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Das sind die besten Gymnasien in Dresden

Familien müssen sich jetzt entscheiden, an welches Gymnasium ihr Kind wechselt. Ein Überblick über Fremdsprachen-Angebote, Profile, Unterrichtsausfall und Abi-Noten.

Von Nora Domschke & Sandro Pohl-Rahrisch
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Bis Ende Februar haben Dresdens Familien Zeit, sich für ein Gymnasium oder eine Oberschule zu entscheiden.
Bis Ende Februar haben Dresdens Familien Zeit, sich für ein Gymnasium oder eine Oberschule zu entscheiden. © Matthias Rietschel

Dresden. Immer mehr Kinder schlagen den gymnasialen Bildungsweg ein. In diesem Schuljahr lernen über 15.000 Schüler an den 21 kommunalen Dresdner Gymnasien – etwa 4.000 mehr als an den 29 städtischen Oberschulen. Doch welches Gymnasium ist das richtige? Sollte mein Kind lieber Spanisch oder Französisch lernen? Ist ein naturwissenschaftliches Profil einem künstlerischen vorzuziehen?

Noch nie war es für Familien so schwer, sich für eine Schule zu entscheiden. Die SZ hat zur Orientierung Profil- und Fremdsprachenangebote, aber auch Unterrichtsausfall und durchschnittliche Klassengrößen für alle städtischen Gymnasien zusammengetragen. Das sind die wichtigsten Fragen und Antworten zu Dresdens Gymnasien im Überblick.

Wie gut ist der Zustand der Schulhäuser?

Die Dresdner Gymnasien sind in den vergangenen Jahren mit sehr viel Geld bedacht worden. In Pieschen und Tolkewitz sind zwei neue Schulcampusse entstanden. Pieschen war im vergangenen Jahr das begehrteste Gymnasium mit den meisten Anmeldungen. Auf 168 Plätze kamen mehr als 200 Schüler, die dort lernen wollten. Darüber hinaus sind alle Schulen saniert worden, zuletzt etwa der Altbau des Plauener Gymnasiums. Das Bühlauer und das Vitzthum-Gymnasien haben moderne Erweiterungen erhalten.

Aktuell werden die Dreikönigschule, das Klotzscher und das Cottaer Gymnasium auf Vordermann gebracht. Geplant ist außerdem ein komplett neues Schulhaus für das Bertolt-Brecht-Gymnasium in der Johannstadt. Einer Prioritätenliste des Schulverwaltungsamtes zufolge werden mit Abschluss aller laufenden Projekte keine Gymnasien mehr dringend baufällig sein.

Wonach entscheiden Schulleiter, wer angenommen wird?

Melden sich an einem Gymnasium mehr Schüler an als Plätze zur Verfügung stehen, müssen die Schulleiter entscheiden, welches Kind angenommen und welches an eine andere Schule umgelenkt wird. Allerdings hatten in den vergangenen Jahren etliche Eltern gegen eine Ablehnung der Wunschschule geklagt. Deshalb berücksichtigen viele Schulleiter bei der Auswahl lediglich, ob bereits ein Geschwisterkind an der Schule lernt. Alle anderen künftigen Fünftklässler werden in einem Losverfahren ermittelt.

Jens Reichel, Leiter des beliebten Gymnasiums Bürgerwiese, hält allerdings nach wie vor daran fest, dass auch Schüler bevorzugt ausgewählt werden, die in der Nähe seines Gymnasiums wohnen. Die Grenze gilt bis 1,5 Kilometer für den kürzesten Schulweg von der Wohnung bis zum Haupteingang der Schule. Das heißt, wer innerhalb dieses Radius' wohnt, wird eher berücksichtigt, als ein Schüler mit einem längeren Schulweg.

Mit dieser Regelung soll eigentlich verhindert werden, dass Kinder einen unnötig weiten Schulweg haben, obwohl es eine entsprechende Schule gleich in Wohnungsnähe gibt. Gerichte hatten dieses Kriterium allerdings gekippt, weshalb es viele Schulleiter bei der Auswahl nicht mehr berücksichtigen. Im Allgemeinen gilt inzwischen das Losverfahren als gerechter, weil es die Gleichbehandlung aller Bewerber sicherstelle.

Welchen Stellenwert hat die Bildungsempfehlung?

Voraussichtlich am 10. Februar, also am Mittwoch kommender Woche, erhalten alle Dresdner Viertklässler ihre Bildungsempfehlung. Mit dieser schlagen die Schulen vor, ob die Kinder eher eine Oberschul- oder eine gymnasiale Laufbahn einschlagen sollten. Maßgeblich ist der Notendurchschnitt in Deutsch, Mathematik und Sachunterricht. Er sollte für den Besuch eines Gymnasiums nicht schlechter als 2,0 sein.

Anders als früher habe die Bildungsempfehlung heute aber nur noch einen orientierenden und keinen verpflichtenden Charakter, so die Stadtverwaltung. Das heißt, die Familien treffen die letzte Entscheidung und können sich über die Einschätzung der Grundschulen hinwegsetzen.

>>>Einen Vergleich der Dresdner Oberschulen finden Sie hier.<<<

Soll ein Kind, das für die Oberschule vorgeschlagen wurde, ans Gymnasium wechseln, sind jedoch einige Hürden zu nehmen. So sind ein Eltern-Beratungsgespräch am gewünschten Gymnasium sowie eine Leistungsbeurteilung vorgeschrieben. Bei dieser Art Prüfung werden die Fähigkeiten in Deutsch, Mathematik und Sachkunde eingeschätzt. Sollte am Ende abermals vom Gymnasium abgeraten werden, müssen die Eltern dies dem Schulleiter schriftlich mitteilen.

