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Wie viel Geld bleibt den Dresdnern nach der Miete noch?

Nicht nur die Nebenkosten steigen, auch die Grundmiete kennt in Dresden nur einen Weg: Nach oben. Wie viel die Einwohner für ihre Wohnung zahlen und was an Geld noch übrigbleibt.

Von Sandro Pohl-Rahrisch
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Wohnen in Dresden wird teurer - die Unzufriedenheit ist besonders rechts der Elbe hoch.
Wohnen in Dresden wird teurer - die Unzufriedenheit ist besonders rechts der Elbe hoch. © Marion Doering

Dresden. Die Dresdner müssen für ihre Wohnung so viel zahlen wie nie zuvor. Das geht aus der neuesten Bürgerumfrage hervor, wofür rund 6.000 Dresdner befragt worden sind. Vor allem Geringverdiener erfahren eine bisher nicht dagewesene Belastung. Wie stark die Kosten gestiegen sind, bei welchen Vermietern die Preise besonders angezogen haben, in welchen Stadtteilen noch vergleichsweise günstige Wohnungen zu bekommen sind, und wie viel Geld für Restaurantbesuche, Kinoabende und Sport übrig bleibt - das sind die wichtigsten Ergebnisse.

Wie wohnt der "Durchschnitts-Dresdner"?

Der typische Dresdner lebt in einer Mietwohnung - 75 Quadratmeter groß, 643 Euro im Monat teuer, mit Balkon, Loggia oder Terrasse, und beheizt mit Fernwärme oder Erdgas. Wer einmal eingezogen ist, bleibt auch ein Weilchen. Im Schnitt leben die Dresdner seit 13 Jahren in ihrer Wohnung.

Wie stark sind die Wohnkosten in Dresden gestiegen?

Laut der repräsentativen Bürgerumfrage zahlen die Dresdner fürs Wohnen im Schnitt 9,65 Euro pro Quadratmeter. Bei einer 65 Quadratmeter großen Wohnung ergeben sich somit monatliche Kosten von rund 627 Euro. Im Vergleich zur letzten Bürgerumfrage im Jahr 2020 ist das ein Anstieg von 50 Cent pro Quadratmeter beziehungsweise 32,50 Euro für die 65 Quadratmeter große Beispielwohnung.

Zu den Wohnkosten zählen die Grundmiete, die kalten sowie die warmen Betriebskosten. Die Grundmiete ist verglichen zu 2020 um fünf Prozent gestiegen. Die kalten Betriebskosten - dazu zählen unter anderem die Gebäudereinigung, der Hausmeister und die Gartenpflege - hat sich am deutlichsten erhöht: plus zehn Prozent. Das ist laut Stadt die höchste Steigerung seit 20 Jahren. Heizung und Warmwasser, die warmen Betriebskosten, kosten dagegen nur 2,7 Prozent mehr.

Die Umfrage fand im Februar 2022 statt, also bevor die Energiekosten in die Höhe geschossen sind. "Man muss davon ausgehen, dass sich die Betriebskosten seit der Befragung deutlich erhöht haben", sagte Holger Oertel von der Kommunalen Statistikstelle in der Dresdner Stadtverwaltung am Freitag.

In welchen Stadtteilen ist Wohnen besonders teuer, wo besonders günstig?

Am niedrigsten liegen die Mieten nach wie vor in Prohlis und Gorbitz. Dort müssen Einwohner im Schnitt weniger als 6,50 Euro pro Quadratmeter zahlen. Unterdurchschnittlich teuer sind Mietwohnungen darüber hinaus in Kaditz, Mickten, Trachau, aber auch in Tolkewitz, Seidnitz, Gruna, Leuben, Niedersedlitz, Leubnitz und Strehlen ist das Wohnen vergleichsweise erschwinglich.

