SZ + Dresden
Merken

"Bratwurst über 5 Euro kann ich mir nicht vorstellen": Wie Gastronomen in Dresden die Mehrwertsteuer-Erhöhung erleben

Seit Anfang Januar werden wieder 19 Prozent Steuern auf Speisen in der Gastronomie fällig. Beim Treffen der Wirtsleute in Dresden berichten drei Betroffene von den Auswirkungen.

Von Connor Endt
 3 Min.
Teilen
Folgen
NEU!
"Kleine Snacks und kleine Schnitten": Michael Back von der "Radelbar".
"Kleine Snacks und kleine Schnitten": Michael Back von der "Radelbar". © Matthias Rietschel

Dresden. Hunderte Namensschilder liegen am Donnerstagabend im Parkhotel am Weißen Hirsch in Dresden bereit. Kurz nach 18 Uhr strömen Vertreter der Gastronomie, Hotellerie und der Getränke- und Zulieferindustrie in die Empfangshalle.

Sie kommen aus Dresden, Pirna, Eckernförde oder anderen deutschen Städten und wollen zum "Neustart der Wirtsleute". Die Event-Agentur Waterloo Produktion und der Radebeuler Getränke-Großhändler HFS Getränke haben zu dem Vernetzungstreffen eingeladen. Neben Expertengesprächen und einem "Kartoffelsalat-Battle" gibt es ein Thema, über das an diesem Abend alle reden: Seit dem 1. Januar gelten wieder 19 Prozent Mehrwertsteuer auf Speisen in der Gastronomie. Wie geht es den Gastronomen damit?

"Werden sehen, wie die neuen Preise angenommen werden"

Michael Back von der "Radelbar" musste seine Preise um etwa fünf bis zehn Prozent anheben. "Wir verkaufen hauptsächlich kleine Snacks oder Schnitten, da sind die Auswirkungen nicht so groß", sagt er. Bei den Snacks erhöhe er die Preise um etwa 40 bis 50 Cent. Solche Preisunterschiede seien schon umsetzbar. "

Aber es gibt auch Gerichte, da kann man nicht über einen bestimmten Preis gehen, so Back. "Eine Bratwurst, die über fünf Euro kostet, kann ich mir nicht vorstellen - und unsere Kunden auch nicht." Am 15. März öffnet die Radelbar in Dresden wieder für Besucherinnen und Besucher. "Dann werden wir sehen, wie die neuen Preise angenommen werden", sagt Back.

"Die Dresdner achten mehr aufs Geld"

Klaus-Dieter Klaproth von der "Gasthof-Pension Stadt Dresden" hat seine Preise "sensibel angepasst" und etwa um zehn bis 15 Prozent erhöht.

Die 19 Prozent Mehrwertsteuer kommen zu einer Zeit, in der die Kosten ohnehin schon hoch sind. "Alles ist teurer geworden, die Rohstoffe, die Lieferanten, hinzu kommt der gestiegene Mindestlohn", sagt er. "Da haben wir in den letzten Monaten schon eine geballte Ladung abbekommen."

Gastwirt Klaus-Dieter Klaproth: "Haben in den letzten Monaten schon eine geballte Ladung abbekommen."
Gastwirt Klaus-Dieter Klaproth: "Haben in den letzten Monaten schon eine geballte Ladung abbekommen." © Matthias Rietschel

Wie sich die Mehrwertsteuer-Erhöhung auf die Besucherzahl auswirkt, kann der Gastwirt aktuell noch nicht abschätzen. Insgesamt sei es ruhiger geworden in seiner Pension. "Die Dresdner gehen weniger aus und achten mehr aufs Geld", sagt er. Der Januar sei aber auch insgesamt "ein schlechter Monat" fürs Geschäft.

Getränke-Zulieferer sind ebenfalls betroffen

Antje Kraupisch von den Mineralquellen Bad Liebenwerda beliefert Gastronomen mit Getränken. Auch Getränke-Zulieferer sind indirekt von der Mehrwertsteuer-Erhöhung betroffen. Die Gastronomen könnten nur mit einem gewissen Budget bestellen. Mit den gestiegenen Kosten müssten sie an verschiedenen Stellen sparen, das mache sich auch bei den Getränken bemerkbar. "Wir haben weniger Umsatz und es kommen weniger Bestellungen rein."

Die 52-Jährige ist enttäuscht von der Erhöhung. "Das ist eine Frechheit", sagt sie. Bundeskanzler Olaf Scholz (SPD) würde sich nicht an seine Versprechen halten. Tatsächlich hatte Scholz im September 2021 angekündigt, die Senkung der Mehrwertsteuer für die Gastronomie dauerhaft beizubehalten. "Das schaffen wir nie wieder ab", erklärte er damals bei einem Auftritt in der ARD-Wahlarena.

Antje Kraupisch kritisiert, dass die Mehrwertsteuer nun doch angehoben wurde. "Die Corona-Pandemie wurde schon auf dem Rücken der Gastronomie ausgetragen", sagt sie. "Da kann man den Frust der Gastwirte gut verstehen."

Scharfe Kritikerin der 19-Prozent-Mehrwertsteuer: Antje Kaupisch von den Mineralquellen Bad Liebenwerda.
Scharfe Kritikerin der 19-Prozent-Mehrwertsteuer: Antje Kaupisch von den Mineralquellen Bad Liebenwerda. © Matthias Rietschel

Gastronomie-Verbände kritisieren Mehrwertsteuer-Erhöhung

Mitte 2020, in den ersten Monaten der Corona-Krise, wurde die Mehrwertsteuer auf Speisen in der Gastronomie auf sieben Prozent gesenkt. Wegen der Energie-Krise und der hohen Inflation verlängerte die Ampel-Koalition diese Senkung immer wieder. Die Hoffnung damals: Gastronomen geben die Mehrkosten nicht sofort an die Kunden weiter.

Die Gastronomie-Verbände kritisieren die Anhebung der Mehrwertsteuer zu Jahresbeginn scharf. "Mit der Steuererhöhung werden tausende Existenzen gefährdet, der Verlust von Lebensqualität und gastronomischer Vielfalt provoziert", warnte etwa Guido Zöllick, Präsident des Hotel- und Gaststättenverbandes Dehoga, im vergangenen November.