Bis wann müssen Kinder angemeldet werden?

Mit der Bildungsempfehlung, die am 10. Februar ausgegeben wird, müssen Eltern ihre Kinder bis spätestens am 26. Februar an einer Oberschule oder einem Gymnasium anmelden. Es gilt die freie Schulwahl. Das heißt, Familien sind nicht an ihren Stadtteil gebunden. Wegen der Corona-Kontaktbeschränkungen müssen mit den Schulen individuelle Anmeldetermine vereinbart werden. Kontaktdaten und Links zu den Internetseiten, auf denen das Prozedere erklärt wird, finden Sie in unserer Übersicht.

Was ist Eltern bei der Schulwahl besonders wichtig?

Normalerweise spielt bei der Entscheidung eine große Rolle, ob bereits ein Geschwisterkind an der Schule lernt, wie weit der Weg dorthin ist und welche Profile und AGs angeboten werden, sagt Kreiselternrat-Chef Martin Raschke. Wer für sein Kind eine spezielle Ausrichtung wünscht, etwa in den Fächern Mathematik oder Musik, wird ohnehin die entsprechenden Schulen auswählen.

Allerdings, so räumt Raschke ein, könne er sich gut vorstellen, dass die Corona-Pandemie Einfluss auf die Schulauswahl hat: "Es ist möglich, dass der Schulweg eine größere Bedeutung bekommt und Eltern gern vermeiden würden, dass ihre Kinder mit Bus und Bahn fahren müssen."

Immer wieder gab es in den vergangenen Monaten scharfe Kritik an zu vollen öffentlichen Verkehrsmitteln, wenn die Schüler morgens und nachmittags unterwegs waren. Eltern sorgen sich, dass die Kinder sich in Bus und Bahn mit dem Virus anstecken könnten.

Was Raschke ebenfalls aufgefallen ist: Neugründungen kommen bei den Dresdner Familien gut an. Und das unabhängig vom Zustand des Schulgebäudes, der bislang ebenfalls eine wichtige Rolle für Familien spielte. Konkret verweist Raschke auf das Gymnasium Leo (linkselbisch-Ost), das seit seiner Gründung 2019 in einem teilsanierten DDR-Schulhaus in Tolkewitz untergebracht ist und dennoch zahlreiche Anmeldungen verzeichne. Zwar soll das Gymnasium einen Neubau an der Bodenbacher Straße neben der Margon-Arena bekommen, der Umzug ist allerdings erst im Sommer 2024 geplant.

Wie zufrieden sind Eltern mit Dresdens Schulen?

Im Frühjahr und Sommer hat die Sächsische Zeitung Dresdens Eltern nach ihrer Meinung zur Schulqualität befragt. Das größte Problem sahen sie beim Unterrichtsausfall. Es fallen zu viele Stunden aus, sagten 50 Prozent der Befragten. Lediglich 26 Prozent meinten, die Klassen seien zu groß. Nachholbedarf sehen die Familien auch bei der individuellen Förderung jedes einzelnen Schülers.

Großes Lob gab es für den baulichen Zustand der Schulhäuser. Knapp 70 Prozent äußerten sich zufrieden damit. Und 73 Prozent der Eltern betonten, ihre Kinder gingen gern in die Schule. Etwa 2.500 Dresdner beteiligten sich an der Befragung zum Familienkompass Sachsen.

Wie digital sind Dresdens Gymnasien ausgestattet?

Interaktiv und dreidimensional den Aufbau des menschlichen Körpers erkunden, Daten mithilfe von Tabellenkalkulationen analysieren, Französisch über Skype-Gespräche mit französischen Schülern lernen: Das Internet bietet Unterrichtsmöglichkeiten, wie es sich Eltern und Großeltern kaum vorstellen können. Was dafür nötig ist? Die passende Technik, allem voran Computer, Tablets und eine schnelle und stabile Internetverbindung.

Keine Selbstverständlichkeit, wie der Umfang des sogenannten Digitalpakts an Dresdner Schulen zeigt. Fast 28 Millionen Euro hat die Stadt im vergangenen Sommer von Bund und Land erhalten, um 145 Schulen digital auszustatten. Damit soll jedes Schulhaus mit WLAN ausgestattet werden.

Außerdem können sich die Schulen mit entsprechender Technik eindecken, etwa Tablets oder interaktiven Tafeln. Die Fördermittel müssen bis Ende 2024 genutzt werden. Mit der Umsetzung ist die städtische Tochtergesellschaft Stesad beauftragt worden. Sie beginnt in diesem Jahr.

Bereits Ende 2020 konnte die Landeshauptstadt über ein Corona-Hilfsprogramm des Bundes 4.300 Laptops anschaffen, die die Schulen eigenständig an Familien verteilten, denen diese Technik daheim aus finanziellen Gründen fehlt.

Wann haben Eltern Gewissheit über den Schulplatz?

Manche Schulen werden deutlich mehr Anmeldungen erhalten, als Plätze zur Verfügung stehen. Es wird also ein Auswahlverfahren geben. Dabei ist Geduld gefragt. Familien werden erst am 11. Juni darüber informiert, ob ihr Kind an der Wunschschule angenommen wurde.

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