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Antrag für "Oben-ohne-Baden" in Dresdner Bädern

Was in Berlin möglich ist, soll bald auch für Dresden gelten: Jeder der will, darf "Oben ohne" baden. Den Beschluss dazu trifft der Rat.

Von Nora Domschke & Dirk Hein
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Brust raus: Oben-ohne soll zukünftig in Dresden erlaubt sein, fordert ein Antrag im Rat.
Brust raus: Oben-ohne soll zukünftig in Dresden erlaubt sein, fordert ein Antrag im Rat. © Annette Riedl/dpa (Archiv/Symbolbild)

Dresden. In Berliner Schwimmhallen und Freibädern dürfen Frauen künftig "oben ohne" baden. Nach einer Diskriminierungsbeschwerde wurde das für die Zukunft erlaubt. Die Berliner Bäder-Betriebe werden ihre Haus- und Badeordnung "geschlechtergerecht anwenden". Ein ähnlicher Antrag liegt jetzt für Dresden auf dem Tisch.

So fordern die Dissidenten OB Dirk Hilbert (FDP) auf, das "Oben-Ohne-Baden" für alle zu ermöglichen. Erreicht werden soll dies, indem Hilbert die Dresdner Bäder GmbH, ein kommunales Tochterunternehmen mit eigenem Geschäftsführer, beauftragt, "die Badeordnung dahingehend zu ändern, dass alle Besucher die Dresdner Badeanstalten nutzen können, ohne ihren Oberkörper oder Teile dessen bedecken zu müssen".

Stimmt der Rat dem zu, sollen auch alle aus dem Rat entsandten Aufsichtsräte diese Forderung unterstützen. Die Idee dazu kommt von den Dresdner Piratinnen. Diese sitzen, vertreten durch Martin Schulte-Wissermann, im Stadtrat. Schulte-Wissermann ist dort Teil der Dissidenten-Fraktion. "Wir unterstützen diese Initiative für mehr Gleichberechtigung und reichen diesen Antrag als Fraktion ein", sagt Martin Schulte-Wissermann. Die Dissidenten-Fraktion im Stadtrat besteht aus vier Männern, man habe mit so einem Antrag warten wollen, bis er von anderer Stelle gefordert wird.

Brüste und Bart sollen gleichberechtigt sein

"Wir fordern auch beim Baden eine Gleichberechtigung der Geschlechter und ein Ende der Diskriminierung. Jede Person sollte hier Wahlfreiheit haben. Es entspricht einem rückständigen Gesellschaftsbild, wenn Brüste von Frauen sexualisiert werden und deshalb bedeckt sein müssen", sagt Piratin Anne Herpertz. Der weibliche Busen gilt als sekundäres Geschlechtsmerkmal. "Bartwuchs bei Männern allerdings auch - und niemand würde auf die Idee kommen, von Männern zu verlangen, ihre Bärte zu bedecken."

Als Berlin vor Kurzem das "Oben-Ohne-Baden" für alle einführte, erregte dies bundesweit Aufmerksamkeit. Tatsächlich ist die Bundeshauptstadt aber kein Einzelfall mehr. In Hannover und Gießen gilt die Regelung bereits, in Köln wird sie mit Beginn der Freibadsaison 2023 eingeführt. Wer dort schwimmen, baden oder sich sonnen will, ist nicht mehr verpflichtet, den Oberkörper oder Teile dessen zu bedecken.

"Oben ohne" in Dresdner Freibädern toleriert

Bei der Dresdner Bäder GmbH ist von dem Antrag noch nichts bekannt. Dennoch ist die Forderung durch die Einzelklage in Berlin auch dort inzwischen ein Thema. "Die Haus- und Badeordnungen in unseren Objekten regeln die Bekleidungsfrage: Zu tragen ist, was handelsüblich ist. Dazu zählen neben Badehose oder -shorts, Badeanzug und Bikini natürlich auch Burkini und Aqua-Shirts", teilt Bäder-Sprecher Lars Kühl auf Anfrage von Sächsische.de mit. Mit diesen Regeln beziehe sich die Bäder GmbH auf die Empfehlungen der Deutschen Gesellschaft für das Badewesen.

Der Nachfrage nach Freikörperkultur komme die Dresdner Bäder mit den FKK-Angeboten im Strandbad Wostra, im Luftbad Dölzschen und im Stauseebad Cossebaude - dort allerdings nur in einem abgetrennten Bereich - nach. "In allen Freibädern werden aber generell Besucherinnen toleriert, die sich zum Beispiel 'oben ohne' sonnen." Bisher habe es noch nie Probleme damit gegeben, dass sich Badegäste aufgrund ihrer Bekleidung diskriminiert gefühlt haben, so Kühl weiter.

Dies bedeute auch, dass es für die Hallenbäder bislang keine Nachfrage nach einer Abänderung der Haus- und Badeordnungen gibt. Kühl ergänzt: "Die Badeordnung regelt im Übrigen ebenso, dass Badegäste alles zu unterlassen haben, was den guten Sitten sowie der Aufrechterhaltung von Sicherheit, Ruhe und Ordnung zuwiderläuft." Bleibt abzuwarten, ob der Antrag der Dissidenten nun doch nach sich zieht, dass die Badeordnung auch in Dresden geändert wird, sollte sich der Stadtrat dafür aussprechen.