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Premiere im Dresdner Weihnachtscircus: Bunter, größer, spektakulärer

Auf dem Volksfestgelände gastiert der Dresdner Weihnachtscircus. Unter neuer Führung haben die Artisten eine neue Show auf die Beine gestellt - mit spektakulären Darbietungen, aber auch einer großen Enttäuschung.

Von Juliane Just
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Der Dresdner Weihnachtscircus ist ein Garant für akrobatisches Können und spektakuläre Darbietungen. Doch es geht in der Manege auch mal ruhiger zu: Anmutig und grazil arbeitet das Ehepaar Errani mit drei asiatischen Elefantendamen.
Der Dresdner Weihnachtscircus ist ein Garant für akrobatisches Können und spektakuläre Darbietungen. Doch es geht in der Manege auch mal ruhiger zu: Anmutig und grazil arbeitet das Ehepaar Errani mit drei asiatischen Elefantendamen. © Sven Ellger

Dresden. Seit Sommer war klar: Der Dresdner Weihnachtscircus wird in diesem Jahr anders. Die Macher sparten schon im Vorfeld nicht mit Superlativen. Die größte Zeltstadt Europas, der zweitgrößte Weihnachtscircus der Welt, die besten Artisten der Welt. Am Freitag feierte der Dresdner Weihnachtscircus auf dem Volksfestgelände an der Marienbrücke seine Premiere und die Artisten durften dem Publikum nach monatelangen Vorbereitungen zeigen, was sie da auf die Beine gestellt haben.

Im vergangenen Jahr zog der Zirkus 82.000 Besucher in die Manege und ist damit ein Garant in der Weihnachtszeit. Insgesamt 37 Künstler aus zehn Nationen sowie 25 Tiere gestalten das Programm in der festlichen Zeltstadt, die 2.400 Besucher fassen kann. Mehrere Kulturen und Kontinente sind vertreten, sogar ein russisch-ukrainisches Paar.

Kleine Gäste mussten vor allem am Anfang tapfer sein, denn da stellten sich die neuen Ausrichter des Weihnachtcircus zeitlich ausufernd vor: die Gebrüder Köllner. Die drei Artisten in sechster Generation einer Zirkusfamilie leiten nun die Geschicke des Dresdner Weihnachtscircus, während der bisherige Chef Mario Müller-Milano mit vertrautem Gesicht der Direktor der Manege bleibt.

"Als eben der Vorhang aufging, ist mir ein Stein vom Herzen gefallen", sagt Leonard Köllner, der Jüngste des Trios und verspricht nichts Geringeres als den "besten Weihnachtscircus", den es jemals gab. Riesige Sektflaschen und Blumen werden an mehrere Beteiligte überreicht, während die Kleinsten schon unruhig auf ihren Sitzen hin- und herrutschen.

Waghalsige Manöver unter der Zirkus-Kuppel

Doch da geht es endlich los - und wurde grandios wie versprochen. Mehrere Artisten schwebten kurz unter der 15 Meter hohen Decke des Grand Chapiteau. Gleich zu Beginn verzauberte das "Air Trio" aus Russland mit akrobatischen Künsten an Tüchern, meist kopfüber, immer in schwindelerregenden Höhen, drehend mit einer Synchronität, die meisterlich daherkommt.

