Dresden. Schon einmal stand das DDR-Museum vor dem Aus. Damals, 2017, rettete Edeka-Händler Peter Simmel die Radebeuler Sammlung, holte sie nach Dresden in das Hochhaus am Albertplatz und eröffnete die "Welt der DDR". Nun sieht es nach einem endgültigen Abschied von der Ausstellung aus.
Viele Exponate werden verkauft
"Alles hat einmal ein Ende", ist auf der Internetseite des Museums zu lesen. Das DDR-Museum befinde sich in der Auflösung, heißt es kurz und knapp. Einige Ausstellungsgruppen will Simmel verkaufen. Wer Interesse an den Stücken hat, könne sich telefonisch oder per E-Mail melden.
Angeboten werden unter anderem die Konsum-Ausstellung mit Regalen, Waage und Kasse, eine kleine Arztpraxis, ein Klassenzimmer, eine Werkstatt, aber auch Schrankwände, Fernseher, Wohnzimmersessel. Preise werden nicht vorgegeben. Bilder von den angebotenen Exponaten sind auf der Internetseite des Museums zu finden.
Die Eröffnung am 29. Januar 2017 war groß gefeiert worden. Mehr als 600 Besucher erkundeten 40 Jahre ostdeutsche Alltagsgeschichte, streichelten Simson-Moped-Tanks, kicherten über Schleudern, die früher immer weghüpften, fühlten sich beim Anblick des hüfthohen Wohnzimmer-Standofens an ihre Kindheit erinnert.
Zu den Gründen für die Schließung äußerte sich Simmel auf SZ-Anfrage bislang nicht. Der Bild-Zeitung sagte er, dass das Interesse an der DDR spürbar abgeflaut sei. Seien im Eröffnungsjahr noch 80.000 Besucher gekommen, so seien es jetzt nach Corona nur noch etwa 8.000.
Simmel berichtet von "gelangweilten Schülern", die durch die Ausstellung liefen. Auch gibt es offenbar kaum noch Touristen, die das Simmel-Center besuchen, um DDR-Devotionalien anzuschauen. Schon Ende Mai soll Schluss sein.
Noch kein Plan, was mit der Fläche im Hochhaus passiert
Die Sammlung aus 75.000 Einzelstücken befand sich vorher in Radebeul. Dort waren die Besucherzahlen jedoch eingebrochen. Simmel kam als Retter, wenngleich er sich die Entscheidung, das Museum zu retten, nicht leichtgemacht habe, erzählte er damals. "Das ist nicht einfach für jemanden, der eigentlich wirtschaftlich denken soll", sagte Simmel, gebürtiger Münchener und Betreiber von mehreren Edeka-Märkten in Bayern, Thüringen und Sachsen.
Doch dann habe er das Museum besucht. "Wie ich so hineinging, wurde ich daran erinnert, wie ich im Osten ankam und liebevoll aufgenommen wurde. Das hat mich sehr berührt." Als er wieder herauskam, habe er gedacht: Es wäre jammerschade, wenn das zugrunde geht.
Simmel zahlte für die komplette Sammlung 50.000 Euro. Die Aufbaukosten schätzte er vor der Eröffnung auf rund 250.000 Euro. "Jungen Menschen muss gezeigt werden, wie zweierlei Deutschland funktioniert hat. Ein Blick in die Vergangenheit ist sinnvoll, damit Deutschland so bleibt, wie es ist – und besser wird."
Simmels Ziel waren einmal 100.000 Besucher im Jahr, sagte der Geschäftsmann 2016, bevor er das Museum zu sich holte. Eine Marke, die jetzt nicht annähernd erreicht wird. Was nun mit der Fläche im Hochhaus passiert, ist unklar.