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Heinz-Steyer-Stadion: Wann Dresdens neuer Super-Bau öffnen soll

Fußballer, Fechter, Radsportler, Tänzer und Sportwissenschaftler warten auf Dresdens neues Multifunktionsstadion. Wann es fertig wird und worüber es Streit gibt.

Von Dirk Hein
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Das Heinz-Steyer-Stadion wächst. Anfang 2023 soll Richtfest gefeiert werden.
Das Heinz-Steyer-Stadion wächst. Anfang 2023 soll Richtfest gefeiert werden. © Sven Ellger

Dresden. Was Dresden gerade baut, sucht deutschlandweit etwas Vergleichbares: Statt ein in die Jahre gekommenes Stadion in eine reine Fußballarena umzubauen, setzt Dresden auf eine nagelneue Sport- und Veranstaltungsstätte. Schwerpunkte bleiben Leichtathletik, American Football und Fußball. 5.000 überdachte Sitzplätze lassen sich temporär auf bis zu 15.000 Plätze erweitern. Aktuell wächst der Rohbau.

Warum wird das Heinz-Steyer-Stadion umgebaut?

Der erste Spatenstich für das altehrwürdige Stadion ist im Dezember 1918 erfolgt, ein knappes Jahr später fanden die ersten Wettkämpfe statt. Mehr als ein Dutzend Weltrekorde sind in der Anlage im Ostragehege schon aufgestellt worden. Das Stadion hat Hochwasser, Feuer und Krieg überstanden, befand sich mit den Jahren aber in einem immer schlechteren Zustand. Nach einigen Anläufen wurde der Um- und Ausbau 2018 einstimmig vom Stadtrat beschlossen.

Damals wurden Gesamtkosten von rund 37,3 Millionen Euro vereinbart. Die Stadt baut in diesem Fall zum vereinbarten Festpreis. Der Freistaat Sachsen fördert das Projekt mit 4,8 Millionen Euro, zum Beispiel für die Entsorgung von kontaminiertem Bauschutt.

Dresden verfolgt mit dem Stadion zwei Pläne. Zum einen will sich die Landeshauptstadt so in der ersten Liga der deutschen Sportstädte zurückmelden. Die Voraussetzungen zum Beispiel für internationale Leichtathletikmeisterschaften sind gelegt. 2025 finden die World Transplant Games, die Weltmeisterschaften der Transplantierten, statt. Die Finals, das deutsche Mini-Olympia, sollen 2024 im Steyer-Stadion ausgetragen werden.

Zudem sollen die Büro-, Sport- und Veranstaltungsräume im Neubau des Stadions von möglichst vielen Vereinen genutzt werden, oft sind Mehrfachnutzungen vorgesehen. Beispielsweise hätte der Stadtverband Fußball ohnehin einen etwa drei Millionen Euro teuren Neubau gebraucht. Der hätte laut Sportbürgermeister Peter Lames (SPD) irgendwo gebaut werden können. Der beste Ort sei jedoch das Steyer-Stadion, eben auch, weil viele Räume gemeinsam mit anderen Vereinen genutzt werden könnten.

Wie kommt der Umbau des Heinz-Steyer-Stadions voran?

"Wir liegen im Zeitplan, wir kommen in Windeseile voran. Der Baufortschritt ist sichtbar und greifbar", so Lames. Der Rohbau der Südtribüne ist im dritten von insgesamt vier Geschossen angekommen. Anfang September bauten Fachleute mithilfe eines Autokrans die Zahnbalken ein, welche die neue Südtribüne tragen. Der Ausbau der Westkurve hat mit den Fundamenten begonnen. Darauf werden die Betonstufen befestigt.

Auf beiden Seiten der Nordtribüne sind bereits die Betonstützen installiert, auf denen der 105 Meter lange Stahlträger aufliegt, der die gesamte Nordtribüne überspannen und den markanten Flutlichtring tragen wird. Weil sich dieser Stahlträger im Sommer um bis zu einem Meter ausdehnt, müssen die beiden Stützen entsprechend beweglich sein.

