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Pflegekräftemangel: Was das St. Joseph-Stift in Dresden macht, um neue Azubis zu gewinnen

Wie viele Pflegeeinrichtungen kämpft das Krankenhaus St. Joseph-Stift in Dresden um Nachwuchs. Um es den Bewerbern einfacher zu machen, können sie jetzt mit einem Pflege-Parcours testen, ob der Beruf etwas für sie ist.

Von Elisa Schulz
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"Ausprobieren ist besser, als nur darüber zu lesen", das Krankenhaus St. Joseph-Stift in Dresden bietet einen Pflege-Parcours an, bei dem Schüler den Beruf ausprobieren können.
"Ausprobieren ist besser, als nur darüber zu lesen", das Krankenhaus St. Joseph-Stift in Dresden bietet einen Pflege-Parcours an, bei dem Schüler den Beruf ausprobieren können. © Sven Ellger

Dresden. Der Pflegekräftemangel ist seit Monaten ein allgegenwärtiges Thema. Und auch in Dresden geht die Anzahl der Pflegekräfte zurück. Besonders Auszubildende für den Beruf des Krankenpflegers ist schwer zu finden. Das Krankenhaus St. Joseph-Stift hat sich jetzt dafür einen Pflege-Parcours einfallen lassen, bei dem Schüler noch vor den Bewerbungsgesprächen ein paar praktische Übungen durchführen können.

An Stationen können Schüler den Beruf kennenlernen

Immer in Vierergruppen stehen die Schüler um den Tisch. Verteilt auf drei Räume können sie sich an Stationen ausprobieren, um einen ersten Einblick in die Ausbildung zum Krankenpfleger zu bekommen. Insgesamt drei Stationen haben sich das Team um Berufsschulleiterin Kristin Schulze ausgedacht. Die Schüler können ausprobieren, wie es ist, eine Wunde zu versorgen, OP-Fäden zu ziehen oder mit Süßigkeiten als Beispieltabletten einem Patienten die richtigen Medikamente einzustellen.

Nach dem Parcours bekommt jeder Schüler die Möglichkeit, sich in einem persönlichen Bewerbungsgespräch noch einmal vorzustellen. "Wir lernen mit dem Parcours die Schüler ganz anders kennen", sagt Kristin Schulze. Die Schüler können sich bei dem Parcours ausprobieren und austesten, ob der Beruf des Pflegers wirklich etwas für sie ist. Jährlich nimmt die hauseigene Berufsschule des St. Joseph-Stifts 27 neue Schüler für die dreijährige Ausbildung auf. Alle haben nach der Ausbildung die Möglichkeit im Haus zu bleiben.

Weniger Bewerber in Dresdner Krankenhaus

Stefanie Finke aus der Personalabteilung des St. Joseph-Stifts begleitet den Parcours. "Die Bewerbungen für die Ausbildung gehen zurück", sagt sie. Vor einigen Jahren gab es in dem Krankenhaus noch über 100 Bewerber für die Ausbildung, die offiziell Pflegefachmann oder Pflegefachfrau heißt. "Mittlerweile sind es 70 pro Jahr."

Laut Fachberichten gab es deutschlandweit im Dezember 2021 insgesamt 15.393 unbesetzte Stellen in der Pflege. Das umfasst nicht nur Beschäftigte in den Krankenhäusern, sondern auch im Rettungsdienst. Im Jahr 2016 waren es noch 12.361 Stellen. Somit stieg die Anzahl von offenen Stellen um 25 Prozent.

In Sachsen gibt es laut den aktuellsten Statistik für das Jahr 2021 fast 74.500 Personen, die in Pflegeeinrichtungen arbeiten. Diese kümmern sich um knapp 310.700 Pflegebedürftige.

Pflegekräftemangel ist ein Teufelskreis

Dorit Hollasky vom Pflegebündnis in Dresden sieht den Pflegekräftemangel als Teufelskreis. "Die Pflegekräfte brennen durch den Mangel an Kollegen immer mehr aus", sagt sie. Das "führt zu Verbitterung und zur Flucht aus dem Beruf". Laut ihr bleiben Pflegekräfte nur sieben bis acht Jahre in ihrem Beruf, bevor sie ihn wieder verlassen. "Die Verbleibenden gehen in Teilzeit", sagt sie.

"Auch sehr viele junge Pflegekräfte arbeiten bereits von Anfang an in Teilzeit, weil sie sonst die Arbeitsbedingungen nicht aushalten würden." Dadurch sinkt wieder die Zahl der Pfleger. Verdi fordere bundesweit mindestens 100.000 neue Pflegekräfte für die Krankenhäuser. Insgesamt bräuchte es mindestens 200.000 Pflegekräfte, wenn die Altenpflege mit dazu genommen werden, sagt Hollasky.

Auch wenn die Bewerberzahlen im St. Joseph-Stift zurückgehen, macht sich der Pflegekräftemangel noch nicht stark bemerkbar. "Wir können immer die gesetzlichen Vorschriften einhalten", sagt Stefanie Finke. Sie seien immer über den Vorgaben, sagt sie. Wenn es aber zu krankheitsbedingten Ausfällen kommt, oder einer Überbelastung wie zum Beispiel durch Corona, kommen sie auch in dem katholischen Krankenhaus an ihre Grenzen.

Mit dem Parcours wollen sie den Nachwuchs fördern. Dabei können sie spielerisch den Beruf ausprobieren. "Ausprobieren ist besser, als nur einmal darüber zu lesen", sagt die 37-jährige Personalerin. "Damit wollen wir, dass die Schüler sich bewusst sind, was auf sie zukommt."