Nach oben werden die durchschnittlichen Wohnkosten in Dresden durch die Stadtteile Altstadt, Innere und Äußere Neustadt sowie Loschwitz und Schönfeld-Weißig gezogen. Dort liegt der Preis im Schnitt bei 7,50 Euro pro Quadratmeter und mehr.

Hohe Mietpreise bedeuten aber nicht zwangsläufig eine Unzufriedenheit mit den Wohnkosten. Auch das zeigt die Bürgerumfrage. So sind die Einwohner rechts der Elbe (u.a. Neustadt und Klotzsche) tendenziell unzufriedener mit der Verfügbarkeit bezahlbarer Wohnungen in ihrem Stadtteil als links der Elbe. Am zufriedensten zeigen sich die Gorbitzer, die Tolkewitzer und Grunaer sowie die Südvorstädter und Zschertnitzer. Die schlechtesten Noten haben die Menschen in der Inneren und der Äußeren Neustadt vergeben.

Bei welchen Vermietern sind die Wohnungen am günstigsten?

Wer in einer Genossenschaftswohnung lebt, zahlt tendenziell weniger. Laut Bürgerumfrage kostet die Grundmiete im Schnitt 6,27 Euro pro Quadratmeter. Bei Vonovia - mit mehr als 38.000 Wohnungen der größte Vermieter in Dresden - sind 6,79 Euro. Sonstige Vermieter folgen dahinter mit 7,52 Euro.

Wie viel bleibt nach der Miete an Einkommen übrig?

Über alle befragten Dresdner hinweg hat sich die Wohnkostenbelastung kaum verändert, da die Einkommen ähnlich stark gestiegen sind. Knapp ein Drittel des Einkommens werden demnach für Miete und Nebenkosten gezahlt.

Ein Blick in die Haushalte zeigt aber durchaus Unterschiede. So ist die Belastung von Ein-Personen-Haushalten sowie alleinlebenden Rentnern besonders stark. Auch einkommensschwache Haushalte geben verhältnismäßig viel Geld fürs Wohnen aus, hält die Stadtverwaltung fest. Wer zum Beispiel im Monat weniger als 1.250 Euro verdient, muss sogar 59 Prozent des Einkommens für die Wohnung zurückhalten. 2020 lag der Wert noch deutlich unter 50 Prozent.

Haushalte mit hohem Einkommen müssen dagegen einen deutlich geringeren Anteil ihres Einkommens für die Miete ausgeben. Mehrpersonenhaushalte, in denen zwei Partner gemeinsam wohnen und verdienen, sind ebenso unterdurchschnittlich belastet, so Oertel.

Wie viel Geld haben die Dresdner für Restaurant- und Kinobesuche?

Rein rechnerischer kann jeder Haushalt zwar über zwei Drittel seines Einkommens frei verfügen. Mit einem Freizeitbudget ist dies aber nicht gleichzusetzen. So muss das Geld noch für Lebensmittel, neue Hosen für die Kinder, die Monatskarte, um auf Arbeit zu kommen, oder private Versicherungen reichen. Wie viel am Ende für Freizeit übrigbleibt, kann die Bürgerumfrage zwar nicht beantworten, allerdings ist danach gefragt worden, wie viel Geld die Dresdner für Kino, Theater und Gaststättenbesuche ausgeben.

Im Schnitt hat jeder Dresdner Haushalt im Februar 2022 rund 47 Euro für Konzert-, Kino- und Theaterbesuche sowie Bücherkäufe ausgeben. Hinzu kamen 41 Euro für Sport und Fitness sowie 136 Euro für Kurzausflüge, Restaurantbesuche und andere Hobbys. In allen Bereichen sind die Ausgaben damit gesunken, was aber nicht zwangsläufig auf die wirtschaftliche Lage rückschließen lässt, sagt David Gäbel von der Statistikstelle. Mit Sicherheit sei der Rückgang auch eine Folge der Pandemie. So war der Februar 2022 noch durch Corona und Schließungen geprägt.