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Tourismusverband Dresden fürchtet "Rechtsausrichtung" der neuen Sachsen-Regierung

Dresden boomt wieder und lockt immer mehr Besucher an. Die Zahl der Touristen ist deutlich gestiegen. Doch Sebastian Klink, Vize-Chef vom Tourismusverband, sieht einen großen "Risikofaktor".

Von Andreas Weller
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Sebastian Klinik ist Manager des Hotels Bellevue und Vize-Chef des Tourismusverbands. Die Ergebnisse der bevorstehenden Wahlen in Sachsen sieht er als Risiko für den Tourismus in der Landeshauptstadt.
Sebastian Klinik ist Manager des Hotels Bellevue und Vize-Chef des Tourismusverbands. Die Ergebnisse der bevorstehenden Wahlen in Sachsen sieht er als Risiko für den Tourismus in der Landeshauptstadt. © René Meinig

Dresden. "Der Trend geht eindeutig nach oben", sagt die in Dresden für Tourismus zuständige Kulturbürgermeisterin Annekatrin Klepsch (Linke). Gut 2,1 Millionen Menschen besuchten im vergangenen Jahr Dresden, sorgten für mehr als 4,4 Millionen Übernachtungen - das sind jeweils 15 Prozent mehr als im Jahr davor.

Jetzt sollen weitere Reiseanlässe geschaffen werden, um noch mehr Besucher nach Dresden zu locken. Doch neben der Euphorie über die Zahlen gibt es auch Angst, dass vor allem ausländische Touristen wegbleiben könnten, und das hat mit der Landtagswahl im September zu tun.

Wie haben sich die Touristen-Zahlen entwickelt?

Die gut 4,4 Millionen Übernachtungen liegen nur knapp unter denen von 2019 (94 Prozent) vor der Corona-Pandemie. Bei den Ankünften sind es 91 Prozent. "Im Dezember hatten wir mit 75 Prozent die höchste Zimmerauslastung in Deutschland", so Corinne Miseer, Chefin der Dresden Marketing Gesellschaft (DMG). Dafür seien vor allem der Striezelmarkt und die anderen Weihnachtsmärkte verantwortlich. Aber auch bei den Tagungen und Kongressen steigen die Zahlen. 2023 gab es 17.694 Veranstaltungen dieser Art in Dresden mit mehr als 1,5 Millionen Teilnehmenden. Diese Zahlen liegen sogar etwas über denen von 2019 und deutlich über denen von 2022.

Der Ausländeranteil unter den Besuchern lag im vergangenen Jahr bei 19 Prozent - 2022 waren es 17 Prozent und 2019 21 Prozent. Dresden hat bei der Zahl der ausländischen Touristen um 30 Prozent zugelegt. Das ist deutlich mehr als bundesweit (plus 19 Prozent) und auch sachsenweit (plus 21 Prozent).

Wie viel Geld geben Touristen in Dresden aus?

Erstmals hat die DMG eine "Mastercard"-Studie zum Ausgabeverhalten durchführen lassen. Daraus ergibt sich, dass Privatreisende mit durchschnittlich 104 Euro pro Person und Besuch mehr ausgeben als Touristen deutschlandweit (95 Euro). Bei den Geschäftsreisenden ist das andersherum - diese geben deutschlandweit durchschnittlich rund 231 Euro pro Besuch aus und in Dresden 204 Euro. "Das kann man aber auch so deuten: In Dresden kann man günstiger als in anderen Städten tagen", so Bürgermeisterin Klepsch.

Deshalb schlägt sie vor, noch gezielter große Kongresse nach Dresden zu locken, indem diese von der Stadt gefördert werden. Klepsch schlägt vor, einen mittleren sechsstelligen Betrag insgesamt zur Verfügung zu stellen, um den sich dann Kongressveranstalter anteilig bewerben können . Voraussetzungen: Die Tagungen finden komplett in Präsenz in Dresden statt und haben mindestens 800 Teilnehmende. Über die Förderung soll der Stadtrat entscheiden.

Miseer erläutert dazu: "Das Ausgabeniveau liegt 24 Prozent über dem von 2019 und damit über der Inflation."

Was wird getan, damit noch mehr Besucher kommen?

Neben den bisher üblichen Besuchen von Reisemessen im In- und Ausland und Tourismus-Kongressen, Plakatwerbung im Ausland und vielem mehr gibt es seit Januar eine neue Internetseite für Dresden und die Region. Zudem ist die DMG nun auch bei dem Videoportal TikTok.

In diesem Jahr sollen vor allem die Jubiläen von Erich Kästner und Caspar David Friedrich Besucher anlocken. Zu Friedrich machen die Staatlichen Kunstsammlungen im August Sonderausstellungen. Aber auch die großen Rock- und Pop-Konzerte, unter anderem von AC/DC oder Rammstein, lassen auf zahlreiche Menschen hoffen, die dann auch in Dresden übernachten.

Worin liegen die Unsicherheiten?

Die steigende Ausländerfeindlichkeit in Dresden und Sachsen, die durch das Erstarken rechtsextremer Kräfte auch überregional in den Medien dargestellt wird, mache der Branche schon zu schaffen, bestätigt Sebastian Klink, der Manager des Hotels Bilderberg Bellevue. Er ist auch stellvertretender Vorsitzender vom Tourismusverband Dresden. "Bei der Fachkräftegewinnung ist das noch weniger der Fall. Da gibt es ab und zu Anfragen und Kommunikationsbedarf." In dem Hotel gebe es unter den Mitarbeitenden einen Anteil von etwa 15 Prozent mit Migrationshintergrund. "Bei den Auszubildenden sind es 30 Prozent. Die Menschen kommen hier gut rein und wir können in andere Kulturen hineinschauen."

Aber die Besucherzahlen, vor allem aus dem Ausland, könnten drastisch einbrechen, fürchtet Klink. "Eine Rechtsausrichtung der Landesregierung, die laut Umfragen ja möglich ist, wäre tatsächlich ein Risikofaktor für den Tourismus - ganz klar."

Stattdessen sei das Ziel ja, deutlich mehr Ausländer nach Dresden zu locken. Dazu könnten laut Klink neben internationalen Kongressen auch große Konzerte beitragen, die exklusiv in Dresden stattfinden. "Wenn wir an die Veranstalter das Signal senden, hier ist das relativ einfach möglich, kann es gelingen, den Anteil an ausländischen Besuchern bei diesen Konzerten deutlich zu steigern."