bäder auszugleichen. Mittlerweile hat der Energiekonzern dem aber enge Grenzen gesetzt. Extra-Ausgaben müssten direkt aus dem Haushalt der Stadt finanziert werden.

Dort ist die Bereitschaft die Bäder zu unterstützen groß. Aktuell überwiegt aber noch der Ärger über das momentane Vorgehen. "Die von der Stadt seit Jahren zugesagte neue Schwimmhalle in Klotzsche muss kommen. Es kann und darf nicht sein, dass dieses Versprechen gebrochen wird", sagt Silvana Wendt. Wenn die Schwimmhalle nicht wie geplant gebaut wird, hätte dies gravierende Auswirkungen auf die Schwimmvereine und auf das Schulschwimmen. In der neuen Halle hätte es zudem ein Reha-Becken gegeben. Für Betroffene mit Rezept hätten sich Wege verkürzt. "Wir haben dies den Menschen vor Ort versprochen", so Wendt.