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Dresden: Welche Oberschule ist die beste für mein Kind?

Familien müssen sich jetzt entscheiden, an welche Oberschule ihr Kind wechselt. Ein Überblick über Fremdsprachen-Angebote, Unterrichtsausfall und Noten.

Von Nora Domschke & Sandro Pohl-Rahrisch
 8 Min.
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Die Wahl der richtigen Schule ist dieses Jahr besonders schwer. Was zeichnet Dresdens Oberschulen aus?
Die Wahl der richtigen Schule ist dieses Jahr besonders schwer. Was zeichnet Dresdens Oberschulen aus? © dpa/Felix Kästle (Symbolfoto)

Dresden. Noch nie war es für Familien so schwer, sich für eine Oberschule zu entscheiden. Welchen Schulweg mute ich meinem Kind zu? Welche zweite Fremdsprache soll es lernen? Wie modern ist die Schule ausgestattet? Neben diesen schwierigen Fragen kommt in diesem Jahr die Corona-Krise dazu, die es Eltern und Kindern unmöglich macht, den Schulen einen Besuch abzustatten und sich vor Ort beraten zu lassen.

Umso mehr bieten Zahlen zum Unterrichtsausfall, Durchschnittsnoten und Klassengrößen in diesen Zeiten eine grobe Orientierung. Die SZ hat diese und weitere Fakten für alle staatlichen Oberschulen in Dresden aus der Sächsischen und der Dresdner Schuldatenbank zusammengetragen.

Das sind die wichtigsten Fragen und Antworten zu Dresdens Oberschulen im Überblick.

Was ist Eltern bei der Schulwahl besonders wichtig?

Normalerweise spielt bei der Entscheidung eine große Rolle, ob bereits ein Geschwisterkind an der Schule lernt, wie weit der Weg dorthin ist und welche Profile und AGs angeboten werden, sagt Kreiselternrat-Chef Martin Raschke. Wer für sein Kind eine spezielle Ausrichtung wünscht, etwa in den Fächern Mathematik oder Musik, wird ohnehin die entsprechenden Schulen auswählen.

Allerdings, so räumt Raschke ein, könne er sich gut vorstellen, dass die Corona-Pandemie Einfluss auf die Schulauswahl hat: "Es ist möglich, dass der Schulweg eine größere Bedeutung bekommt und Eltern gern vermeiden würden, dass ihre Kinder mit Bus und Bahn fahren müssen."

Immer wieder gab es in den vergangenen Monaten scharfe Kritik an zu vollen öffentlichen Verkehrsmitteln, wenn die Schüler morgens und nachmittags unterwegs waren. Eltern sorgen sich, dass die Kinder sich in Bus und Bahn mit dem Virus anstecken könnten.

Was Raschke ebenfalls aufgefallen ist: Neugründungen kommen bei den Dresdner Familien gut an. Und das unabhängig vom Zustand des Schulgebäudes, der bislang ebenfalls eine wichtige Rolle für Familien spielte. Konkret verweist Raschke auf das Gymnasium Leo (linkselbisch-Ost), das derzeit in einem teilsanierten DDR-Schulhaus in Tolkewitz untergebracht ist und dennoch zahlreiche Anmeldungen verzeichne.

Ein anderes Beispiel liefert die 116. Oberschule in Leubnitz-Neuostra, die zwar ebenfalls in einem Plattenbau "Typ Dresden" ansässig ist, aber im vergangenen Jahr die meisten Anmeldungen erhielt und somit Dresdens beliebteste Oberschule war. Hier zeigt sich, dass Eltern mittlerweile - anders als noch vor einigen Jahren - weniger auf den Zustand des Schulgebäudes schauen, und stattdessen das schulische Angebot mehr in den Fokus rückt.

Viel Zulauf prognostiziert Martin Raschke auch der neuen 151. Oberschule, die absehbar in einen Neubau an der Ecke Königsbrücker Straße/Stauffenbergallee ziehen wird und den großen Bedarf an Oberschulplätzen im Dresdner Norden, vor allem in Klotzsche, abdecken soll.

Welchen Einfluss es haben wird, dass Tage der offenen Tür derzeit nicht stattfinden können, sei schwer zu sagen, so Raschke. Und ob ein gut gemachter Internetauftritt mit virtuellen Rundgängen und Imagefilmen tatsächlich für mehr Anmeldungen an einer Schule sorgen wird, werde sich erst zeigen, wenn die Anmeldezahlen bekannt sind.

Wie gut ist denn der Zustand der Schulhäuser?

Viel Geld ist den vergangenen Jahren ausgegeben worden, um Dresdens Oberschulen herzurichten. Ein komplett neues Schulhaus haben zum Beispiel die 145. Oberschule auf dem Campus Pieschen und die 32. Oberschule auf dem Campus Tolkewitz erhalten. Mehrere Gebäude wurden darüber hinaus komplett saniert, darunter die Weißiger Oberschule.

Trotzdem ist längst nicht alles neu und glänzend. Einer Prioritätenliste des Schulverwaltungsamtes zufolge werden aktuell vier Oberschulen als dringend sanierungsbedürftig eingestuft. Dabei handelt es sich um die 25. Oberschule in Striesen (Altbau), die 76. Oberschule in Briesnitz (Altbau), die 88. Oberschule in Hosterwitz (Altbau) sowie die 128. Oberschule in Strehlen (Schultyp "Dresden R 81").

An der 76. Oberschule hat die Gesamtsanierung jetzt begonnen. Dafür müssen die Schüler im benachbarten Cotta lernen. Und für die 88. Oberschule in Hosterwitz deutet sich eine Sanierung an, sobald die Grundschüler, die mit am Schulstandort lernen, in ihr neues Haus gezogen sind. Das wird aber nicht vor Sommer kommenden Jahres der Fall sein.

