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Warum Dresdens Rennverein nicht über Corona klagt

Der Dresdener Rennverein muss eine fünfstellige Finanzlücke stopfen. Dennoch ist der Präsident positiv gestimmt - und erklärt die erhöhten Umsätze.

Von Alexander Hiller
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Sechs Renntage wird es dieses Jahr auf der Galopprennbahn in Seidnitz geben. Offen ist, unter welchen Bedingungen.
Sechs Renntage wird es dieses Jahr auf der Galopprennbahn in Seidnitz geben. Offen ist, unter welchen Bedingungen. © Archiv: Matthias Rietschel

Dresden. Die gute Nachricht zuerst, denn die ist in diesen Tagen keineswegs selbstverständlich: Der Dresdener Rennverein (DRV) richtet 2022 sechs Renntage auf der Galopprennbahn in Seidnitz aus. Zwei Jahre unter Pandemieeinschränkungen haben jedoch Spuren hinterlassen. Und das, obwohl der Jahresumsatz nach der vorherigen Saison mit 1,11 Millionen Euro erneut über die Million-Marke geschossen ist.

„Aus rennsportlicher Sicht war die Saison völlig in Ordnung, da erfuhren wir großen Zuspruch von Aktiven, den Besitzern, Trainern und Jockeys“, sagt DRV-Präsident Michael Becker. „Betriebswirtschaftlich ist es nicht besonders gut gelaufen – vorsichtig ausgedrückt.“ Er spricht von einem Fehlbetrag im fünfstelligen Bereich. „Das ist dem Umstand geschuldet, dass wir durch die pandemische Lage deutlich weniger Besucher hatten“, erklärt er.

An den fünf Renntagen kamen insgesamt 15.993 Besucher, nachdem es am ersten Renntag im Mai noch einen vollständigen Zuschauer-Ausschluss gab. „Normalerweise sind wir nach Dynamo Dresden im Sport der zweitgrößte Publikumsmagnet der Stadt mit zwischen 50.000 und 60.000 Leuten auf der Bahn, da sind 16.000 bescheiden“, unterstreicht Becker.

Allerdings konnte auch der Dresdner Rennverein Ansprüche auf öffentliche Fördertöpfe aufgrund der massiven Einschränkungen geltend machen. Zunächst war eine Debatte darüber entbrannt, ob Galopprennsport nun in die Kategorie Leistungssport falle und damit förderfähig sei. „Wir fallen teilweise unter die allgemeine betriebswirtschaftliche Regelung, haben auch Förderungen bekommen, das deckt den tatsächlichen Verlust aber nicht wirklich ab, sondern mindert lediglich den Schaden“, sagt Becker. Für den zweiten Teil der vergangenen Saison stehen noch beantragte Fördergelder aus. Bis März rechnet der DRV-Chef mit einer Entscheidung.

Michael Becker, Präsident des Dresdener Rennvereins: "Ich sehe keine wirtschaftliche Gefahr für den Dresdener Rennverein."
Michael Becker, Präsident des Dresdener Rennvereins: "Ich sehe keine wirtschaftliche Gefahr für den Dresdener Rennverein." © Archiv: Ronald Bonß

Trotz der öffentlichen Summen kann der Rennverein unter den derzeitigen Bedingungen an den Renntagen nicht kostendeckend arbeiten. Es fehlen schlichtweg die Einnahmen durch Ticketverkäufe. Umso mehr verwundert der erstaunlich hohe Umsatz. Schon 2020 lag er mit 1,367 Millionen Euro weit überm Durchschnitt. Zum Vergleich: In der Vor-Corona-Saison 2019 generierte man 972.761 Euro Umsatz, allerdings zog die Rennbahn dabei an sieben Renntagen insgesamt 55.100 Zuschauer an.

„Der höhere Umsatz ist an eine technische Maßnahme geknüpft: Pro Rennwochenende hat in der Pandemie zum Großteil immer nur eine Rennbahn veranstaltet“, sagt Becker und ergänzt: „Alle Wettanbieter haben in unserem eigenen Wettpool gewettet, dadurch hatten wir exorbitant hohe Umsätze. Das wird es aber nicht wieder geben, weil wir in dieser Saison an Veranstaltungstagen wieder normal mit anderen Orten konkurrieren.“

Andere Rennbahnen hat es härter getroffen

Becker und seine Mitstreiter müssen nun versuchen, den Fehlbetrag mithilfe von Sponsoren auszugleichen. „Wir hängen zu einem Großteil von unseren Partnern ab, die müssen zur Stange halten. Die Vermarktung ist für unsere Sponsoren nicht sonderlich aufregend – weil sie keine Reichweiten erzielen konnten. Für die kommende Saison haben alle ihre Bereitschaft erklärt – das freut uns besonders.“

Auf anderen Rennbahnen oder bei anderen Galoppvereinen seien die Verluste noch massiver. „Die Stimmung bei allen ist gedämpft“, weiß Becker. Und niemand kann vorhersagen, unter welchen Rahmenbedingungen die neue Saison in Seidnitz am 7. Mai eröffnet wird. „Wir sind solide aufgestellt, fahren auf Sicht. Deshalb haben wir erneut nur sechs Renntage, die sind auch noch nicht komplett durchkalkuliert, aber das ist kein Problem. Ich sehe keine wirtschaftliche Gefahr für den Dresdener Rennverein“, erklärt der 66-jährige Notar.

Er hofft natürlich auf eine verbesserte Lage der Corona-Pandemie. „Probleme sind nicht dazu da, dass man sie beklagt, sondern dass man sie löst. Ich wünsche mir wieder tolle, große Starterfelder für unsere Pferde, und dass wir unsere Besucher an allen Renntagen und uneingeschränkt begrüßen können. Die Rennbahn ist in Dresden eine Freizeitinstitution. Für alle im Verein ist das eine Motivation, dass wir das bereitstellen können“, sagt Becker.