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Dresden reitet wieder – aber nur unter Auflagen

Der Rennverein in Seidnitz startet am Freitag pünktlich zum Jubiläum in eine weitere Saison ohne Zuschauer. Doch das soll sich schon bald ändern.

Von Alexander Hiller
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Spannende Rennen gibt es am Freitag wieder in Seidnitz - aber noch ohne Zuschauer.
Spannende Rennen gibt es am Freitag wieder in Seidnitz - aber noch ohne Zuschauer. © Foto: Matthias Rietschel

Dresden. So oder so startet der Dresdener Rennverein am Freitag in eine Saison, die eine besondere werden wird. Wieder mal – nach der eingeschränkten im Vorjahr. Der Auftakt muss erneut ohne Zuschauer über die Bühne gehen. Vereins-Präsident Michael Becker versieht die trübe Nachricht mit einem optimistischen „Noch“.

Und das liegt nicht nur an dem beeindruckenden Jubiläum, das der Rennverein feiert – auf den Tag genau vor 130 Jahren, am 7. Mai 1891, gab es die erste Veranstaltung auf der Rennbahn Dresden-Seidnitz. Beim Auftakt aber müssen nicht nur die Besucher draußen bleiben, sondern auch die Pferdebesitzer. „Ich gehe davon aus, dass wir bei unserem zweiten Renntag am 29. Mai mehr Leute auf der Bahn haben. Ob das gleich eine große Schar von Zuschauern ist, ist eine andere Frage“, sagt Becker.

„Wir können an dem Tag nicht feiern, sondern nur Berufsausübung durchführen. Deshalb werden wir alles per Livestream übertragen“, erklärt er. Acht Rennen werden am Freitag ab 14 Uhr ausgetragen. Mit 62 Pferden, darunter acht aus Dresdner Ställen, ist das Teilnehmerfeld recht klein. Auch das könnte sich an den folgenden sechs Renntagen bis zum 11. November nach oben regulieren. „Klar, uns fehlen die Besucher auf der Bahn. In erster Linie, weil sie nicht wetten. Aber auch, weil wir sie brauchen und sie zum Pferderennsport einfach gehören“, unterstreicht Becker. Allerdings kann der Vereins-Präsident trotz der turbulenten und unvollständigen vergangenen Saison wohlwollend zurückschauen. „Wir haben das letzte Jahr mit einer knappen Unterdeckung beendet, die wir rechnerisch hinbekommen haben, indem wir Gelder, die bereitstanden, gegengerechnet haben. Wir sind mit einem leichten blauen Auge rausgekommen“, sagt er und beziffert den Minusbetrag auf eine sehr niedrige fünfstellige Summe.

Für die jetzt beginnende Saison stünden alle bisherigen großen Sponsoren weiterhin zum Rennsport. „Wir haben noch keine Sponsoren verloren, aber nicht alle haben schon wieder zugesagt“, bekennt Becker. Das hänge auch von der Rückkehr der Besucher ab. Ob der Verein letztlich wieder schwarze Zahlen schreiben kann, „wird davon abhängen, inwieweit wir wieder mit Zuschauern arbeiten können“, erklärt Becker. Der Griff in die Einmal-Fördertöpfe des Dachverbandes „Deutscher Galopp“ bleibt den Dresdnern in dieser Saison verwehrt. „Die Krise hat auch dort massiv eingeschlagen. Das ist jetzt der schwierige neue Teil“, sagt Becker.

Keine staatlichen Hilfen für Rennvereine

Die Rennvereine in Deutschland fallen durch das Raster staatlicher Hilfsprogramme. Der Status einer Profiliga trifft genauso wenig zu wie der einer klassischen Veranstaltung. Genau genommen ist auch der Begriff Sport strittig, da die Rennvereine auf Basis ihres tierzüchterischen Auftrags arbeiten. Die Dresdner fahren auf Sicht. „Aber als wir vor der Frage standen, machen wir nur fünf Renntage und gehen den sichersten Weg – haben wir uns entschlossen, das nicht zu tun.“ Die Galoppszene will das Angebot für das potenzielle Publikum aufrechterhalten.

Beim Rennverein in Seidnitz sprudelt man nicht über vor Euphorie, wie Becker betont: „Aber wir haben auch keine Tristesse“. Dazu trägt bei, dass die Gefahr des im März aufgetretenen Equinen Herpesvirus (EHV-1) offenbar gebannt ist. Der besonders ansteckende und aggressive Virus konnte bei den betroffenen Pferden schwere Krankheitsverläufe bis zum Tod auslösen. „Unsere Pferde sind alle geimpft. Was dieses Virus betrifft, haben wir keinerlei Einschränkungen“, sagt der Vereinschef.

In Dresden treten am Freitag nur geimpfte Pferde an. „In unserem Konzept für den 29. Mai steht, dass wir Corona-Schnelltests für Besucher ausreichen. Aber ob wir das dürfen?“, fragt sich Becker und gibt die Antwort selbst: „Kommen Sie doch beim nächsten Mal.“