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Silvesternacht: Dresden hatte deutschlandweit die zweitgrößte Feinstaub-Belastung

In Dresden wurde in der Silvesternacht besonders viel geböllert: Die Feinstaub-Belastung war höher als in fast allen anderen deutschen Städten. Wie gefährlich ist das?

Von Theresa Hellwig
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Am Neujahrstag waren die Feinstaub-Messwerte in Dresden besonders hoch. Verglichen mit dem Rest Deutschlands - und auch verglichen mit den vorherigen Neujahrstagen.
Am Neujahrstag waren die Feinstaub-Messwerte in Dresden besonders hoch. Verglichen mit dem Rest Deutschlands - und auch verglichen mit den vorherigen Neujahrstagen. © dpa

Dresden. Nur in Berlin nahm eine Messstation noch schlechtere Werte auf: Am Neujahrstag war Dresden deutschlandweit die Stadt mit der zweitgrößten Feinstaub-Belastung. Aber wie gefährlich ist dieser Feinstaub eigentlich?

Wie waren die Dresdner Feinstaubwerte im deutschlandweiten Vergleich?

Die höchsten Feinstaub-Werte hat am Neujahrstag eine Messstation in Berlin gemessen: In der Frankfurter Allee lag die Belastung von Partikeln mit einem aerodynamischen Durchmesser von weniger als zehn Mikrometern bei einer Konzentration von 80 Mikrogramm pro Kubikmeter. Der Wert bezieht sich auf den Tagesmittelwert am 1. Januar. In vielen Städten - so auch in Berlin und Dresden - gibt es gleich mehrere Messstationen.

Den zweithöchsten Wert wies am Neujahrstag Dresden auf: An der Messstation Dresden-Nord (Bahnhof Neustadt) lag der Wert im Tagesmittel bei 59 Mikrogramm pro Kubikmeter. Auf Platz drei landete wieder eine Station aus Berlin, auf Platz vier die Station in Dresden in der Winckelmannstraße hinterm Hauptbahnhof. Platz fünf belegte wieder Berlin, Platz sechs Dresden (Bergstraße).

Erst auf Platz sieben landet eine Feinstaub-Messstation in Hamburg - mit einem Tagesmittelwert von 48 Mikrogramm Feinstaub pro Kubikmeter. Es folgen Stationen in Ingolstadt und Wiesbaden.

Warum war die Feinstaub-Belastung in Dresden so hoch?

Vor allem liegt die hohe Feinstaubbelastung am Neujahrstag natürlich am Feuerwerk. Jährlich werden rund 2.050 Tonnen Feinstaub mit einer Partikelgröße bis zehn Mikrometern durch Feuerwerke freigesetzt. Davon entstehen 75 Prozent, also 1.700 Tonnen, allein in der Silvesternacht, teilt Ute Dauert vom Umweltbundesamt mit.

"Dort, wo viele Leute auf engem Raum gleichzeitig Feuerwerkskörper abbrennen, gibt es die höchsten Werte", sagt die Expertin. Dass die Werte in Städten höher sind als auf dem Land, ist also naheliegend. Wie hoch Feinstaub-Werte in der Luft sind, hänge darüber hinaus auch vom Wetter ab. So sei es in der Neujahrsnacht verhältnismäßig windig gewesen - und der Feinstaub-Wert so einigermaßen schnell gesunken, erklärt Ute Dauert.

So lag der Feinstaub in der Luft gegen zwei Uhr in der Nacht beispielsweise bei zwei Messstationen in Dresden noch bei über 500 Mikrogramm pro Kubikmeter. Zum Vergleich: Der höchste gemessene Wert am Neujahrstag war um ein Uhr nachts an einer Messstation in Berlin: Dort lag die Konzentration bei 867 Mikrogramm pro Kubikmeter.