Eines der Highlights des Zirkus-Abends ist das Duo "Flash of Splash", die der Schwerelosigkeit mit ihren Künsten scheinbar trotzen.
Eines der Highlights des Zirkus-Abends ist das Duo "Flash of Splash", die der Schwerelosigkeit mit ihren Künsten scheinbar trotzen. © Sven Ellger
Die jungen Akrobaten der "Truppe Ethiopia" werfen sich mit purer Muskelkraft gegenseitig durch das Grand Chapiteau. Eine menschliche Pyramide aus drei "Stockwerken" wollte bei der Premiere erst nach mehreren Versuchen gelingen.
Die jungen Akrobaten der "Truppe Ethiopia" werfen sich mit purer Muskelkraft gegenseitig durch das Grand Chapiteau. Eine menschliche Pyramide aus drei "Stockwerken" wollte bei der Premiere erst nach mehreren Versuchen gelingen. © Sven Ellger
Diese drei Herren haben in der Manege des Dresdner Weihnachtscircus seit diesem Jahr den Hut auf: William (v.l.), Sascha und Leonard Köllner versprachen den "besten Dresdner Weihnachtscircus", den es je gab.
Diese drei Herren haben in der Manege des Dresdner Weihnachtscircus seit diesem Jahr den Hut auf: William (v.l.), Sascha und Leonard Köllner versprachen den "besten Dresdner Weihnachtscircus", den es je gab. © Sven Ellger
Der Deckenlauf von Alex Michael ist nichts für schwache Nerven - kopfüber läuft der Artist ohne Sicherung an der 15 Meter hohen Zirkuszelt-Decke entlang.
Der Deckenlauf von Alex Michael ist nichts für schwache Nerven - kopfüber läuft der Artist ohne Sicherung an der 15 Meter hohen Zirkuszelt-Decke entlang. © Sven Ellger
Laura Urunova tritt in der Show vom Dresdner Weihnachtscircus zwei Mal auf - zuerst mit Papageien, dann mit Hunden.
Laura Urunova tritt in der Show vom Dresdner Weihnachtscircus zwei Mal auf - zuerst mit Papageien, dann mit Hunden. © Sven Ellger
Die drei asiatischen Elefantendamen Baby, Yumba und Mala waren bereits beim Dresdner Weihnachtscircus 2022 zu Gast in der Manege.
Die drei asiatischen Elefantendamen Baby, Yumba und Mala waren bereits beim Dresdner Weihnachtscircus 2022 zu Gast in der Manege. © Sven Ellger

In den Lüften war außerdem der Künstler Alex Michael aus Brasilien, der sich mit dem Schwungtrapez durch die ganze Manege gleiten ließ und sogar kopfüber an der Decke entlangläuft, als sei das die normalste Art der Fortbewegung. Er schafft dabei mit seinen waghalsigen Manövern die Ah-und-Oh-Momente, wenn der Artist scheinbar fällt und sich dann doch im letzten Moment noch auffängt.

Eines der Highlights der Show ist definitiv die Darbietung des Duos "Flash of Splash". Das Ehepaar verschlingt sich in den Lüften meisterlich ineinander und hält eine Körperspannung, von der Normalsterbliche nur träumen können. Packend wird es, als das Duo den sogenannten "Zahnhang" präsentiert. Des Zahnarztes schlimmster Horror wird hier wahr: Die zarte Frau hängt an einem Seil, das ihr Partner mit seinen Zähnen hält und vollführt kraftvolle Kunststücke. Kein Wunder, dass diese Darbietung mit dem angesehenen Bronzenen Clown auf dem Internationalen Circus-Festival von Monte Carlo ausgezeichnet wurde.

Dresdner Weihnachtscircus lebt von altbekannten Momenten

Und dann gibt es da diese Momente, die schon immer zum Zirkus gehört haben und dadurch irgendwie ein heimeliges Gefühl geben. Was man aus Kindheitstagen kennt, hat sich in all den Jahren nicht verändert. Die Umbaupausen zum Beispiel, die immer live vor Publikum passieren. Keine Special Effects, sondern echte Menschen, die in die Manege laufen, wenn das Scheinwerferlicht erlischt. Oder, dass der Vorhang immer noch von Hand geöffnet wird - egal, ob ein Artist oder ein Elefant in die Manege kommt. Oder Clownerie. Der Italiener Mister Lorenz taucht mehrfach im Programm auf und entzückt die Kleinsten so, dass es in der ganzen Manege kichert.

