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So wollen die Veranstalter der Filmnächte am Elbufer ein drohendes Aus abwenden

2025 laufen die Verträge für die Filmnächte am Elbufer in Dresden aus. Laut Stadt muss europaweit ausgeschrieben werden. Die Organisatoren haben das prüfen lassen.

Von Dirk Hein
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Die Kaisermania und die Filmnächte am Elbufer: Um die Zukunft am Königsufer wird weiter gerungen.
Die Kaisermania und die Filmnächte am Elbufer: Um die Zukunft am Königsufer wird weiter gerungen. © kairospress

Dresden. Seit über 30 Jahren gehören die Filmnächte am Elbufer zu Dresden, seit 20 Jahren die Kaisermania zu den Filmnächten. Ab 2026 könnte dennoch Schluss sein: Wie vom Rat beschlossen, werden die Verträge für Konzert- und Filmveranstaltungen am Elbufer europaweit neu ausgeschrieben. Internationale Veranstaltungskonzerne könnten mehr Geld bieten und das Gelände stattdessen pachten.

Der Streit darüber eskalierte vor wenigen Wochen, als Konzertveranstalter Dieter Semmelmann ein Fortbestehen der Kaisermania an die Filmnächte am Elbufer band. Jetzt liegt ein neues Gutachten vor, welches die Rechtsauffassung der Stadt schwächt.

Warum will die Stadt die Verträge erneuern?

Im Sommer hat der Stadtrat, auf Vorschlag der Verwaltung, den Filmnächten am Elbufer sieben Extra-Tage Spielzeit genehmigt. Gleichzeitig beschloss der Rat nach kurzer Diskussion aber auch, die "Durchführung von Kino- und Konzertveranstaltungen am Königsufer ab Januar 2026" komplett neu zu vergeben. Üblich ist dies beispielsweise bei den kleineren Weihnachtsmärkten der Stadt, die für mehrere Jahre ausgeschrieben und an den Organisator mit dem besten Konzept und der höchsten Pacht vergeben werden.

Laut dem Rechtsamt der Stadt besteht die Pflicht zur Ausschreibung auch für die Filmnächte am Elbufer. Dies sei "für die Betreibung von Veranstaltungen am Königsufer ab dem Veranstaltungsjahr 2026 notwendig". Die formalen Prozesse dafür befinden sich laut Stadt jedoch noch am Anfang. Wann konkret die neue Ausschreibung erfolgt, ist daher unklar.

Was sagen die Gutachten der Filmnächte-Macher?

Die Veranstalter der Filmnächte sehen in der beschlossenen Ausschreibung eine große Gefahr für den Fortbestand der Filmnächte. "Das einmalige Konstrukt der Filmnächte ist nur sehr schwer in einen Verwaltungsakt übertragbar. Es besteht die reale Gefahr, dass die Filmnächte in ihrer jetzigen Form verschwinden könnten", sagt Philip Hartmanis, einer der drei Geschäftsführer der Filmnächte.

Die Verantwortlichen haben daher bereits vor Monaten zwei Gutachten bei renommierten Rechtsanwälten und Wirtschaftsprüfern in Auftrag gegeben. Sie wollten wissen, ob eine Vertragsverlängerung zwingend mit einer öffentlichen Ausschreibung nach strengem Vergaberecht verbunden werden muss.

Beide Gutachten kamen zum Ergebnis, das dies nicht der Fall ist. Demnach müssen Dienstleistungskonzessionen wie bei den Weihnachtsmärkten ausgeschrieben werden. Bei den Filmnächten würde die Stadt das Areal am Elbufer jedoch lediglich an die Organisatoren der Filmnächte vermieten. Dafür sind keine hochkomplexen Ausschreibungen notwendig.

Welche Forderungen gibt es von den Organisatoren?

"Die sinnvollste Variante wäre es, auf eine Ausschreibung zu verzichten. OB Dirk Hilbert kann während der jetzt anstehenden Prüfung zu dem Ergebnis kommen, das diese nicht notwendig ist", sagt Hartmanis. Sollte die Stadt dennoch europaweit nach einem neuen Betreiber suchen, will die PAN GmbH, die bisher für die Filmnächte verantwortlich ist, sich erneut bewerben.

Kümmern sich als Geschäftsführer um die Filmnächte: Johannes Vittinghoff (v. l.), Philip Hartmanis und Matthias Pfitzner.
Kümmern sich als Geschäftsführer um die Filmnächte: Johannes Vittinghoff (v. l.), Philip Hartmanis und Matthias Pfitzner. © Marion Doering

Man hält sich aber auch juristische Schritte offen. "Es gibt schützenswerte Dinge rund um die Filmnächte. Jede juristische Auseinandersetzung kostet aber viel Zeit und Geld. Das wollen wir nicht, wir können aber auch diesen Hebel ziehen."

Wie geht es mit Konzerten und Kino weiter?

Formal sind die Filmnächte nur noch für die folgenden zwei Jahre gesichert. Anfang 2024 könnte die Stadt die Verträge mit den Veranstaltungsmachern zum Jahresende 2025 kündigen. Formal wird dies womöglich sogar erfolgen, weil diese Kündigung Voraussetzung für eine Neuausschreibung ist. Kündigt die Stadt nicht, verlängert sich der Vertrag jeweils um ein Jahr.

Das bringt vor allem Konzertveranstalter wie Dieter Semmelmann, der mit seiner Agentur Semmel Concerts Entertainment große Künstler ans Königsufer holt und auch die Kaisermania zum Erfolg geführt hat, in Probleme. "Wir müssen zwei Jahre im Voraus denken. Unsere Planungen für 2024 sind fast abgeschlossen. In einigen Projekten mit wichtigen Künstlern buchen wir bereits das Jahr 2025." Und: "Wir haben schlimmste Befürchtungen, dass der Prozess der Ausschreibung bis ins Jahr 2025 geht, ich bin ärgerlich, sauer und enttäuscht."

Die Einschränkungen im Filmbereich sind geringer. Allerdings merkten die Organisatoren schon jetzt, dass Sponsoren zögern, sich langfristig zu binden, heißt es. Zudem rechnen sich viele Investitionen nur, wenn große Konzerte diese mit finanzieren.

Welche Frist steht nun im Raum?

Konzernmanager Semmelmann fordert konkret, dass bis Frühjahr 2024 Klarheit für die Zukunft der Filmnächte am Elbufer besteht, die Ausschreibung bis dahin vom Tisch ist oder die bisherigen Organisatoren den Zuschlag erhalten haben. "Klappt das nicht, werden wir uns im Frühjahr 2024 auf die Suche nach neuen Konzertorten in Dresden ab 2026 machen - und schon 2025 erste Konsequenzen ziehen." Demnach ist keineswegs sicher, das 2025 noch Konzerte während der Filmnächte stattfinden werden.

So weit kommen lassen will es jedoch niemand. Semmelmann betont: "Roland Kaiser liebt es, in Dresden zu spielen." Filmnächte-Geschäftsführer Johannes Vittinghoff sagt: "Wir wollen zusammen mit der Stadt einen Weg finden, der das Risiko ausschließt, dass etwas mit den Filmnächten am Elbufer schiefgeht. Wir sind noch immer guten Glaubens, dass die Stadt den Weg mit uns gehen will."