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Neue Pläne für Eisenbahn-Museum im Alten Leipziger Bahnhof in Dresden

Dresden will 27 Hektar Brachfläche am Alten Leipziger Bahnhof entwickeln. Hunderte Wohnungen entstehen, zudem soll die Eisenbahngeschichte in den Fokus rücken.

Von Dirk Hein
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Die erste Ferneisenbahnstrecke Deutschlands fuhr zwischen Leipzig und Dresden. Am Alten Leipziger Bahnhof in Dresden soll daran erinnert werden.
Die erste Ferneisenbahnstrecke Deutschlands fuhr zwischen Leipzig und Dresden. Am Alten Leipziger Bahnhof in Dresden soll daran erinnert werden. ©  Foto: Sven Ellger

Dresden. Obwohl der Landeshauptstadt noch kein einziger Quadratmeter Fläche am Alten Leipziger Bahnhof gehört, will Dresden das Areal in den nächsten Jahren umfangreich entwickeln. Die wichtigste Voraussetzung dazu ist, dass Globus mit dem geplanten Supermarkt Baurecht in der Friedrichstadt erhält und die bisher als "Pfand" zurückgehaltenen Grundstücke am Leipziger Bahnhof zum Beispiel an die Stadt verkauft.

Was Dresden bisher plante

Um keine Zeit zu verlieren, wird allerdings bereits jetzt geplant. 2021 hatte der Stadtrat beschlossen, einen Erinnerungsort zum Gedenken an die Schoah zu errichten. In seiner Sitzung Ende März 2023 hat der Rat diese Pläne bestätigt und verfeinert. Demnach soll ein Gedenkort mit einer Bildungs-, Vermittlungs- und kulturellen Begegnungsstätte entstehen. "Eine Nummer größer gedacht, können wir uns aber auch ein NS-Dokumentationszentrum vorstellen", sagt Kulturbürgermeisterin Annekatrin Klepsch (Linke).

Außerdem hat die Verwaltung die Grundlagen für die Entwicklung der insgesamt 27 Hektar Fläche auf den Weg gebracht. In einem Planungswettbewerb sollen bekannte Architekturbüros erste Ideen konkretisieren.

Ab 2028 könnten die ersten Gebäude am Alten Leipziger Bahnhof entstehen

Im Frühling 2024 wird ein 25-köpfiges Preisgericht einen ersten Platz bestimmen. Auf dessen Grundlage wird dann weiter am Baurecht gearbeitet. Gibt es keine Widerstände, könnten ab 2028 die ersten Gebäude entstehen.

Nachdem Dresden den Aspekt des Gedenkens - Jüdinnen und Juden wurden von hier aus in Vernichtungslager im Osten verschleppt - durch Beschlüsse abgesichert hat, soll nun die Eisenbahn-Geschichte des Bahnhofes in den Mittelpunkt rücken. Die Verbindung zwischen Leipzig und Dresden war ab 1839 die erste Ferneisenbahn Deutschlands. Schneller als die technisch führenden Engländer, gelang es vor Ort eine 115 Kilometer lange Eisenbahnstrecke in Betrieb zu nehmen.

"Die erste Eisenbahnstrecke Deutschlands führte 1835 von Nürnberg nach Fürth. Doch das waren fünf Kilometer Pilotstrecke. In Dresden reden wir von einer ganz anderen Dimension. Unsere Vorstellungen von Zeit und Raum sind dadurch völlig andere geworden", sagt der Direktor des Verkehrsmuseums, Michael Vogt.

10 Millionen Euro für die Technikgeschichte

Dresden will jetzt bis zu 10 Millionen Euro ausgeben, um auf dem Gelände des Bahnhofes einen Erinnerungsort zu schaffen. Genutzt werden sollen dafür in erster Linie Außenanlagen. Reste der alten Anlage, bis 1995 wurde der Bahnhof noch aktiv genutzt, sind noch vorhanden.

Darauf aufbauend sollen im Eingangsbereich die "Jahre der ersten Eisenbahnen" gezeigt werden. Im Anschluss könnten die wichtigsten Personen der Zeit vorgestellt werden. Denkbar wären die Installation eines Bahnhofskiosks, das Erklingen von Bahnsteiggeräusche, Lautsprecheransagen und Musikeinspielungen.

In einem anschließenden "Güterzug der Erinnerung" soll auch der Zeit der Militärtransporte, ab 1909 war das Areal Militärbahnhof, der Deportation von Menschen in Vernichtungslager sowie der "Flüchtlingszüge" gedacht werden. Ein vierter Bereich soll sich der Zukunft von Eisenbahnen widmen.

Hoffnung auf Fördergelder

Das Konzept dazu entstand im Verkehrsmuseum. Die Baukosten werden auf 7,7 Millionen Euro geschätzt. Weil nicht vor 2025 gebaut werden kann, belaufen sich die geschätzten Gesamtkosten inklusive Finanzreserve auf 10 Millionen Euro. Dresden hofft auf Fördergelder von Bund und Bahn. Verkehrsbürgermeister Stephan Kühn (Grüne): "Der Bund hat bereits wahrgenommen, was Dresden für eine herausragende Bedeutung für die Eisenbahngeschichte hat."

Begegnungszentrum und der neu geplante "Bahnsteig der Erinnerung" an die Technikgeschichte gehen ineinander über. Der Bereich soll auch deshalb "kein Rummelplatz oder eine Eventbude" werden. Wichtig: "Es geht nicht darum, das Verkehrsmuseum zu verlagern, oder ein zweites zu eröffnen. Das Verkehrsmuseum bleibt im Johanneum", so Bürgermeisterin Klepsch. Das letzte Wort hat jetzt der Rat.