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Mehr illegale als erlaubte Autos auf der Dresdner Augustusbrücke

Seit ihrer Wiedereröffnung Ende Januar ist die Augustusbrücke für Privatautos gesperrt. Wie viele sie trotzdem pro Stunde nutzen.

Von Christoph Springer
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Taxis dürfen die Augustusbrücke nutzen, Privatautos nicht.
Taxis dürfen die Augustusbrücke nutzen, Privatautos nicht. © Sven Ellger

Dresden. Die Sonne strahlt, T-Shirt-Wetter Ende Oktober, zwischen Altstadt und Neustadt ist viel Betrieb. Jede Menge Touristen flanieren über die Augustusbrücke, dazwischen ein paar wenige Dresdner. Und der Strom der Radfahrer reißt nicht ab. Es sind Hunderte bei einer Stichprobe am Donnerstag in der Nachmittagsstunde zwischen 16 und 17 Uhr. Auffällig: Keiner davon fährt auf dem Fußweg, dort werden allenfalls ein paar Fahrräder geschoben. Und kein Fußgänger verirrt sich beim Spazierengehen auf die Fahrbahn.

Seit Wiedereröffnung mehr Radfahrer und Fußgänger

Seit die Brücke fertig und zugleich für Privatautos gesperrt ist, hat der Fuß- und Radverkehr deutlich zugenommen, belegen Zahlen der Stadt. Doch trotzdem "verirren" sich immer noch Fahrzeuge auf die Elbquerung, die dort eigentlich nicht sein dürften. Sie sind gut zu hören auf dem neu verlegten Brückenpflaster, gerade weil es wenige sind.

Die Dresdner werden im Stau stehen, sechs Elbbrücken plus die Autobahnbrücke sind zu wenig für die Landeshauptstadt. Vor allem dann, wenn an einer der Brücken gebaut wird. Als klar war, dass die Augustusbrücke künftig für den individuellen Autoverkehr gesperrt bleiben würde, argumentierten Gegner dieser Reglung mit diesen Argumenten. Der Streit war heftig. Als die Brücke Ende Januar nach fünf Jahren Bauzeit wiedereröffnet wurde, stand dennoch fest: Nur Blaulichtfahrzeuge dürfen sie nutzen, für alle anderen Autos ist sie tabu. Ausnahme: Taxis, später kamen noch die Stadtrundfahrt-Busse dazu.

"Mit der vorhandenen Beschilderung wird die Sperrung der Augustusbrücke aus allen Fahrtrichtungen rechtzeitig und eindeutig wiedergegeben", erklärt die Stadtverwaltung.
"Mit der vorhandenen Beschilderung wird die Sperrung der Augustusbrücke aus allen Fahrtrichtungen rechtzeitig und eindeutig wiedergegeben", erklärt die Stadtverwaltung. © SZ/C. Springer

Verkehrsverstoß kostet 50 Euro

129 Autofahrer haben diese Regelung seit der Brückeneröffnung missachtet und sind deshalb angezeigt worden, teilt das Dresdner Ordnungsamt auf Nachfrage von sächsische.de mit. Sie haben gegen Paragraf 41 der Straßenverkehrsordnung verstoßen, erklärt Polizeisprecher Lukas Reumund, also ein Vorschriftszeichen missachtet. Dieses Zeichen steht auf jeder Brückenseite und zeigt an, dass die Elbquerung für Autos und Motorräder gesperrt ist. Darunter der Hinweis - eine Ausnahme gilt für Taxis. 50 Euro Verwarngeld "kostet" der Verstoß.

Kontrolliert wird der "fließende Verkehr" nur von der Polizei, so das Ordnungsamt, nur die Polizeibeamten dürfen Autos stoppen. Die Mitarbeiter der städtischen Behörde würden deshalb nicht zu Kontrollen auf der Brücke ausschwärmen. Reumund erklärt, die Verkehrspolizei und die Beamten aus den angrenzenden Revieren - also aus "Mitte" an der Schießgasse und "Nord" an der Stauffenbergallee - würden die "Situation auf der Augustusbrücke" regelmäßig im Rahmen von Streifen kontrollieren. Das sei aber nur stichprobenartig möglich.

Unter anderem dieser Transporter ist über die Augustusbrücke gefahren. Die Polizei hat ihn gestoppt, der Verkehrsverstoß kostet 50 Euro Verwarngeld.
Unter anderem dieser Transporter ist über die Augustusbrücke gefahren. Die Polizei hat ihn gestoppt, der Verkehrsverstoß kostet 50 Euro Verwarngeld. © SZ/C. Springer

Polizeieinsatz in der Brückenmitte

An diesem Donnerstagnachmittag steht die Verkehrspolizei auf der Brücke, genau in der Mitte, gegenüber der "Kanzel" mit dem Flutdenkmal. Eigentlich ist der Polizeitransporter von beiden Brückenseiten gut zu sehen. Dennoch fährt kurz nach 16 Uhr ein Krankentransportwagen von der Neustadt kommend über die Elbquerung. Die Beamten stoppen das Auto, stellen den Fahrer zur Rede, 50 Euro sind fällig. Der Mann am Steuer ist danach schlecht gelaunt, steigt wortlos ein und fährt Richtung Altstadt davon.

Noch etwa 20 Minuten dauert diese "Stichprobe" der Verkehrspolizei, weitere Privatfahrzeuge fahren in dieser Zeit nicht über die Brücke. Als die Beamten davonfahren, sind noch drei Mitarbeiter des Ordnungsamtes auf der Brücke. Und der Verkehr nimmt zu.

Kurz hintereinander fahren vier Pkws über die Elbquerung, allesamt stammen nicht aus Dresden. Zwei von ihnen kommen aus Niedersachsen, sie könnten sich also tatsächlich nur verirrt haben auf die Brücke. Die zwei anderen stammen aus Bischofswerda und Sebnitz. Bis dorthin dürfte sich die Auseinandersetzung um die Autosperre auf der berühmten Brücke im Dresdner Stadtzentrum schon im vergangenen Jahr herumgesprochen haben. Sie haben sich vermutlich nicht "verirrt" auf die gesperrte Augustusbrücke. Ungestraft werden auch sie nicht davonkommen, ein Mitarbeiter des Ordnungsamtes macht Fotos.

Mehr illegale als legale Fahrten

"Ich finde gut, dass die Brücke für Privatautos gesperrt ist", kommentiert ein Dresdner der seinen Namen nicht nennen möchte, die aktuelle Verkehrsregelung. Er ist zu Fuß unterwegs. Auch er hat die Autos gesehen, die dennoch über die Brücke gefahren sind. "Das gehört doch dazu", meint er zu den Einsätzen von Polizei und Ordnungsamt.

Insgesamt sind in dieser zufällig gewählten Nachmittagsstunde neun Autos über die Augustusbrücke gefahren, vier davon waren Taxis. Kein Stadtrundfahrt-Bus war dabei, obwohl die Doppeldecker die Brücke nutzen dürfen, außerdem fuhren in dieser Zeit 19 Straßenbahnen der Linien 4 und 9 über die Elbquerung.

Pro Monat mussten seit der Wiedereröffnung der Brücke im Januar im Schnitt ein reichliches Dutzend Autofahrer Strafe zahlen für die illegale Fahrt zwischen Neustädter Markt und Sophienstraße. Daraus lässt sich schließen: Die Sperrung ist akzeptiert, nur zufällig fahren Privatautos darüber. Doch zugleich zeigt der nicht repräsentative Test: Es können immer noch mehr illegale als erlaubte Autofahrten sein.