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Drohnen, Diebe, Streitigkeiten: Unterwegs mit der Polizei auf dem Dresdner Striezelmarkt

Dieses Jahr hat die Polizei eine eigene Hütte auf dem Striezelmarkt in Dresden. Was hatten die Beamten bisher zu tun? Wie viele Diebstähle gab es? Ein Besuch vor Ort.

Von Connor Endt
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Hat die Weihnachtsmärkte im Blick: Nadine Auras ist Polizeiführerin auf dem Striezelmarkt in Dresden.
Hat die Weihnachtsmärkte im Blick: Nadine Auras ist Polizeiführerin auf dem Striezelmarkt in Dresden. © Sven Ellger

Dresden. Während die Menschen über den Striezelmarkt schlendern, Glühwein trinken und plaudern, huschen Nadine Auras' Augen über zwei Bildschirme. Dort empfängt sie die Bilder, die mehrere Überwachungskameras von den Dächern über dem Weihnachtsmarkt senden.

Nadine Auras ist Polizeiführerin und in diesem Jahr für die Sicherheit auf den Weihnachtsmärkten zwischen dem Albertplatz und dem Dresdner Hauptbahnhof zuständig. Sie leitet den Einsatz und hält Funkkontakt mit den rund 15 Beamten, die in Zweier- und Dreiergruppen über die Weihnachtsmärkte laufen.

Taschendiebe, Drohnenflüge und Falschgeld

Im vergangenen Jahr mussten die Beamten noch in einem Polizeibus ausharren und von dort aus ihre Runden ziehen. Zum ersten Mal hat die Polizeidirektion Dresden in diesem Jahr eine eigene Hütte auf dem Striezelmarkt. "Polizeiwache" steht auf einem Schild über dem Eingang der kleinen, grau-blauen Holzhütte, auf dem Dach stehen mehrere Weihnachtsbäume.

Dieses Jahr hat die Polizei ihre eigene Hütte auf dem Striezelmarkt.
Dieses Jahr hat die Polizei ihre eigene Hütte auf dem Striezelmarkt. © Sven Ellger

Durch die Milchglasscheiben kann man kaum ins Innere sehen. In der schmalen Küche im hinteren Teil der Hütte wärmen sich Nadine Auras' Kollegen gerade bei einer Tasse Kaffee auf. Die Hütte ist zweckmäßig eingerichtet: ein großer Schreibtisch, Monitore, Bürostühle. Jemand hat einen Weihnachtsstern und Räuchermännchen neben die Funkgeräte auf dem Schreibtisch gestellt.

Ab und an melden sich Streifenpolizisten per Funk bei Auras. Immer wieder blinkt der Gruppenchat der "Striezelwache" auf. Außerdem kann die Polizeiführerin die genaue Position der Streifen auf einem digitalen Lageplan verfolgen, denn alle Beamten tragen einen GPS-Sender. "Jetzt haben die Kollegen gleich ihre Runde beendet", sagt Auras und deutet mit dem Finger auf mehrere dunkle Punkte, die sich auf die "Striezelwache" zubewegen.

"Es ist relativ ruhig auf den Weihnachtsmärkten", sagt Auras. Bisher habe es neun Diebstähle gegeben. "Meistens sind das kleine Taschendiebstähle", sagt die Polizistin. Zwei Mal wurden Wertgegenstände aus Lieferfahrzeugen gestohlen, als die Zulieferer gerade mit dem Auspacken beschäftigt waren. Dazu kommen wenige kleinere Auseinandersetzungen. "Wir mussten bisher nur einen Platzverweis erteilen.".

Wenige Tage nach der Eröffnung des Striezelmarkts Ende November hat jemand eine Drohne über den Striezelmarkt steigen lassen und wurde daraufhin ermahnt. Außerdem hat ein Unbekannter mit einem gefälschten Zehn-Euro-Schein bezahlt. Insgesamt hat die Polizei bis zum Freitagnachmittag 18 Straftaten auf den großen Dresdner Weihnachtsmärkten gezählt.

Friedliche Stimmung auf den Dresdner Weihnachtsmärkten

Vor der Hütte gehen Auras Kollegen auf und ab. Die Polizisten haben sich freiwillig für den Einsatz auf dem Striezelmarkt gemeldet. Im Einsatz sind nicht nur Dresdner Beamte, sondern auch Polizisten aus Freital und Pirna. Ihre Namen wollen sie nicht nennen.

"Auf den Weihnachtsmärkten zu arbeiten, das ist mal ein bisschen Abwechslung", sagt einer von ihnen. "Abends haben wir am meisten zu tun, wenn die Besucher vom Striezelmarkt in die Neustadt ziehen. Da haben die meisten dann auch schon ein paar Glühwein intus." Wohin das führen kann, zeigt ein Fall aus der vergangenen Woche: Da hatten angetrunkene Randalierer den Riesenteddy vom Augustusmarkt demoliert und ihm den Kopf abgerissen.

Auf dem Striezelmarkt sind Polizisten aus Dresden, Freital und Pirna im Einsatz.
Auf dem Striezelmarkt sind Polizisten aus Dresden, Freital und Pirna im Einsatz. © Sven Ellger

"Die meisten Besucher verhalten sich aber friedlich", sagt der Polizist. Während er spricht, wird er von mehreren Touristen unterbrochen. "Können Sie ein Foto von uns machen?", fragt ihn ein Mann aus der Gruppe und reicht ihm im selben Atemzug sein Handy.

"Die meisten Leute sprechen uns an, weil sie den Weg wissen wollen", sagt der andere Polizist. "Mich hat auch schon mal jemand gefragt, wo die Frauenkirche ist, obwohl er genau davor stand."

Es bleibt ruhig am Freitagnachmittag. Vereinzelt klopfen Weihnachtsmarktbesucher an die Tür der "Striezelwache", fragen nach Öffnungszeiten oder bestimmten Ständen. Bis 21 Uhr hat der Striezelmarkt geöffnet, so lange bleibt Nadine Auras vor Ort, überblickt das Geschehen aus der Vogelperspektive. "Es ist mein erster großer Einsatz", sagt die 24-Jährige.

Hat man Weihnachtsmärkte nicht irgendwann satt, wenn man dort jeden Tag so viel Zeit verbringen muss? Da muss die Polizistin lachen. "Nein, überhaupt nicht", sagt sie. "Ich war auch schon privat hier, als ganz normale Besucherin."