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Gunther Emmerlich: Hilfe für das Bürgerbegehren zum Neustädter Markt

Der bekannte Sänger Gunther Emmerlich wirbt für mehr Kleinteiligkeit auf dem Neustädter Markt in Dresden, an dem er selbst oft vorbeigekommen ist. Hat die Stadt andere Pläne?

Von Kay Haufe
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Unterstützung im Bürgerentscheid zum Neustädter Markt erhält GHND-Chef Torsten Kulke (l.) von Sänger Gunther Emmerlich (M.) und Architekt Ulrich Schönfeld.
Unterstützung im Bürgerentscheid zum Neustädter Markt erhält GHND-Chef Torsten Kulke (l.) von Sänger Gunther Emmerlich (M.) und Architekt Ulrich Schönfeld. © René Meinig

Dresden. Er kennt den Neustädter Markt und das Königsufer aus dem Effeff, ist jahrzehntelang an beiden vorbeigefahren auf dem Weg zu seinem Arbeitsplatz Semperoper. "Und immer habe ich gedacht, hier müsste mal was gemacht werden", sagt Gunther Emmerlich. "Es ist eines der schönsten Areale von Dresden."

Der bekannte Sänger weiß, dass es Pläne zur Umgestaltung gibt. Aber es müsse schnell etwas passieren. Und mit den Ideen für eine neue Bebauung soll ein lebendiger Bereich entstehen mit Restaurants und Geschäften. "Wo Menschen verkehren, erst das macht Architektur lebendig." Deshalb unterstützt Emmerlich das Bürgerbegehren der Gesellschaft Historischer Neumarkt Dresden (GHND), die sich für eine kleinteilige Bebauung des Königsufers und des Neustädter Marktes ausspricht.

Bisher sind rund 10.000 Stimmen gesammelt worden, seit das Begehren am 13. Februar gestartet ist. Für ein Quorum, um einen Bürgerentscheid zu initiieren, wären 27.000 Stimmen nötig. "Wir verstärken unsere Bemühungen jetzt, werden die Dresdner vor Einkaufszentren ansprechen und an Ständen in der Stadt", sagt Torsten Kulke, der Vorstandsvorsitzende der GHND.

Bis Februar 2023 will der Verein die erforderlichen Stimmen zusammen haben. "Wir wissen, dass die Menschen gerade andere Probleme haben, aber immerhin haben wir es geschafft, in das Bewusstsein der Dresdner vorzudringen."

Gastro und Läden statt Bürogebäude

Gunther Emmerlich wünscht sich eine bessere Wirkung des Königsufers mit Blick von der Brühlschen Terrasse aus. "Da müsste was entstehen." Was auch den Händlern auf der Haupt- und Königsstraße helfen würde, wenn mehr Gäste den Weg über die Augustusbrücke in die Neustadt finden würden.

"Den Bogen von der Alt- in die Neustadt spannen, das ist einer der wichtigsten Punkte zur Belebung des Platzes", sagt Architekt Ulrich Schönfeld, der frühere Geschäftsführer des Planungsbüros Iproconsult, der zudem Chefplaner des Wiederaufbaus der Frauenkirche war. Genau das sei auch Inhalt des Wettbewerbsverfahrens zur Neugestaltung von Königsufer und Neustädter Markt gewesen, bei dem es 2018 und 2019 auch eine breite Bürgerbeteiligung gegeben habe. Der Siegerentwurf soll nun laut Beschluss des Stadtrates umgesetzt werden, kombiniert mit der kleinteiligen Gestaltung des Zweitplatzierten.

Im Stadtplanungsamt wird seit Monaten am Entwurf eines Bebauungsplanes für den Bereich des Königsufers gearbeitet, gemeinsam mit Vertretern des Siegerbüros. Die Pläne sollten eigentlich schon längst der Öffentlichkeit vorgestellt werden, was sich aber immer wieder verzögert. Hinzu kommt, dass der gesamte Neustädter Markt im Vorjahr vom Landesamt für Denkmalpflege unter Schutz gestellt wurde. Eine Umsetzung der Wettbewerbsergebnisse sei so nicht mehr möglich, befürchtet die GHND und hat deshalb das Bürgerbegehren initiiert.

"Erstaunlich ist auch, dass das Stadtplanungsamt inzwischen eine Visualisierung der geplanten Gebäudekubaturen am Königsufer auf die Website der Stadt gestellt hat, in der schon Nutzungen festgeschrieben wurden wie Ärztehaus, Büro- und Ateliergebäude oder Stiftungsgebäude", sagt Torsten Kulke. "Wir fragen uns, ob das an der Stelle wirklich sinnvoll ist."

Wichtig sei eher eine Mischung aus Gewerbe und Wohnen, mit Restaurants und Läden, aber auch einer repräsentativen Heimstatt für die Kultur, die der Motor in der Stadt sei. So könnte dort zum Beispiel auch die Akademie der Künste angesiedelt werden.

Nach dem Siegerentwurf für die Neubebauung des Königsufers würde das Ufer relativ dich an die Augustsubrücke heranreichen. Damit wäre der Blick auf die Altstadtsilhouette versperrt, sagen Kritiker.
Nach dem Siegerentwurf für die Neubebauung des Königsufers würde das Ufer relativ dich an die Augustsubrücke heranreichen. Damit wäre der Blick auf die Altstadtsilhouette versperrt, sagen Kritiker. © Sven Ellger

Unterstützung erhält Kulke von Ulrich Schönfeld. "Wir würden ein Riesenfehler begehen, würden wir dort nicht Belebung und Aufenthaltsqualität anstreben", sagt der Architekt.

Die Stadtverwaltung bestätigt, dass es in den Unterlagen zum B-Plan-Entwurf durch das Planungsbüro schon Vorschläge zur möglichen Nutzung von Gebäuden gebe. Im Rahmen der laufenden Planungen müssten diese weiter verifiziert und auch politisch abgestimmt werden. "So gesehen stehen diese also nicht fest, sondern sind als Vorschlag und orientierend für den weiteren Planungsprozess zu verstehen", heißt es aus dem Stadtplanungsamt.

Pläne, die vom Siegerentwurf abweichen

Auch für die Gestaltung des Königsufers hat das Stadtplanungsamt einen Vorschlag gemacht, der vom Siegerentwurf abweicht. Auf das erste Gebäude angrenzend zur Augustusbrücke könnte verzichtet werden, um den Blick vom Neustädter Markt auf die Stadtsilhouette zu erhalten, der sonst nicht mehr möglich wäre. Diese Idee wurde den Stadträten des Bauausschusses bei einem Vor-Ort-Termin im September vorgestellt. Ähnlich sieht das auch Landeskonservator Alf Furkert. "Das war auch unserer Anliegen, um die andere Elbseite von dort weiter erlebbar zu machen. Immerhin haben wir uns seit 40 Jahren an diesen Blick gewöhnt."

Für die GHND würde es aber genau den Aha-Effekt zunichtemachen, den man auf der Augustusbrücke mit Blick auf die Silhouette erhalte. "Außerdem stellt sich die Frage, warum die Wettbewerbsergebnisse jetzt wieder aufgeweicht und neu über sie diskutiert werden soll", sagt Torsten Kulke.

Furkert erwidert, dass die ein städtebaulicher Ideenwettbewerb war. "In der Auslegung der Wettbewerbsergebnisse sind aus meiner Sicht weitere Überlegungen notwendig, möglich und auch wünschenswert. Der Stadtrat hat mit seinem Beschluss dazu eine tragfähige Grundlage gelegt."