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Umweltzone: Ob Dresden die neuen Schadstoffwerte einhalten kann

Ab 2030 sollen strengere Grenzwerte für Luftschadstoffe gelten. Deutschlandweit wird über neue Umweltzonen diskutiert. Wie Dresden reagiert.

Von Dirk Hein
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Die Belastung durch Luftschafstoffe geht zurück, die wichtigen Grenzwerte werden in Dresden eingehalten.
Die Belastung durch Luftschafstoffe geht zurück, die wichtigen Grenzwerte werden in Dresden eingehalten. © Christian Juppe

Dresden. Für die Landeshauptstadt liegt der neue Umweltbericht für die Jahre 2021 und 2022 vor. Der Tenor: Es gibt Erfolge, aber das Dresdner Klima, die Natur und Gewässer stehen unter Druck. Bei wichtigen Schadstoff-Daten gibt die Stadt jedoch ungewöhnlich deutlich Entwarnung.

Grenzwerte für Luftschadstoffe werden in Dresden eingehalten

Der neue Umweltbericht 2021/22 zeigt, dass die Grenzwerte für die gesundheitsrelevanten Schadstoffe Feinstaub und Stickstoffdioxid zumindest in den vergangenen Jahren sicher eingehalten wurden. Ein Grund dafür sind zum einen die harten Einschnitte während der Corona-Pandemie, die zum deutlichen Rückgang des Verkehrs und somit auch zu einer Reduktion der Stickstoffdioxidkonzentrationen geführt haben.

Die Auswirkungen auf die Feinstaubkonzentrationen während dieser Zeit wird hingegen als gering eingeschätzt. Insgesamt wirken zudem Umweltschutzmaßnahmen. Schon 2017 war unter anderem der Wegfall weiterer kostenloser Parkplätze, eine bessere Verkehrssteuerung und die Förderung der Bus- und Bahnnutzung beschlossen worden.

Die EU-Kommission hatte in diesem Zusammenhang vorgeschlagen, die Grenzwerte für Luftschadstoffe ab 2030 an die Empfehlungen der Weltgesundheitsorganisation anzupassen und somit nochmals zu verschärfen. Deutschlandweit wurde dadurch die Diskussion um neue Umweltzonen und damit Fahrverbote für viele ältere Autos neu angeheizt.

Inwieweit Dresden davon betroffen sein könnte, ließ die Verwaltung bisher offen. Ob eine Umweltzone nötig sei, sollten die Regeln tatsächlich verschärft werden, "werden lufthygienische Analysen zeigen", hieß es bisher.

Umweltamtsleiter René Herold äußerte sich jetzt deutlich zuversichtlicher: "Wir werden die für 2030 geplanten strengeren Grenzwerte sicher einhalten, wenn wir mit unseren Maßnahmen zum Umweltschutz nicht nachlassen." Gemeint sind damit zum Beispiel die Maßnahmen im Verkehrsentwicklungsplan.

Bedenklicher Zustand der Gewässer in Dresden

"Der Zustand der Gewässer in Dresden ist weiterhin schlecht. Es ist uns noch nicht gelungen, wirkliche Verbesserungen zu erreichen." Das betrifft besonders die Wasserläufe in der Stadt, die noch verrohrt sind oder die insgesamt "naturfern" verlaufen. "Im Zusammenspiel mit zu hohen Einträgen von Nähr-, Schweb- und Schadstoffen ist eine Erholung dieser Gewässer ohne Umbau unmöglich", so Herold weiter.

3,25 Millionen Euro hat Dresden 2021 und 2022 ausgegeben, um diese Situation zu verbessern. Aktuell legt die Stadt den Schönborner Dorfbach offen und baut ihn naturnah aus. "Die Arbeiten wollen wir in diesem Jahr abschließen und Mitte des Jahres mit der Renaturierung des Flössertgrabens in Klotzsche an der Grenzstraße beginnen", sagt René Herold.