Die neue Südtribüne wächst, drei von vier Etagen sind bereits zu erahnen. In diesem Bereich wird sich zukünftig der neue Haupteingang befinden.
Die neue Südtribüne wächst, drei von vier Etagen sind bereits zu erahnen. In diesem Bereich wird sich zukünftig der neue Haupteingang befinden. © Sven Ellger
So soll das komplett umgebaute Heinz-Steyer-Stadion in Dresden Ende 2023 aussehen. Im Bild sichtbar ist die Umbauung der neuen Südtribüne.
So soll das komplett umgebaute Heinz-Steyer-Stadion in Dresden Ende 2023 aussehen. Im Bild sichtbar ist die Umbauung der neuen Südtribüne. © ARGE Phase10/ O+M ARCHITEKTEN
"Wir sind im Zeitplan und grundsätzlich auch im Kostenplan": Sportbürgermeister Peter Lames (SPD).
"Wir sind im Zeitplan und grundsätzlich auch im Kostenplan": Sportbürgermeister Peter Lames (SPD). © Sven Ellger

Mitte November 2022 kommt das Dach auf die vierte Etage. Der Lichtring an der Südtribüne wird Anfang 2023 montiert. Dann ist es Zeit für das Richtfest. Ende 2023 soll alles fertig sein - auch der zentrale Eingangsbereich zwischen Ballsport-Arena und Heinz-Steyer-Stadion. 270 Pkw-Stellplätze entstehen, 550 Abstellmöglichkeiten für Räder sind geplant.

Dass im Zeitplan gearbeitet werden kann, ist auch dem riesigen Materiallager im Innenraum des Stadions zu verdanken. Alles, was irgendwie beschaffbar ist, wird dort mittlerweile gelagert. Beton der alten Tribüne wurde vor Ort zerkleinert und wird wiederverwendet. Ursprünglich sollte zudem der Walzstahl für den Lichtring aus Mariupol geliefert werden. Die Bauleute mussten umplanen - mit Erfolg.

Welche Sportarten werden einziehen?

Ein zentraler Schwerpunkt wird die Dresdner Leichtathletik. Im Stadion sollen beste Trainingsbedingungen herrschen. Alle wichtigen Anlagen zum Beispiel für Springer sind zukünftig doppelt vorhanden - eine Voraussetzung für große TV-Übertragungen. Unter der sich gerade im Rohbau befindlichen Südtribüne entstehen auf vier Etagen neue Räume - unter anderem Athletikbereiche für alle Sportler. Auch die Sportmedizin zieht ein.

Weiterhin entstehen Räume für den Dresdner Radsport, der perspektivisch den Trümmerberg im Ostragehege stärker nutzen soll. Im vor Hochwasser geschütztem Keller wird Platz für Squash sein. Zusammen mit der angrenzenden Ballsporthalle könnten große Turniere organisiert werden. Im dritten Geschoss erhalten die Dresdner Fechter ihre neue Heimat auf insgesamt zehn Bahnen. Ein Ballettsaal entsteht ebenso wie ein Multifunktionsraum. Fußballer erhalten Platz für Schulungen und Büros, das Stadion wird zur Heimat der Dresdner Monarchs.

Was läuft gut und worüber wird gestritten?

Insgesamt sind Stadt und Baufirmen extrem zufrieden über Bauablauf und die gemeinsame Arbeit. Baupreissteigerungen, Störungen von Lieferketten sowie Produktionsausfälle durch Krieg und Pandemie haben zwar zu Verzögerungen geführt, nicht aber zu echtem Zeitverzug auf der Baustelle. Allerdings wird hinter den Kulissen ums Geld gerungen.

"Wir sind grundsätzlich noch im Kostenplan. Was diesen Punkt angeht, sind wir aber im Gespräch mit unseren Auftragnehmern, ob und wie die Veränderungen durch die diversen Krisen auf dem weltweiten Baumarkt noch abzufedern sind", sagt Sportbürgermeister Lames. Soll heißen: Die Baufirmen wollen deutlich mehr Geld, die Stadt pokert noch, ist aber zu Zugeständnissen bereit. Lames: "Es ist ein sehr offener und fairer Prozess, aber unsere Standpunkte stimmen noch nicht überein, es wird aber eine vernünftige Lösung geben."

Dass Dresden eigentlich einen Festpreis vereinbart habe, "das ist die Stärke bei unserer Verhandlungsposition", so Lames weiter.