Im Haushalt nicht berücksichtigt sind die 25. und die 128. Oberschule. Geschätzte Sanierungskosten: etwa 15 Millionen Euro. Außerdem fehlt jede Menge Geld für Schulen, denen die zweithöchste Priorität eingeräumt wurde. Immerhin sind die Toilettenräume beider Schulen vor fünf Jahren erneuert worden.

Wie zufrieden sind Eltern mit Dresdens Schulen?

Im Frühjahr und Sommer hat die Sächsische Zeitung Dresdens Eltern nach ihrer Meinung zur Schulqualität befragt. Das größte Problem sahen sie beim Unterrichtsausfall. Es fallen zu viele Stunden aus, sagten 50 Prozent der Befragten. Lediglich 26 Prozent meinten, die Klassen seien zu groß. Nachholbedarf sehen die Familien auch bei der individuellen Förderung jedes einzelnen Schülers.

Großes Lob gab es für den baulichen Zustand der Schulhäuser. Knapp 70 Prozent äußerten sich zufrieden damit. Und 73 Prozent der Eltern betonten, ihre Kinder gingen gern in die Schule. Etwa 2.500 Dresdner beteiligten sich an der Befragung zum Familienkompass Sachsen.

Wie digital sind Dresdens Oberschulen ausgestattet?

Interaktiv und dreidimensional den Aufbau des menschlichen Körpers erkunden, Daten mithilfe von Tabellenkalkulationen analysieren, Französisch über Skype-Gespräche mit französischen Schülern lernen: Das Internet bietet Unterrichtsmöglichkeiten, wie es sich Eltern und Großeltern kaum vorstellen können. Was dafür nötig ist? Die passende Technik, allem voran Computer, Tablets und eine schnelle und stabile Internetverbindung.

Keine Selbstverständlichkeit, wie der Umfang des sogenannten Digitalpakts an Dresdner Schulen zeigt. Fast 28 Millionen Euro hat die Stadt im vergangenen Sommer von Bund und Land erhalten, um 145 Schulen digital auszustatten. Damit soll jedes Schulhaus mit WLAN ausgestattet werden.

Außerdem können sich die Schulen mit entsprechender Technik eindecken, etwa Tablets oder interaktiven Tafeln. Die Fördermittel müssen bis Ende 2024 genutzt werden. Mit der Umsetzung ist die städtische Tochtergesellschaft Stesad beauftragt worden. Sie beginnt in diesem Jahr.

Bereits Ende 2020 konnte die Landeshauptstadt über ein Corona-Hilfsprogramm des Bundes 4.300 Laptops anschaffen, die die Schulen eigenständig an Familien verteilten, denen diese Technik daheim aus finanziellen Gründen fehlt.

Wonach entscheiden die Schulleiter, welche Kinder angenommen werden?

Sollten sich mehr Kinder an einer Schule anmelden, als Plätze zur Verfügung stehen, müssen die Schulleiter entscheiden, wer an der Einrichtung lernen darf und wer an eine andere Schule umgelenkt wird. Je mehr Kriterien die Schulleitung für diese Entscheidung zugrunde legt, desto angreifbarer ist sie im Falle einer Klage durch die Eltern. Das hat zur Folge, dass viele Dresdner Schulleiter nur noch bewerten, ob an ihrer Einrichtung bereits ein Geschwisterkind lernt.

Andere Aspekte wie etwa die Länge des Schulweges werden bei der Auswahl nicht mehr berücksichtigt. Dadurch landen viele Schüler im sogenannten Losverfahren, bei dem letztlich das Glück über den Platz an der Wunschschule entscheidet. Auch an der 36. Oberschule in Löbtau, die im vergangenen Schuljahr hinter der 116. und 32. Oberschule auf Platz drei der beliebtesten Schulen landete, lässt Leiterin Beatrice Wünsche das Los entscheiden. Wenn auch schweren Herzens: "Wir freuen uns über viele Anmeldungen, aber es ist natürlich schade, dass nicht alle Schüler bei uns angenommen werden können, die es wollen." Dennoch sei das Losverfahren für die Auswahl unumgänglich.

An der 32. Oberschule auf dem neuen Schulcampus in Tolkewitz gab es im letzten Schuljahr ebenfalls deutlich mehr Anmeldungen als Plätze. Leiterin Jana Lüders betont auf der Homepage, dass der Schulweg nicht als mögliches Kriterium bei der Auswahl berücksichtigt wird. Allerdings verfügt ihre frisch sanierte Schule über einen Aufzug. Ein Kind, das aus gesundheitlichen Gründen darauf angewiesen ist, bekommt bei der Auswahl den Vorzug, so Lüders.

Bis wann müssen Kinder angemeldet werden?

Voraussichtlich am 10. Februar, also am Mittwoch kommender Woche, erhalten alle Dresdner Viertklässler ihre Bildungsempfehlung. Damit müssen Eltern ihre Kinder bis spätestens am 26. Februar an einer Oberschule oder einem Gymnasium anmelden. Es gilt die freie Schulwahl. Das heißt, Familien sind nicht an ihren Stadtteil gebunden. Wegen der Corona-Kontaktbeschränkungen müssen mit den Schulen individuelle Anmeldetermine vereinbart werden. Kontaktdaten und Links zu den Internetseiten, auf denen das Prozedere erklärt wird, finden Sie in unserer Übersicht.

Wann werden Eltern Gewissheit haben?

Manche Schulen werden deutlich mehr Anmeldungen erhalten, als Plätze zur Verfügung stehen. Es wird also ein Auswahlverfahren geben. Dabei ist Geduld gefragt. Familien werden erst am 11. Juni darüber informiert, ob ihr Kind an der Wunschschule angenommen wurde.

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