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Mehr Unterrichtsausfall an Dresdner Schulen

Kranke Lehrer und Unterricht, der ersatzlos wegfällt - so starteten Dresdner Schulen ins neue Schuljahr. Welche Folgen der Personalmangel hat.

Von Nora Domschke
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Ist ein Lehrer krank, gibt es für ihn derzeit keinen Ersatz. Die Folge: Der Unterricht fällt aus. Das ist auch an Dresdner Schulen spürbar.
Ist ein Lehrer krank, gibt es für ihn derzeit keinen Ersatz. Die Folge: Der Unterricht fällt aus. Das ist auch an Dresdner Schulen spürbar. © Frank Hammerschmidt/dpa (Symbolfoto)

Dresden. Seit fünf Wochen drücken Dresdner Kinder und Jugendliche nun wieder die Schulbank. Doch obwohl das neue Schuljahr noch recht jung ist, melden einige Eltern, dass ihre Kinder etliche Stunden Ausfall haben. Woran liegt das?

Warum fallen Unterrichtsstunden an den Schulen aus?

Nicht nur Dresdner Schulen haben dieses Problem: Bereits zum Schulstart mussten viele Schulleiter Kürzungen bei den Stunden vornehmen, denn es fehlt an pädagogischem Personal. Das hat zur Folge, dass bereits ein leicht erhöhter Krankenstand, wie ihn das Landesamt für Schule und Bildung (Lasub) derzeit verzeichnet, drastischere Auswirkungen hat, als bisher. Wie viele Lehrer momentan konkret in Dresden krank sind und nicht unterrichten können, kann das Lasub nicht mitteilen.

Doch die Einschätzung der Lage lässt erahnen, was mit einer richtigen Krankheitswelle auf die Schüler zukommen könnte. "Es sind derzeit zwar nur vereinzelt Lehrer krank, aber aufgrund der dünnen Personaldecke gibt es für sie keinen Ersatz. Jede Krankheit fällt also stärker ins Gewicht", erklärt Lasub-Sprecher Roman Schulz. Demnach kann der Unterricht nicht mehr komplett abgedeckt werden - auch viele Grundschüler sind derzeit von Stundenausfall betroffen.

Dass Pädagogen in Größenordnungen fehlen, zeige sich auch bei längeren Krankheitsausfällen. Konnten früher über das Programm "Unterrichtsversorgung" Ersatzlehrer für einen befristeten Zeitraum eingestellt werden, scheitert das heute schlichtweg daran, dass es niemanden gibt, der sich auf eine solche Stelle bewirbt. Dabei könnten sogar Lehramtsstudenten im letzten Semester über dieses Programm Berufserfahrungen in den Klassenzimmern sammeln. Doch es sind zu wenige, die das nutzen.

Tatsächlich falle also schon jetzt deutlich mehr Unterricht aus, so Schulz. Und ergänzt: "Dabei haben wir noch nicht einmal einen hohen Krankenstand." In den vergangenen zehn Jahren habe es immer wieder zwischen November und Februar Grippewellen gegeben. "Davon sind wir derzeit noch weit entfernt." Sollte eine solche Welle kommen, droht massiver Ausfall an den Dresdner Schulen.

Wie bereiten sich die Schulen auf weiteren Ausfall vor?

Diese Befürchtung teilen Dresdner Schulleiter. Jana Lüders von der 32. Oberschule in Tolkewitz hat dem Elternrat an ihrer Schule bereits angekündigt, dass mit vielen Ausfallstunden zu rechnen ist, wenn die Grippezeit erst einmal losgeht. Allerdings habe sie beobachtet, dass in diesem Jahr schon sehr früh die ersten Erkältungen auftreten - sowohl bei Schülern als auch bei Lehrern. "Corona-Infektionen gibt es bislang nur bei Schülern." Bei den Lehrern seien es normale Erkältungen mit Husten, Schnupfen und Heiserkeit.

Dennoch fallen die betroffenen Pädagogen in der Regel etwa eine Woche aus. Lehrer, die den Unterricht vom kranken Kollegen übernehmen, hat Jana Lüders nicht. "Die Personaldecke ist dünn", bestätigt die Oberschulleiterin. 26 Wochenstunden, die ein Lehrer in Vollzeit unterrichtet, könnten in keinem Fall abgedeckt werden. "Für die gesunden Kollegen bedeutet eine Vertretung eine Menge Mehrarbeit - darauf muss ich Rücksicht nehmen."

Die Aufgaben stattdessen über Lernsax an die Schüler weiterzureichen, habe Grenzen, erklärt Jana Lüders. Denn dafür sei der Lehrer selbst zuständig. Ist der aber krank, sei es keine Lösung, dass er sich zu Hause mit Lernsax beschäftigt. "Wer krank ist, soll sich auskurieren."

Von einer sehr zeitigen, aber noch überschaubaren Erkältungswelle berichtet auch Miriam Bankert, Leiterin der neuen Gemeinschaftsschule in der Albertstadt. Ihre Oberschüler wurden im neuen Schuljahr noch keine Stunde im Fach Wirtschaft, Technik und Haushalt unterrichtet. Auch sie können kranke Lehrer nicht durch andere Pädagogen ersetzen. "Hier dreht niemand Däumchen."

Auch Ulrike Nawroth, neue Leiterin am Gymnasium Cotta, bereitet ihre Schüler darauf vor, dass Stunden ausfallen könnten. "Leider sind auch bei uns einzelne Lehrer länger krank und in der kühleren Jahreszeit rechnen wir mit kurzfristigen weiteren Ausfällen." Wann immer möglich werden die Kinder mit Lernaufgaben für daheim versorgt. "Wir versuchen, ausfallenden Unterricht fachgerecht vertreten zu lassen. Leider hat dies klare Grenzen in der dünnen Personaldecke", teilt sie in einem Elternbrief mit.