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Dresdner Feuerwehrleute sind jetzt Fernsehstars

Die Berufsbrandschützer aus Dresden lassen sich für die Sendung "112 Feuerwehr im Einsatz" mit Body-Cams beim Einsatz filmen - und nehmen die Zuschauer hautnah mit.

Von Nadja Laske
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Oberbrandmeister und Truppenführer Hannes Langner gehört mit der Gopro-Kamera zu den filmreifen Dresdner Feuerwehrleuten.
Oberbrandmeister und Truppenführer Hannes Langner gehört mit der Gopro-Kamera zu den filmreifen Dresdner Feuerwehrleuten. © Matthias Rietschel

Dresden. Alarm heißt Aufbruch. Nicht Hals über Kopf, aber rasend schnell. Da bleibt der Feuerwehr keine Zeit für Zaungäste, und Selfies macht sie von sich vielleicht höchstens mal auf einer Weihnachtsfeier. Trotzdem filmen sich die Kameraden seit Neuestem andauernd selbst - ganz ohne Eitelkeit und Hang zur Selbstdarstellung, doch mit Freude daran, sich und ihre Arbeit darzustellen.

Und zwar so, dass ein riesiges Publikum sie bei ihren Einsätzen beobachten kann. Nachdem der Privatsender DMAX schon jahrelang die Berufsfeuerwehren verschiedenster Städte begleitet, gehören nun auch die Dresdner Brandschützer zum Cast. Mit dabei: Oberbrandmeister Hannes Langner. Mit der Zweiten Wachabteilung der Berufsfeuerwehr steht er inzwischen bei seinen Einsätzen unter ständiger Beobachtung.

Allerdings ist es unmöglich, im Ernst der Lage auch noch Zeit und Aufmerksamkeit für ein Kamerateam zu haben. Die Crew hätte wahrscheinlich noch nicht einmal die Mäntel an, da wären die Retter bereits in voller Montur in ihre Einsatzfahrzeuge gesprungen. Hier hilft modernste Technik: "Alle Kameraden, die damit einverstanden sind, sich und ihre Arbeit zu filmen, sind von der Produktionsfirma mit Kameras ausgestattet worden", erklärt Hannes Langner. Die kleinen Ansteckgeräte, genannt Gopro, werden an der Feuerwehrjacke befestigt und zeichnen alles auf, was die Feuerwehrleute erleben.

Brände löschen, Bäume bergen, Menschen retten: Diese Aufgaben hat die Dresdner Feuerwehr

Dazu gehören bei Weitem nicht nur Brände. Die Mannschaften rücken aus, wenn Gefahrengut zu beräumen ist, Öl von Fahrbahnen entfernt werden muss oder Bäume auf Straßen gestürzt sind. Aber auch und vor allem dann, wenn es darum geht, Menschenleben direkt zu schützen. Beispielsweise öffnet die Feuerwehr Türen, hinter denen jemand in Gefahr sein könnten. Das passiert, nachdem eine Person als vermisst oder lange nicht gesehen gemeldet wurde und in bedrohlicher Lage in ihrer Wohnung vermutet wird.

"Rund 80 Prozent unserer Einsätze machen solche Notrufe aus", sagt Michael Klahre. Der Sprecher der Berufsfeuerwehr Dresden kennt alle Statistiken und weiß auch, wie die Fancommunity der Dresdner Feuerwehr es aufgenommen hat, dass die Kameraden nun zu den bundesweiten DMAX-Stars gehören.

Klein und untrüglich: Solchen Minikameras zum Anstecken entgeht im Einsatz nichts.
Klein und untrüglich: Solchen Minikameras zum Anstecken entgeht im Einsatz nichts. © Matthias Rietschel

"Wir sind in den sozialen Netzwerken immer wieder gefragt worden, wann wir denn endlich im Fernsehen zu sehen sind", sagt er. Während der Corona-Zeit erreichte ihn dann eine Anfrage der Produktionsfirma, ob die Dresdner Feuerwehr Teil der Sendung "112 Feuerwehr im Einsatz" werden möchte. "Zu der Zeit konnten wir wegen der Pandemieregeln aber nicht wie gewohnt agieren und haben die Entscheidung vertagt."

Anfang des Jahres ging es los. Eine monatelange Vorbereitungsphase war nötig, bevor die ersten Sendungen wirklich ausgestrahlt werden können. Dazu gehörten Besuche des Kamerateams und eine Einweisung in den Gopro-Gebrauch.

Die Minikameras filmen jeden Einsatz mit. Auch die Fahrzeuge sind damit ausgestattet. Auf diese Weise entsteht reichlich Filmmaterial, das dennoch nicht ausreicht, um damit eine Sendung zu bestücken. Deshalb kommen die Filmemacher regelmäßig nach Dresden, führen Interviews mit den Kameraden, die an einem Einsatz beteiligt waren, filmen einzelne Szenen zusätzlich und schneiden aus allem schließlich die Sequenzen zusammen, die dann im Fernsehen zu sehen sind.

Kamerateam begleitet Straßenbahn-Bergung in Dresden

Am Donnerstag geht es dort nun zur Sache: Die Dresdner Feuerwehr wird zu einem Einsatz gerufen, der sich als hoch kompliziert herausstellt. Eine der nigelnagelneuen DVB-Straßenbahnen ist bei einem Unfall mit einem Auto entgleist. Dabei landet das Fahrgestell im Schotterbett - eine besonders schwierige Herausforderung für das Bergungsteam. Das ist spezialisiert auf sogenannte schwere technische Hilfe mit Spezialgerätschaften. Der Einsatz dauert bis tief in die Nacht.

Das gehört zum Job. Für Hannes Langner sind 24-Stunden-Dienste völlig normal. So arbeitet die Feuerwehr. Nach einer solchen Dienstphase haben die Kameraden zwei Tage frei. "Für mich sind das tolle Arbeitszeiten", sagt der 39-Jährige. So habe er regelmäßig Zeit für seine Familie und könne mit seinen Kindern die Nachmittage gestalten. Früher war er Mediengestalter und unzufrieden im Beruf. "Ich hatte einen Kumpel bei der Feuerwehr, der brachte mich auf die Idee, mich beruflich neu zu orientieren", erzählt er.

So startete er 2014 seine Ausbildung zum Brandmeister, schloss zwei Jahre später ab und spezialisierte sich weiter. Heute ist er Oberbrandmeister und Truppenführer - und stolz darauf, dass seine Zweite Wachabteilung im Fokus steht. "Was in der Sendung dargestellt wird, ist absolut authentisch. Da wird nichts ausgedacht oder zurechtgebogen", sagt er. "Es gibt ja viele Formate mit ähnlichen Themen, aber nicht alle sind so wahrhaftig. Hier ist es anders, das ist uns wichtig", bestätigt Feuerwehrsprecher Michael Klahre.

An den Dreharbeiten beteiligt und in der Sendung präsent zu sein, habe auch etwas enorm Verbindendes. Die Kollegen freuen sich auf die nächste Sendung. Sie wollen sie, wenn möglich, alle zusammen anschauen und haben ausreichend Stoff für humorvolle Kommentare trotz ernster Einsatzlage. "Das bringt uns Kuchen ein", erklärt Hannes Langner lachend. "Wer im Film bei einem kleinen Fehler erwischt wird, muss 'ne Runde geben."

"112 Feuerwehr im Einsatz", DMAX, 30. November, 21.15 Uhr