Kaitzbach als Großprojekt geplant

Viele der Gewässer, die naturnah gestaltet werden, liegen am Stadtrand oder zumindest weit außerhalb des Zentrums. Die Stadt versucht daher mit großem Aufwand, den in der Innenstadt verroht verlaufenden Kaitzbach zumindest in größeren Abschnitten wieder naturnah zu gestalten.

So trostlos sieht die Zinzendorfstraße im Robotron-Areal noch aus. Darunter fließt der Kaitzbach, den die Stadt offenlegen will.
So trostlos sieht die Zinzendorfstraße im Robotron-Areal noch aus. Darunter fließt der Kaitzbach, den die Stadt offenlegen will. © Sven Ellger

In diesem Zusammenhang hat die Verwaltung eine Machbarkeitsstudie zur "Offenlegung und Umverlegung des Kaitzbaches" für den kompletten Abschnitt zwischen Zinzendorfstraße und St. Petersburger Straße beauftragt. Rathausintern liegt dafür nun die Entwurfsplanung für den etwa einen Kilometer langen Bereich vor. "Gerade in dicht bebauten Gebieten ist so ein Vorhaben komplex, der geringste Aufwand ist das eigentliche Umgestalten des Gewässers. Viel aufwendiger ist das Verlegen von Leitungen, der kompletten Entwässerung im Untergrund", sagt Umweltamtsleiter Herold.

Hitzerekord in Dresden gebrochen

Nachdem das Jahr 2021 nach drei Jahren nicht mehr zu trocken war, sondern insgesamt eher nass und kühl, brachte das Jahr 2022 als viertwärmstes Jahr seit 1961 einen neuen Temperaturrekord von 38,2 Grad Celsius und extreme Trockenheit. 2022 schien die Sonne in Dresden exakt 2077 Stunden, üblich wären etwa 1.500 Sonnenstunden pro Jahr. Im selben Jahr wurden 17 heiße Tage mit Temperaturen über 30 Grad und weitere 59 Sommertage mit Spitzenwerten von über 25 Grad verzeichnet. Üblich wären sieben heiße und 38 Sommertage.

Neben den sehr trockenen Witterungsabschnitten war und ist das Dresdner Stadtgebiet immer wieder von Starkregenereignissen betroffen. Dies war beispielsweise im Juni 2021 und August 2022 der Fall.

Erfolge bei Bäumen und Stadtgrün

"Erfolge können wir bei der Erweiterung des Stadtgrüns vorzeigen. Wichtige Projekte wie der nördliche Blüherpark und der Spielplatz Tauernstraße verbessern das lokale Stadtklima gerade im überwärmten Gebiet und sind anziehende Orte zum Erholen und Bewegen", sagt Umweltbürgermeisterin Eva Jähnigen (Grüne). Kontinuierlich hat die Stadt die schonende Pflege von Grünflächen ausgeweitet und mit der Ansaat von Blühwiesen verbunden – zum Beispiel im westlichen Promenadenring.

Von insgesamt etwa 600 Hektar Stadtgrün wurden acht neu auf eine weniger intensive Pflege umgestellt. Sieben neue Spielplätze sind gebaut worden, insgesamt drei Hektar Grünanlagen sind neu entstanden.

Hitze und Trockenheit haben jedoch vor allem den Bäumen am Straßenrand und in Parks zugesetzt. "Es gab einen hohen Verlust an Bäumen, den wir nur mit Mühe ausgleichen konnten", so Jähnigen weiter.

Die Anzahl an Bäumen im Parks- und Grünanlagen ist von 20.800 im Jahr 2019 auf 20.300 im Jahr 2022 gesunken. 2019 standen stadtweit 54.300 Bäume am Straßenrand. 2022 waren es 55.200 Bäume. Stadtweit kamen insgesamt 550 neue kommunale Bäume hinzu.