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Streik im Dresdner Nahverkehr: Klimaschützer und Arbeitnehmer protestieren zum ersten Mal gemeinsam

Am Freitag haben Straßenbahn- und Busfahrer in Dresden gestreikt - und bekamen dabei Unterstützung von Fridays for Future. Auch am Sonnabend steht der Nahverkehr weiter still.

Von Sandro Pohl-Rahrisch & Connor Endt
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Am Freitag haben Bus- und Bahnfahrer in Dresden und anderen Städten für bessere Arbeitsbedingungen gestreikt.
Am Freitag haben Bus- und Bahnfahrer in Dresden und anderen Städten für bessere Arbeitsbedingungen gestreikt. © Sven Ellger

Dresden. Nichts fährt mehr: An Dresdens Straßenbahnhaltestellen bleibt es am Freitagmorgen still. Kein Mensch steht an der Haltestelle Anton-/Leipziger-Straße, das gleiche Bild zeigt sich am Bahnhof Dresden-Neustadt und am Albertplatz. Nur Erasmus-Student Sergej schaut ratlos auf sein Handy: "Ich habe einen Termin auf der Bautzner Straße, wie komme ich da denn jetzt hin?", fragt er. Statt der Bahn, will er sich jetzt ein Mobi-Bike nehmen. "In Deutschland wird immer gestreikt", sagt er und lacht.

Die Gewerkschaft Verdi hat die Beschäftigten der kommunalen Nahverkehrsunternehmen in Sachsen am Freitag zum ganztägigen Warnstreik aufgerufen. In Dresden soll der Streik wie in Leipzig auf den Samstag ausgeweitet werden. Zu den erwarteten Auswirkungen konnte man am Freitag jedoch keine genaueren Angaben machen.

Zumindest am Freitag blieben allerdings sämtliche Straßenbahnen und Stadtbusse in den Depots, wie ein Sprecher der DVB auf Anfrage sagte.

Wer wann im Dresdner Nahverkehr streikt

Bereits seit Donnerstag wird im Nahverkehr der Landehauptstadt gestreikt. Seit Freitagmorgen sind auch auch die Bus- und Bahnfahrer der Dresdner Verkehrsbetriebe (DVB) im Ausstand. Mit großflächigen Ausfällen rechnet man bis Sonntag, 3 Uhr.

Fridays for Future und DVB: Das fordern die Streikenden

Um 13.30 Uhr versammeln sich am Freitag etwa 250 Streikende vor dem Sächsischen Staatsministerium. Unterstützung bekommen die ÖPNV-Fahrer von der Klimabewegung Fridays for Future (FFF). Es ist das erste Mal, dass Beschäftigte und FFF-Mitglieder bundesweit zusammen auf die Straße gehen, Klimaprotest und Arbeitskampf kombinieren. Die Aktion findet unter dem Motto "Wir fahren zusammen" statt. Als "Protest vom Klassenzimmer bis zur Werkstatt" wird Zahra Pischnamazzadeh von FFF den Streik später bezeichnen.

Erstmalig haben sich bundesweit die Klimaschützer von Fridays for Future an einem Streik beteiligt.
Erstmalig haben sich bundesweit die Klimaschützer von Fridays for Future an einem Streik beteiligt. © Sven Ellger

Verdi fordert für die DVS-Beschäftigten 22 Prozent mehr Lohn, mindestens 750 Euro mehr im Monat, rückwirkend zum 1. Januar. Azubis und Praktikanten sollen 200 Euro mehr bekommen. Die DVB-Mitarbeiter sollen zudem höhere Zuschläge für Samstags-, Sonntags- und Nachtarbeit, mehr Urlaubstage und zusätzliche Regenerationstage für Nachtarbeit erhalten.

Betriebsrat Wolfgang Fehring sieht, dass die erneuten Streiks die Dresdner belasten. "Ich kann den Frust verstehen, muss aber auch an meine Kollegen denken", sagt er. "Die Last ist zu hoch, wir haben seit 2020 bei der DVB 130.000 Überstunden gemacht." Seit Jahren gebe es bei den Verkehrsbetrieben einen Krankenstand von über zehn Prozent, die Kollegen seien überlastet, neue Fahrer würden teilweise schon wenige Monate nach Dienstantritt wieder kündigen.

Warum es eine Petition gibt

Damit sich etwas ändert, haben FFF und Verdi bundesweit Unterschriften gesammelt. Alleine in Dresden wurde eine Petition mit über 200.000 Unterzeichnungen an Staatssekretär Thomas Kralinski übergeben. Auch die Landtagsabgeordneten Albrecht Pallas (SPD), Thomas Löser (Bündnis 90/Grüne), Marika Tänder-Walenta (Linke), sowie der Bundestagsabgeordnete Kassem Taher Saleh (Bündnis 90/Grüne) und der Dresdner Verkehrsbürgermeister und Aufsichtsratsvorsitzende der DVB Stephan Kühn unterschrieben die Petition vor Ort.

So geht es weiter mit den Nahverkehr-Streiks in Dresden

In den kommenden Wochen könnte es erneut zu Streiks und Ausfällen im Nahverkehr kommen: Die für Mittwoch geplante neue Verhandlungsrunde wurde vom Kommunalen Arbeitgeberverband, der auch für die DVB verhandelt, abgesagt.