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Ehemalige Schwimmhalle an der Steinstraße in Dresden wird abgerissen

Viele Dresdner haben in der Schwimmhalle an der Steinstraße zu DDR-Zeiten schwimmen gelernt. Nun wird das Gebäude abgerissen. Was der Eigentümer mit dem Areal vorhat.

Von Juliane Just
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In der ehemaligen Schwimmhalle zogen zahlreiche Kinder zu DDR-Zeiten ihre ersten Bahnen. Jetzt, 54 Jahre nach der Errichtung, wird das Gebäude abgerissen.
In der ehemaligen Schwimmhalle zogen zahlreiche Kinder zu DDR-Zeiten ihre ersten Bahnen. Jetzt, 54 Jahre nach der Errichtung, wird das Gebäude abgerissen. © Christian Juppe

Dresden. Heute planscht nahe der Carolabrücke längst keiner mehr. Vor über 20 Jahren wurde die Schwimmhalle geschlossen, seither wurde das Gebäude jedoch nur noch als Lager genutzt. Nun wird der markante Bau der einstigen Schwimmhalle abgerissen.

Das teilt das britische Pharma-Unternehmen "GlaxoSmithKline Biologicals" (GSK), vielen bekannt als Sächsisches Serumwerk, als Eigentümer mit. Dem Konzern gehört ein großer Teil des ehemaligen Güntzbad-Areals zwischen Pillnitzer Straße, Ziegelstraße und Gerichtsstraße in der Pirnaischen Vorstadt. "Das Gebäude ist mittlerweile baufällig. Eine Weiternutzung ist aus ökonomischer wie ökologischer Sicht nicht vertretbar", sagt Daniela Sepsi von GSK.

Am Montag startet der Abriss des geschichtsträchtigen Gebäudes. Die Arbeiten werden laut GSK voraussichtlich bis März andauern, im April soll die Baustelle dann aufgehoben werden. Der Eigentümer will das Güntzbad-Areal nach eigenen Angaben als "potenzielle Erweiterungsfläche" des Werks in der Zirkusstraße in der unmittelbaren Nachbarschaft behalten. "Wir planen derzeit jedoch keinen Neubau", so Daniela Sepsi.

Schritt für Schritt wird das markante Gebäude an der Steinstraße nun abgerissen. Dabei sollen Materialien fachgerecht getrennt und wenn möglich wiederverwertet werden.
Schritt für Schritt wird das markante Gebäude an der Steinstraße nun abgerissen. Dabei sollen Materialien fachgerecht getrennt und wenn möglich wiederverwertet werden. © SZ/Georg Moeritz

Die Produktion in der Nachbarschaft geht indes weiter. Mitten im Herzen der Stadt stellt das Werk jährlich 50 Millionen Dosen mit saisonalem Grippeimpfstoff her, der in rund 70 Länder der Welt verkauft wird. Hinzu kommt pandemischer Grippeimpfstoff und die Abfüllung von Hepatitis-Impfstoffen. Über 350 Millionen Euro hat der Konzern in den vergangenen 30 Jahren in Dresden investiert und dabei wird es nicht bleiben.

Dresdner Güntzbad galt einst als Bau der Superlative

Das vor 117 Jahren errichtete Güntzbad war bei der Eröffnung das größte und modernste Hallenbad der Stadt. Den Jugendstilbau schmückten Ornamente, Detaildarstellungen, Figuren und Balkone und er galt als Bau der Superlative. Die rund 1,65 Millionen Mark für den Bau hatte die Güntz-Stiftung aufgebracht. Es gab getrennte Damen- und Herrenschwimmhallen.

Die Jugendstil-Elemente an der Schauseiten-Fassade des Güntzbades, wie auf dieser Postkarte um 1910, beeindruckten.
Die Jugendstil-Elemente an der Schauseiten-Fassade des Güntzbades, wie auf dieser Postkarte um 1910, beeindruckten. © Sammlung H. Naumann

Das Güntzbad stand bei den Dresdnern hoch im Kurs. Trotz des für damalige Verhältnisse hohen Eintrittspreises von 40 Pfennigen für Erwachsene und 30 Pfennigen für Kinder kamen schon im Eröffnungsjahr mehr als 195.000 Badelustige. Zwanzig Jahre später schwollen die Besucher auf 775.000 an.

Von 1925 bis 1927 wurde das Bad unter Stadtbaurat Paul Wolf erweitert und modernisiert. Die Zahl der Wannen- und Schwitzbäder verdoppelte sich, Heilbehandlungen durch Bestrahlungen, Packungen und Massagen wurden möglich.

Neubau wurde nach 30 Jahren aufgegeben

Mit dem Zweiten Weltkrieg endeten die entspannten Stunden im Güntzbad. Es war stark beschädigt worden, der einstige Prunkbau eine Ruine. Die Dresdner wollten den Wiederaufbau, einige Jahre existierten auch Pläne dazu. Im Jahr 1964 wurde das ehemalige Güntzbad trotz aller Bemühungen abgerissen.

Fünf Jahre später, im Jahr 1969, öffnete die Schwimmhalle an der Steinstraße – quasi als Ersatz für das durch den Krieg zerstörte Güntzbad. Tausende Kinder lernten während der DDR-Zeit in der Schwimmhalle auf der Steinstraße in Dresden das Schwimmen. Der optisch wenig ansprechende Bau musste 2001 schließen, weil er baufällig war.