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Dresdner Schulverweigerer mussten 146.000 Euro Bußgeld zahlen

Dresdner Schüler werden mitunter geplagt von Panikattacken, Bauchschmerzen und Angst vor dem Druck in der Schule. Schritt für Schritt werden sie zu Schulverweigerern. In der Klinik kann ihnen geholfen werden.

Von Julia Vollmer
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Dass Schüler einfach nur "keine Lust" auf Schule haben und deshalb der Einrichtung immer öfter fernbleiben, ist die Ausnahme. Meist stecken psychische Probleme dahinter.
Dass Schüler einfach nur "keine Lust" auf Schule haben und deshalb der Einrichtung immer öfter fernbleiben, ist die Ausnahme. Meist stecken psychische Probleme dahinter. © Symbolfoto: Marion Doering

Dresden. Noch bis Montag sind Ferien und die Dresdner Schulkinder sind zu Hause. Doch manche von ihnen freuen sich so gar nicht auf den Schulstart. Denn sie haben Panik vor dem Besuch des Unterrichts und bleiben ihm immer öfter fern.

Diese Kinder schwänzen die Schule dann nicht, weil sie "keine Lust" haben - das sind die Ausnahmen -, sondern weil sie Panikattacke haben durch den Druck, den sie empfinden. Die Angst vor Mobbing durch Mitschüler führt bei einigen zu Bauch- und Kopfschmerzen. Auch Depressionen kommen vor. Manche müssen stationär behandelt werden, doch die Plätze sind rar.

"Unsere Station ist immer voll belegt, alle zehn Plätze sind dauerhaft voll", sagt Oberarzt Andreas Lachnit aus dem städtischen Klinikum. Der Bedarf ist so groß, dass es aktuell eine Warteliste von vier Monaten gibt. "Durch die Pandemie und die langen Zeiten der Schulschließungen haben sich viele Probleme und Ängste bei den Kindern noch verstärkt", sagt er. Schulverweigerung nennen das die Ärzte.

Wie viele Schulverweigerer wurden zuletzt festgestellt?

Im Jahr 2020 hat das Amt für Schulen 495 Schulverweigerer in allen Schulformen und 2021 insgesamt 331 Schulverweigerer ermittelt. Die geringere Anzahl der Schulverweigerer im Jahr 2021 lässt sich durch die Corona-Pandemie erklären, da teilweise in dieser Zeit die Schulpflicht ausgesetzt war und von den Schulen die Erfüllung der Online-Schulaufgaben nicht immer nachverfolgt und angezeigt wurde, so die Stadt. Die Statistik für das Jahr 2022 werde es erst im kommenden Jahr erstellt. Sodass die Stadt nicht sagen, ob sie den Eindruck von Oberarzt Lachnit teilt.

Was sind die häufigsten Ursachen für Schulabsentismus?

"Wenn Schülerinnen und Schüler der Schule fernbleiben, haben sie oft Probleme wie etwa beim Lernen in der Schule als Über- oder Unterforderung oder im sozialen Kontext zu Gleichaltrigen", so das Amt für Schulen. Manche Kinder haben auch Defizite im familiären Bereich oder könnten mit unterschiedlichen Emotionen nicht umgehen.

Einflussfaktoren wie etwa die Schulform, die Klassengröße und die Klassenatmosphäre können wichtig für das Wohlbefinden der Schüler sein, so die Stadt. Ein gutes Lehrer-Schüler-Verhältnis und eine gute Kooperation zwischen den Eltern und der Schule, die auch die Kontrolle der Fehlzeiten beinhaltet, sei dabei wichtig.

Das Amt für Schulen beobachtet bei den vielen Schulverweigerern komplexe psychische Störungen wie Ängste und Depressivität. "Lange Krankschreibungen und ambulante Therapien sind in den meisten Fällen nicht zielführend und es wäre sinnvoller, wenn stationäre Maßnahmen eingeleitet werden", so das Rathaus.

Wie viele davon mussten Bußgeld zahlen?

Wegen Fehltagen im Jahr 2022 wurden laut Stadt bis Stand Mitte Dezember 600 Bußgeldbescheide mit einer Gesamthöhe von 146.000 Euro verschickt. Im Jahr 2021 waren es 443 Bußgeldbescheide mit einer Gesamthöhe von 85.200 Euro. Die Höhe des Bußgeldes richtet sich nach der Schulart und ob es sich um ein wiederholtes Vergehen handelt.

Ein Bußgeld kann gegen einen oder alle Sorgeberechtigte und gegen den Schüler ab dem 14. Lebensjahr verhängt werden. Die meisten Schulverweigerer wurden an den Oberschulen ermittelt werden, wobei das genaue Alter der Schüler nicht erfasst wird. Die Statistik für das Jahr 2022 wird erst im kommenden Jahr erstellt.

Während der Pandemie wurden weniger Schulpflichtverletzungen durch die Schulen angezeigt. Mit Wiederaufnahme der Schulbesuchspflicht an den Schulen beklagten viele Eltern, dass Schülerinnen und Schülern Probleme mit dem Einstieg in den normalen Schulalltag hatten und aufgrund dessen Anzeigen wegen unentschuldigten Fehltagen im Amt für Schulen eingegangen sind.