Dresden. Fachleute nutzen die Spielzeitpause in diesem Sommer für umfassende Arbeiten an der Semperoper. Das ist nötig, um das nach der Zerstörung im Zweiten Weltkrieg am 13. Februar 1985 wiedereröffnete bekannteste deutsche Opernhaus gut zu erhalten. Der Freistaat hat das Bauwerk in den vergangenen Jahren schrittweise saniert, die Technik erneuert und es vor Hochwasser geschützt. Auch in diesem Jahr haben die Fachleute seit Mitte Juli ein volles Programm, so im Opernhaus und an der Probebühne. Die Arbeiten sind weit fortgeschritten. "Am 25. August werden wir damit fertig, sodass die Spielzeit am darauffolgenden Montag pünktlich beginnen kann", erklärt Sachgebietsleiter Knut Börner vom Staatsbetrieb Sächsisches Immobilien- und Baumanagement (SIB). Mit Projektleiterin Silke Ringelmann erläutert er Details von wesentlichen Arbeiten.
Das Champagnerzimmer: Tunnel zum Schloss erhalten
Seit 2020 wurden umfangreiche Arbeiten im Untergeschoss ausgeführt. Das war möglich, da vorher die feuchten Außenwände an der Vorderseite der Semperoper, die keinen Schutz hatten, ordentlich abgedichtet wurden, erklärt die Projektleiterin. So konnten die Bauleute die Außenwände des Rundfoyers der einstigen Gaststätte, die seit der Jahrhundertflut 2002 nicht mehr genutzt wird, sanieren. In dem Zuge wird auch das anschließende sogenannte Champagnerzimmer unter dem Theaterplatz instandgesetzt. Für den Namen gibt es Ringelmann zufolge eine Erklärung. Dort sollen früher edle Getränke, wie Champagner, Sekt und Wein gelagert worden sein.
Das Champagnerzimmer hat nicht nur dichte Wände bekommen. Dort haben Handwerker auch die Decke erneuert und den Fußboden aufgearbeitet. Zuletzt wurden im Champagnerzimmer noch sechs Stelen mit Bronzeplastiken berühmter Persönlichkeiten aus der Dresdner Operngeschichte aufgestellt. "Ende Mai sind wir dort fertiggeworden", sagt Silke Ringelmann.
Dahinter befindet sich ein Stück eines Tunnels in Richtung Schloss. Der Zugang wurde mit einer Mauer verschlossen, sodass keine Feuchtigkeit mehr in die Semperoper eindringen kann. Nach Abstimmung mit der Stadt sei das Tunnelstück dann mit Kies verfüllt worden. So bleibt es späteren Generationen noch möglich, die historische Baukonstruktion zu erkunden.
Das untere Rundfoyer: Fachleute reinigen einige Stellen
Das untere Rundfoyer des Opernhauses war 2019 komplett gereinigt worden. Jetzt sind dort wieder Fachleute aktiv. Stellenweise werden bei der jetzigen restauratorischen Reinigung auch Farben und Holzmalereien vorsichtig aufgefrischt. "Das berühmte an unserer Oper ist, dass auf dem Stuck Holzmalereien aufgebracht wurden, die wie echtes Holz aussehen", erläutert Sachgebietsleiter Börner.
Die Reinigung: Deckenleuchter werden runtergelassen
Hell strahlen werden auch knapp 100 Decken- und Wandleuchter der Semperoper nach der Sommerwartung. "Sie werden schonend gereinigt", sagt die Projektleiterin. Dabei werden die Deckenleuchter herabgelassen. Mitarbeiter einer Reinigungsfirma befreien sie von Staub. Außerdem tragen Restauratoren eine ganz sanfte Reinigungslösung auf die wertvollen Leuchter auf.
Die Stolperfallen: LED-Beleuchtung für kleine Absätze
Fingerspitzengefühl ist auf den Böden der drei Ränge von Gerd Kleditzsch und seinen Mitarbeitern gefragt. Der Parkettlegemeister und Restaurator aus dem erzgebirgischen Pockau schafft die Voraussetzungen, damit ein gutes Dutzend Gefahrenstellen entschärft werden, um Stürzen vorzubeugen. Dabei handelt es sich um bis zu fünf Millimeter hohe Absätze, die künftig mit LED-Lampen beleuchtet werden.
Kleditzsch öffnet vorsichtig das originale Parkett von 1985 an den Stellen und verlegt Kabel sowie die LED-Beleuchtung. Dadurch werden die kleinen Absätze künftig für Besucher viel besser sichtbar sein.
Die Probebühne: Neuer, dreischichtiger Holzbelag
Einen komplett neuen Boden erhält die Probebühne I. Deren 360 Quadratmeter große Oberfläche ist verschlissen. Der neue dreischichtige Bühnenboden aus einer Lage Schwarzkiefer, einer folgenden aus Birkenholz und einer weiteren aus Schwarzkiefer muss beim Aufbau der Kulissen mit ihren Stahlfüßen eine hohe Punktlast von 500 Kilo aushalten, erklärt die Projektleiterin. Die Platten sind weitgehend verlegt. Jetzt werden sie noch geschliffen. Zum Schluss wird die Oberfläche noch mit einem Spezialöl gestrichen.
Die Außenwand: Bitumenschichten schützen vor Nässe
Seit 2016 werden die Außenwände der Semperoper abschnittsweise abgedichtet. Dieses Jahr ist das nächste Stück auf der Zwingerseite dran. Dabei brechen Steinmetze den Sandsteinsockel ab. Die Wand bekommt einen bis zu zweilagigen Bitumenanstrich, über den dann wieder neue Sandsteine gesetzt werden.
Ausgeführt werden auch noch zahlreiche weitere Arbeiten, so werden in die Bühnenbeleuchtung der zwei Ballettsäle des Funktionsgebäudes LED-Leuchten eingebaut. Der SIB investiert insgesamt rund drei Millionen Euro.