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Hilberts Vonovia-Deal für Dresden: Stadträte kritisieren "Mini-Wohnungspaket"

Dresden will dem Großvermieter Vonovia gut 1.200 Wohnungen abkaufen. Bis zu 3.000 hätten es sein können. Mehrere Stadtratsfraktionen kritisieren Oberbürgermeister Dirk Hilbert für das Verhandlungsergebnis.

Von Sandro Pohl-Rahrisch
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Reichlich 1.200 Wohnungen will Dresden vom Großvermieter Vonovia kaufen, unter anderem in Reick (Bild). Das hat OB Dirk Hilbert am Freitag verkündet. Den Deal muss er allerdings noch durch den Stadtrat bringen.
Reichlich 1.200 Wohnungen will Dresden vom Großvermieter Vonovia kaufen, unter anderem in Reick (Bild). Das hat OB Dirk Hilbert am Freitag verkündet. Den Deal muss er allerdings noch durch den Stadtrat bringen. © Vonovia, Sven Ellger

Dresden. Einer der größten Immobilien-Deals in der Geschichte Dresdens steht vor dem Abschluss. Der Großvermieter Vonovia und die Stadtverwaltung haben sich darauf geeinigt, dass Dresden dem Unternehmen 1.213 Wohnungen in der Radeberger Vorstadt und in Reick abkaufen wird. Dazu kommen unbebaute Flächen für weitere 1.800 Wohnungen, unter anderem in Niedersedlitz. Preis: 87,8 Millionen Euro. Der Stadtrat muss dem Handel jetzt zustimmen. Dort werden allerdings kritische Stimmen laut.

Der größte Vorwurf an die Rathausspitze: Vonovia hatte der Stadt ein Portfolio von 6.000 Wohnungen angeboten, der Stadtrat hatte den Ankauf von bis zu 3.000 davon beschlossen, OB Dirk Hilbert (FDP) will aber lediglich 1.213 Wohnungen erwerben, wie am Freitag bekannt wurde. Prinzipiell sei es ja zu begrüßen, dass Dresden den Bestand an kommunalen Wohnungen verdoppelt, sagt Grünen-Stadtrat Thomas Löser. "Die Anzahl von 1.200 Wohnungen bleibt jedoch weit hinter dem Stadtratsauftrag zurück." Die Wohnungen sollen in den Bestand der kommunalen Wohnungsbaugesellschaft Wohnen in Dresden (WID) übergehen.

Deutlich schärfere Töne schlägt die SPD-Fraktion an. "Das ist kein guter Deal, das ist eine Enttäuschung", sagt Stadtrat Vincent Drews. 1.213 Wohnungen seien nur ein Tropfen auf den heißen Stein. "Dirk Hilbert wird mit diesem Verhandlungsergebnis sein Ziel verfehlen, bis 2036 für 10.000 Wohnungen bei der WID zu sorgen." Daran würden auch die unbebauten Flächen nichts ändern, die Dresden mit kaufen will. "Wann diese tatsächlich bebaut werden, steht völlig in den Sternen."

AfD will gegen Wohnungsdeal mit Vonovia stimmen

Gegen den Deal will die AfD stimmen, kündigte die Fraktion bereits am Freitag an. "Wir sehen das Vorhaben aus mehreren Gründen kritisch", sagt Stadträtin Daniela Walter. "Es ist nicht Aufgabe der Stadtverwaltung, als Akteur auf dem Wohnungsmarkt aufzutreten, zudem entsteht durch den Kauf keine einzige neue Wohnung in Dresden." Walter deutet Zweifel an, dass Wohnungen auf den freien Flächen entstehen werden. Stattdessen mutmaßt sie, die Stadt könnte daraus Standorte für die Asylunterbringung machen.

Den Kaufpreis von insgesamt etwa 88 Millionen Euro kritisieren die Freien Wähler/Freien Bürger, da für diesen Preis keine einzige Wohnung in Dresden zusätzlich entstehe. Darüber hinaus erwecke OB Hilbert den Eindruck, die Zustimmung des Stadtrates sei reine Formsache. Man werde sich den Deal allerdings sehr genau ansehen, so Stadtrat Torsten Nitzsche.

Die CDU-Fraktion begrüßt den Deal zwar grundsätzlich, kritisiert aber auch, dass keine einzige Wohnung neu entstehe. Und trotz des Ankaufs werde die WID nicht ansatzweise ihre prognostizierten Wohnungszahlen erreichen, so Stadtrat Peter Krüger. "Positiv ist, dass mit der neuen Eigentümerin, der städtischen Wohnungsgesellschaft WID, für die jetzigen Mieter eine langfristige Sicherheit besteht."

Dissidenten: "Ein guter Anfang, ein erster Schritt"

Lobende Worte kommen von der vierköpfigen Dissidenten-Fraktion. "Endlich kommt Bewegung in die notwendige Erweiterung kommunalen Wohnungseigentums zur langfristigen Sicherung bezahlbaren Wohnraums", sagt Stadtrat Michael Schmelich. Ein Drittel der angepeilten 3.000 Wohnungen seien ein guter Anfang, ein erster Schritt. "Für die Schaffung neuen Wohnraums fehlt es der Stadt vor allem an Grundstücken. In dem Vonovia-Paket könnten wichtige Potenziale schlummern, die der WID weitere Neubau-Projekte ermöglichen." Die Dissidenten deuten an, für den Kauf zu stimmen.

Auch die Linke begrüßt das Verhandlungsergebnis. "Die Kommune Dresden mit ihrer WID wird als sozialer Akteur am Dresdner Wohnungsmarkt gestärkt", sagt Stadtrat Tilo Wirtz. "Aus dieser Sicht hätten es ruhig mehr Wohnungen sein können." Wirtz macht darauf aufmerksam, dass bei vielen Wohnungen im Paket erheblicher Sanierungsbedarf bestehe. "Diese Herausforderungen gilt es zu bewältigen. Insofern stehen wir nicht am Ende der Aufgabe, sondern am Anfang."