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Eine Dresdnerin kommt als Reservistin zu ihrer WM-Premiere

Bei der Eisschnelllauf-WM in Inzell gibt es bei den deutschen Startern zumindest Lichtblicke. Und die Dresdnerin Josephine Schlörb, die eigentlich gar nicht starten sollte, gehört dazu.

Von Alexander Hiller
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Die Dresdnerin Josephine Schlörb bestritt ihre ersten Einzelauftritte bei einer WM – und das eher zufällig.
Die Dresdnerin Josephine Schlörb bestritt ihre ersten Einzelauftritte bei einer WM – und das eher zufällig. © dpa/Peter Kneffel

Inzell. Zwei Jahre vor den Olympischen Spielen 2026 ist das deutsche Eisschnelllaufen nach Einschätzung seines Präsidenten Matthias Große wieder im Aufwind. „Wir sind sicherlich noch nicht dort, wo wir hin wollen. Aber wir sind kein Entwicklungsland mehr. Als wir angefangen haben, war es noch so“, sagte der 56-jährige Unternehmer bei der Sprint- und Mehrkampf-Weltmeisterschaften in Inzell. Große steht seit September 2020 dem Verband vor, der seit Jahren früheren Erfolgen hinterherhinkt.

Und das auch bei der Weltmeisterschaft im eigenen Land. Die Spitze bestimmen nach wie vor die Holländerinnen, die im Vierkampf aus 500, 1.500, 3.000 und 5.000 Metern mit Joy Beune, Marijke Groenewoud und Antoinette Rijpma-De Jong einen Dreifacherfolg feiern. Den Männerwettbewerb dominiert das Wunderkind Jordan Stolz aus den USA. Der 19-Jährige mit deutschen Großeltern gewinnt nach sechs Einzel-Titeln seine erste Allround-WM vor dem Holländer Patrick Roest und dem Norweger Hallgeir Engebraten.

Bei den Gastgebern gibt es immerhin Lichtblicke. Und das jenseits des großen Schattens, den die mit 52 Jahren immer noch aktive Claudia Pechstein wirft. Die vierfache Olympiasiegerin war als Lebensgefährtin von Verbands-Chef Große offiziell in ihrer neuen Rolle als Mentorin bei der WM. Und sie erlebt hungrige und hoffnungsvolle deutsche Athleten wie den Erfurter Felix Maly, der mehrere Bestzeiten läuft und am Ende 18. wird.

Josephine Schlörb gewann im Team bei der EM kürzlich Silber.
Josephine Schlörb gewann im Team bei der EM kürzlich Silber. © dpa/Peter Kneffel

Zu den Hoffnungsträgern gehört mittlerweile auch die Dresdnerin Josephine Schlörb. Die 20-Jährige wurde in Inzell ins kalte Wasser geworfen. Eigentlich war sie als Reservistin vorgesehen. Weil sich Lea-Sophie Scholz am Samstag verletzt meldete, sprang Schlörb ein – und lief über 500, 1.500 und 3.000 Meter jeweils nah an ihre Bestleistungen heran, die sie in dieser Saison alle pulverisiert hat. Am Ende reichte das für Platz 21 bei ihrem ersten Einzelstart im Rahmen einer WM – die abschließenden 5.000 Meter laufen nur die besten acht Athletinnen.

Zu denen gehört Schlörb noch lange nicht. Allerdings legen die Deutschen zunächst ohnehin den Fokus auf die Mannschafts-Wettbewerbe im Teamsprint und der Teamverfolgung. Dort feierte Schlörb mit ihren Kolleginnen bei der Einzelstrecken-EM vor wenigen Wochen mit Silber die erste deutsche EM-Medaille seit sechs Jahren. „Ich kann ziemlich positiv auf meine erste Saison bei den Aktiven zurückschauen. Eigentlich wollten wir nach einer Anpassungsphase erst im nächsten Jahr so richtig angreifen“, sagte Schlörb. Klingt wie ein Versprechen nach mehr. (mit dpa)