Die Italienerin Romy Michael schafft es kopfüber von der Decke hängend, mit allen Gliedmaßen zu jonglieren und das es gleichzeitig so spielend leicht aussieht.
Die Italienerin Romy Michael schafft es kopfüber von der Decke hängend, mit allen Gliedmaßen zu jonglieren und das es gleichzeitig so spielend leicht aussieht. © Sven Ellger
Im Dresdner Weihnachtscircus gibt es keine Musik aus Lautsprechern, sondern ausschließlich Livemusik. Das Weihnachtsflair bring die deutsche Sängerin Josefine Richter in die Manege, die stets von vier knapp bekleideten Tänzerinnen vom Show-Ballett begleitet wird. Außerdem sorgt ein Orchester für hervorragende musikalische Untermalung.
Im Dresdner Weihnachtscircus gibt es keine Musik aus Lautsprechern, sondern ausschließlich Livemusik. Das Weihnachtsflair bring die deutsche Sängerin Josefine Richter in die Manege, die stets von vier knapp bekleideten Tänzerinnen vom Show-Ballett begleitet wird. Außerdem sorgt ein Orchester für hervorragende musikalische Untermalung. © Sven Ellger
Gleich zu Beginn der Vorstellung verzaubert das "Air Trio" mit Akrobatik an Tüchern, die von der Decke hängen. Die Show ist kraftvoll, dynamisch und synchron.
Gleich zu Beginn der Vorstellung verzaubert das "Air Trio" mit Akrobatik an Tüchern, die von der Decke hängen. Die Show ist kraftvoll, dynamisch und synchron. © Sven Ellger
Er ist der Liebling der Kinder: "Mister Lorenz" überzeugt mit Clownerie, die in einem Zirkus nicht fehlen darf. Ganz ohne rote Nase und typisches Kostüm schafft er es, die Zuschauer zu verzaubern.
Er ist der Liebling der Kinder: "Mister Lorenz" überzeugt mit Clownerie, die in einem Zirkus nicht fehlen darf. Ganz ohne rote Nase und typisches Kostüm schafft er es, die Zuschauer zu verzaubern. © Sven Ellger
Die Papageien-Show von Laura Urunova hält einen ganz besonderen Moment am Zirkusabend bereit. Übrigens wiegt jedes der Tiere 1,5 Kilogramm - die Übung hier ist also harte Arbeit für die Künstlerin.
Die Papageien-Show von Laura Urunova hält einen ganz besonderen Moment am Zirkusabend bereit. Übrigens wiegt jedes der Tiere 1,5 Kilogramm - die Übung hier ist also harte Arbeit für die Künstlerin. © Sven Ellger

Schon immer untrennbar mit Zirkus verbunden sind auch Vorstellungen mit Tieren. Das kritisieren vor allem Tierschützer heftig und ließen sich zur Premiere des Weihnachtscircus einen lautstarken Protest von der anderen Straßenseite nicht nehmen. In der Show werden Hunde, Papageien, Pferde sowie drei Asiatische Elefanten in die Manege geführt und zeigen dort einstudierte Kunststücke.

Dabei fällt auf, dass auf einen liebevollen Umgang ohne schwere Ketten, Peitschen oder andere Mittel Wert gelegt wird. Wenn beispielsweise Cvetomira Kirova-Errani vor den drei asiatischen Elefantendamen Baby, Yumba und Mala entlangschwebt und die Tiere sich wie von Zauberhand mit ihr bewegen. Immer wieder legt sie den Dickhäutern ihre Hand auf den Rüssel, die Tiere folgen ihr. Für einen besonderen Moment in der Manege sorgt auch Laura Urunova mit ihrer Papageien-Show.

Highlight beim Dresdner Weihnachtscircus muss ausfallen

Doch am Ende gibt es noch eine große Enttäuschung. Mehrere Artisten in hautengen Kostümen betreten die Manege, doch sie werden heute nicht auftreten. "The Flying Royals" aus den USA haben eine atemberaubende Flugtrapez-Nummer, bei denen die Darsteller mit gekreuzten Flugbahnen spektakuläre Manöver machen. Mit dieser Darbietung haben sie es bis ins amerikanische "Supertalent" geschafft. Traurig, aber wahr: Das Trapez kam erst am Premierentag am Leipziger Flughafen an und konnte nicht mehr aufgebaut werden.

Doch die Artisten versprechen bei dieser Premiere, dass dieses Highlight ab dem kommenden Tag, dem 16. Dezember, zu sehen sein wird. Dafür muss eine Nachtschicht eingelegt werden, damit die Künstler noch proben können - auch das ist ein Beweis, wie inbrünstig und mit welcher Leidenschaft man hier am Werk ist. Die Superlative waren gerechtfertigt. Bunter, größer, spektakulärer - Hut ab, Grand Chapiteau!