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Über 250 Millionen Euro Gewinn: Dresdner Stadträte kritisieren Sachsen-Energie

252 Millionen Euro Gewinn hat der Versorger Sachsen-Energie 2023 erwirtschaftet, davon 103 mehr als geplant. Dresdner Politiker fragen sich nun, ob die Fernwärmepreise zu hoch sind.

Von Dirk Hein
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Die Gewinne des Versorgers Sachsen-Energie sind hoch. Das weckt Begehrlichkeiten in der Politik.
Die Gewinne des Versorgers Sachsen-Energie sind hoch. Das weckt Begehrlichkeiten in der Politik. © René Meinig

Dresden. Dem mittlerweile sachsenweit agierenden Energieversorger Sachsen-Energie geht es gut. Der Umsatz konnte im vergangenen Jahr um 30 Prozent auf 6,6 Milliarden Euro gesteigert werden. Der noch unbestätigte Jahresgewinn liegt bei über 250 Millionen Euro. Die Zahl der Beschäftigen stieg innerhalb weniger Jahre von 2.700 auf jetzt 3.700. Tendenz steigend.

Doch die hohen Gewinne fließen weitestgehend in die eigenen Taschen des kommunalen Unternehmens, während vor allem Fernwärmekunden draufzahlen, meint ein Stadtrat. Welche Konsequenzen er fordert und wie Sachsen-Energie reagiert.

Welche Gewinne macht die Sachsen-Energie?

Das Unternehmen Sachsen-Energie ist aus dem Zusammenschluss von Drewag und Enso entstanden. Trotz einer schwierigen Fusion, erst im Sommer 2023 gab es vor Gericht eine Einigung im Millionenpoker um den Drewag-Rückkauf, laufen die Geschäfte ausgezeichnet. Das Unternehmen sei "ein Dampfer, der mit voller Kraft weiter investiert", sagt Vorstandschef Frank Brinkmann. Möglich machen dies kräftige Gewinne. 2022 lagen die bei 230 Millionen Euro und damit 75 Millionen Euro über Plan. 2023 wurden 252 Millionen Euro Gewinn erzielt - 103 Millionen Euro mehr als geplant.

Insgesamt 79 Millionen davon führt das Unternehmen an die Stadt Dresden ab. Mit dem Geld werden die Verluste der Verkehrsbetriebe und der Dresdner Bäder zumindest größtenteils querfinanziert. Weitere zehn Millionen erhalten die in der Kommunalen Beteiligungsgesellschaft zusammengefassten kleineren Städte und Gemeinden. Mit dem restlichen Gewinn erhöht Sachsen-Energie die eigene Kapitalquote. Die ist wichtig, damit weiter investiert werden kann - insgesamt 500 Millionen Euro sind 2024 geplant. Davon fließen 200 Millionen Euro in den Ausbau der Stromnetze und 130 Millionen in Maßnahmen zur Dekarbonisierung und den beschleunigten Ausbau der Erneuerbaren Energien.

Ist Sachsen-Energie für Kunden zu teuer?

Im Angesicht der enormen Gewinne stellt sich Stadtrat und Sachsen-Energie-Aufsichtsrat Wolfgang Deppe (Grüne) die Frage, ob das Unternehmen Gewinne zu stark auf Kosten der Kunden macht. Seine Antwort: "Die hohen Gewinne wurden auch durch ein sehr gutes Agieren im Vorstand erzielt. Die Preise der Sachsen-Energie sind in Teilen dennoch ziemlich hoch."

Deppe hat zum einen über öffentlich einsehbare Vergleichswerte im Internet die Preise des Dresdner Unternehmens mit ähnlich aufgestellten Anbietern verglichen. Sein Ergebnis: Beim Strom sind die Dresdner Preise gut, beim Gas liegt Sachsen-Energie etwa 20 Prozent über dem günstigsten vergleichbaren Angebot. "In beiden Fällen können Kunden, die das wünschen, wechseln. Bei der Fernwärme geht das nicht", sagt Stadtrat Deppe.

Weil die Preise für Fernwärme schwerer vergleichbar sind, hat Deppe die vorliegenden Übersichten des Verbandes der Energieabnehmer verglichen. Darin sind Großkunden erfasst. Der Preis von Sachsen-Energie lag demnach im Januar 2023 bei 224 Euro pro Megawattstunde. Die Stadtwerke Bremen haben 111 Euro verlangt, die Stadtwerke Rostock 121 Euro und die Leipziger 151 Euro. Lediglich München (225 Euro) war teurer.

Welche Forderungen aus der Politik gibt es?

Im Bereich Fernwärme, immerhin 138.000 aller Haushalte (45 Prozent) in Dresden sind angeschlossen, gibt es keine Wahlmöglichkeit des Versorgers. "Diese Haushalte werden so teuer versorgt, wie durch kaum ein anderes Stadtwerk", sagt Wolfgang Deppe. Seine Forderung: Etwa ein Drittel der überplanmäßigen Gewinne müssten durch günstigere Preise an die Dresdner zurückfließen. Stark vereinfacht entspricht das etwa 240 Euro pro Haushalt. Der Einfluss der Politik auf das Unternehmen ist jedoch gering, es erfolgt maximal durch Oberbürgermeister Dirk Hilbert (FDP) als Aufsichtsratsvorsitzenden.

Tilo Kießling (Linke) setzt einen ähnlichen Schwerpunkt. Die "gigantischen Überschüsse" der großen städtischen Beteiligungen Sachsen-Energie und Ostsächsische Sparkasse, in Summe über 400 Millionen Euro, sollten "alle Diskussionen über Angebotskürzungen bei den Verkehrsbetrieben beenden".

Sachsen-Energie selbst gibt sich auf Nachfrage bedeckt und will sich zum Vorwurf zu hoher Fernwärmepreise nicht konkret äußern: "Die Dresdner Fernwärmepreise werden nicht von Sachsen-Energie 'gemacht', sondern folgen seit vielen Jahren derselben Preisgleitformel. Eingang in die Formel finden ausschließlich Werte, die nicht von Sachsen-Energie beeinflusst werden."