"Tatsächlich ist der Tagesmittelwert von um die 50 gar nicht so hoch", sagt Ute Dauert. "Das passiert auch manchmal so im Jahresverlauf." Auch, wenn Dresden in diesem Jahr zu Silvester mit die höchsten Werte aufwies, stand es also im Verhältnis zum Rest des Jahres betrachtet dafür, dass Silvester gefeiert wurde, nicht besonders schlimm um die Elbestadt.

Trotz allem ist mit einem Wert von über 50 ein Grenzwert der EU-Kommission überschritten. So darf, um die Gesundheit der Menschen zu schützen, ein Tagesmittelwert von 50 Mikrogramm pro Kubikmeter nicht öfter als 35-mal im Jahr überschritten werden. Im ganzen Jahr 2023 ist dieser Wert in Dresden im Tagesmittel nicht überschritten worden, teilt das Landesamt für Umwelt, Landwirtschaft und Geologie mit.

Wie steht Dresden damit im Vergleich zu den Vorjahren da?

Der Neujahrstag in Dresden dieses Jahr war einer mit einer so hohen Feinstaub-Belastung wie viele Jahre nicht mehr. Im Jahr 2023 lag der Mittelwert am Neujahrstag an den drei Dresdner Messstationen nur bei zwischen 15 und 22 Mikrogramm Feinstaub pro Kubikmeter. 2022 ging es um 9 bis 12 Mikrogramm, 2021 um 35 bis 41. 2020 lag der Wert bei 31 bis 39 Mikrogramm Feinstaub pro Kubikmeter, 2019 zwischen 17 und 23. 2018 ging es um 13 bis 21 Mikrogramm pro Kubikmeter.

2017 lag der Tagesmittelwert zum ersten Mal höher, wenn man die zurückliegenden Jahre betrachtet: Damals gab es am Neujahrstag zwischen 76 und 89 Mikrogramm Feinstaub pro Kubikmeter in der Luft. Wenn man nur die stundenweisen Werte anschaut, so lag der Wert sogar noch weiter zurück zum letzten Mal höher: Wie das Landesamt für Umwelt mitteilt, gab es zuletzt 2015 höhere Einzelwerte als dieses Silvester.

Eine Rolle dabei spiele das Wetter, so Ute Dauert: Regne es, zünden weniger Menschen Feuerwerkskörper. Wind verteile den Feinstaub schneller. Eine andere Rolle für die niedrigen Werte in den vergangenen Jahren spielte die Corona-Pandemie, wo zeitweise ein Böllerverbot galt.

Was bedeuten die Werte für das Klima?

Die 2.050 Tonnen Feinstaub, die durch Feuerwerke entstehen, machen nur einen Anteil von einem Prozent am gesamten Feinstaubaufkommen eines Jahres aus. Was das Klima anbelangt, hat das Silvester-Feuerwerk dadurch vergleichsweise wenig Auswirkung, erklärt Ute Dauert. Von den jährlichen deutschen Treibhausgasemissionen macht es nur einen Anteil von 0,00013 Prozent aus, ordnet die Expertin ein. Holzverbrennung, Energieerzeugung, Straßenverkehr: Das fällt deutlich mehr ins Gewicht.

Wie gefährlich ist Feinstaub für die Gesundheit?

Das Problem am Feinstaub ist, dass dieser krank macht, sagt Ute Dauert. So kann Feinstaub mit der genannten Partikelgröße beim Menschen in die Nasenhöhle, die Luftröhre und die Bronchien eindringen. "Je kleiner die Partikel sind, desto tiefer können sie eindringen", erklärt Ute Dauert. Über die Lungenbläschen können die Partikel sogar in den Blutkreislauf gelangen.

Das Einatmen des Feinstaubs sei nicht nur gefährlich, wenn Menschen dem über einen längeren Zeitraum hinweg ausgesetzt sind, sondern auch über einen kurzen. Die Folgen reichen von vorübergehenden Beeinträchtigungen der Atemwege über einen erhöhten Medikamentenbedarf bei Asthmatikern hin zu vermehrten Krankenhausaufenthalten und sogar einer erhöhten Sterblichkeit.