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Nutrias breiten sich in Dresden an der Elbe aus

Immer mehr Nutrias, also Sumpfbiber, gibt es in Dresden an der Elbe. Wo die Tiere herkommen – und wo besonders viele von ihnen leben.

Von Theresa Hellwig
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An der Elbe in Dresden leben immer mehr Sumpfbiber, also Nutrias. Für Spaziergänger spannend zu beobachten; für hiesige Tiere und Pflanzen nicht so gut.
An der Elbe in Dresden leben immer mehr Sumpfbiber, also Nutrias. Für Spaziergänger spannend zu beobachten; für hiesige Tiere und Pflanzen nicht so gut. © Claudia Hübschmann (Symbolfoto)

Dresden. Sie grasen gerne gemütlich in der Sonne am Pieschener Hafen und sorgen immer wieder für neugierige Blicke von Spaziergängerinnen und Spaziergängern: Nutrias, oder auch genannt Sumpfbiber. Zwar lassen sich genaue Zahlen nur schwer ermitteln. Aber sicher ist: Immer mehr der Tiere leben im Dresdner Stadtgebiet. Das berichtet zumindest das Sächsische Landesamt für Umwelt, Landwirtschaft und Geologie (LfULG).

Zu welcher Tierart gehören Nutrias und wie unterscheiden sie sich von Bibern?

Nutrias sind auch als Sumpfbiber oder Biberratte bekannt. Der Name verrät es: Die Tiere sehen Bibern ähnlich. Wie aber lassen sie sich unterscheiden?

"Nutrias sind etwa hasengroß", erklärt Karin Bernhardt, Sprecherin des LfULG. Von Kopf bis Rumpf messen sie etwa 65 cm und sie werden bis zu neun Kilogramm schwer. Damit sind sie deutlich kleiner als Biber: Letztere werden bis zu ein Meter lang, also ähnlich groß wie ein Dachs. Ein Biber kann sogar bis zu 36 Kilo auf die Waage bringen.

"Typisch für Nutrias ist, dass die Lippen und die Wangen weiß abgesetzt sind und dass sie grau-weiße Tasthaare haben, die deutlich zu erkennen sind", sagt Karin Bernhardt. Biber hingegen haben eher dunkle Tasthaare. "Zudem treten bei den Nutrias die Ohren deutlich aus dem Fell heraus, bei Bibern sind sie dagegen weniger gut sichtbar", sagt die LfULG-Sprecherin. Anders als Biber haben Nutrias einen runden Schwanz. Bei Bibern ist dieser platt.

Und noch einen Unterschied gibt es: "Sieht man die Tiere schwimmend", sagt Karin Bernhardt, "so ist bei den Nutrias der Rücken und der Schwanzansatz über dem Wasser sichtbar, beim Biber schauen dagegen bei Alttieren nur Nase, Augen und Ohren aus dem Wasser heraus." Und: Anders als Biber fällen Nutrias keine Bäume.

Wo kommen die Nutrias her?

Nutrias sind als Pelztiere in Deutschland eingeführt worden. In Sachsen werden sie seit 1932 frei gehalten.

1990 dann verloren die Tiere an Wert – und wurden sogar illegal freigelassen. Daraufhin bildeten sich auf der Pillnitzer Elbinsel und am Elbufer in Kleinzschachwitz sogar Nutria-Kolonien. Und zuletzt lässt sich eben laut dem LfULG in Dresden wieder ein Anwachsen der Population feststellen.

Wo gibt es in Dresden Nutrias?

Nicht nur in Kleinzschachwitz und Pillnitz gibt es Nutrias. So ist ein aktueller Schwerpunkt der Tiere nach Auskunft der Unteren Naturschutzbehörde Dresden die Kiesgrube Leuben. Dort sollen derzeit mehr als 15 Tiere leben. Und auch an anderen Orten nahe der Elbe werden immer wieder Nutrias gesichtet. So zum Beispiel auch in Zschieren und im Pieschener Hafen, berichtet Karin Bernhardt.

Wie stehen Nutrias und Biber zueinander?

Ob ein Tier ein Nutria oder ein Biber ist, ist nicht immer einfach zu erkennen. Zumal es in Dresden beide Tierarten gibt. Auch Biber breiten sich seit den 1990er-Jahren wieder entlang der Elbe und auch etwas abseits davon aus. Sie leben beispielsweise ebenfalls in der Kiesgrube Leuben, am Kiessee Sporbitz sowie an der Zschone und an der Prießnitz welche von ihnen, berichtet Karin Bernhardt.

Auch ein gemeinsames Vorkommen beider Arten ist in Sachsen, so weiß die LfULG-Sprecherin, schon an verschiedenen Orten gesichtet worden. "Biber und Nutrias treten nicht so stark in Konkurrenz", sagt sie. Zwar essen beide Tierarten Wasserpflanzen. Während Biber aber auch Blätter und Baumrinde essen, gehört dies nicht zum Speiseplan der Nutrias.

Nutrias und Biber in Dresden – Fluch oder Segen?

Wenn irgendwo Biber auftauchen, ist das in der Regel eine schöne Nachricht. Sie stehen unter strengem Naturschutz. Anders verhält es sich um die Nutrias: Sie werden von der EU auf der Liste der invasiven Arten geführt. Ihr Fraß der Ufer- und Unterwasserpflanzen richtet Schaden an und ist beispielsweise eine Gefahr für Großmuscheln. Zudem bereiten ihre Deiche beim Hochwasserschutz Probleme.

Es gibt deshalb sogar ein Maßnahmenblatt, wie mit den Tieren umgegangen werden sollte. So dürfen die Tiere zum Beispiel nicht gefüttert werden, damit ihre Population nicht weiter wächst.