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Vattenfall schaltet Pumpspeicherwerk Dresden ab

Der Energie-Riese Vattenfall hat das Aus für den Stromspeicher in Dresden-Niederwartha beschlossen. Bisher wird mit dem Wasser das Stauseebad Cossebaude betrieben. Was das für das Bad bedeutet.

Von Andreas Weller
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Das Pumpspeicherwerk in Dresden-Niederwartha wird nun stillgelegt.
Das Pumpspeicherwerk in Dresden-Niederwartha wird nun stillgelegt. © René Meinig

Dresden. 1929 ging das Pumpspeicherwerk in Niederwartha in Betrieb. Am Montag wird es stillgelegt. Das bestätigt Vattenfall-Sprecher Lutz Wiese auf Anfrage von Sächsische.de.

Über die riesige Stromspeicheranlage wird seit Jahren diskutiert - auch weil dadurch erst das angrenzende Stauseebad Cossebaude möglich wurde. Wie es nun weitergeht.

Weshalb macht Vattenfall das Werk in Dresden dicht?

Wiese spricht vom "technischen Lebenszeitende", dass das Pumpspeicherwerk in Niederwartha nach mehr als 90 Jahren Laufzeit erreicht habe. "Wir haben in den vergangenen Jahren verschiedene Varianten für den möglichen Weiterbetrieb des Wasserkraft-Standorts Niederwartha intensiv geprüft", so Wiese. "Wir sind aber stets zu dem Resultat gelangt, dass eine wie auch immer geartete Modernisierung der Anlage als Speicher, die den Anforderungen des heutigen Energiemarktes mit dem weiter wachsenden Anteil an volatilem erneuerbarem Strom genügen würde, am Standort Niederwartha wirtschaftlich nicht darstellbar ist."

Das hänge auch mit den topografischen Gegebenheiten des Standorts zusammen, wie beispielsweise der Länge der Triebwasserleitungen und der vergleichsweise geringen Fallhöhe zwischen Ober- und Unterbecken.

Was würde ein neues Speicherwerk kosten?

Bis zu 200 Millionen Euro müsste Vattenfall in eine komplett neue und zeitgemäße Anlage investieren. Die vorhandenen Anlagen auf Vordermann zu bringen, würde 80 bis 100 Millionen Euro kosten. Beträge, die Vattenfall bestätigt. Sie zu investieren würde sich laut dem Unternehmen für den Konzern aber nicht mehr lohnen

Was passiert bei der Abschaltung des Pumpspeicherwerks?

Für die Abschaltung musste vor allem vorab von Vattenfall einiges verändert werden. So wurden neue Pumpen und Leitungen im Maschinenhaus installiert, um zu gewährleisten, dass der Wasseraustausch zwischen dem Unter- und Oberbecken des Pumpspeicherwerks weiterhin funktioniert.

Wiese spricht von einer "vorläufigen energetischen Stilllegung". Das bedeutet, der Konzern hält sich alle Optionen offen.

Was bedeutet das für den Stausee Cossebaude?

Das beliebte Freibad in Cossebaude, in dem der Stausee einen Teil des Unterbeckens vom Pumpspeicherwerk ausmacht, ist damit elementar abhängig von der Anlage. Es gibt einen Vertrag zwischen der Dresdner Bäder GmbH und Vattenfall, der regelt, dass der Stausee über 18 Brunnen versorgt wird und so der Badebetrieb sichergestellt ist. In dieser Saison ist das laut Wiese gesichert. Was danach kommt, ist offen. "Wir stehen hierzu im jährlichen Austausch mit den Bäderbetrieben."

Die Stadt und die Dresdner Bäder haben das Interesse, den Stausee weiter betreiben zu können. Deshalb erklärt auch Linke-Fraktionschef André Schollbach, es müsse alles getan werden, damit in Cossebaude auch in Zukunft im Stausee gebadet werden kann. "Das Stauseebad ist eines der beliebtesten Bäder in der Region Dresden, das sich bei vielen Menschen großer Beliebtheit erfreut. Es muss alles getan werden, damit das Stauseebad langfristig erhalten bleibt. Die Attraktivitäẗ des Bades geht vor allem vom Reiz des Stausees aus."

Wie geht es mit dem Pumpspeicherwerk weiter?

Dazu sind Vattenfall, Dresdens Energieversorger Sachsen-Energie und die Stadt im Gespräch. 2020 wurde eine generelle Absichtserklärung zur Zukunft des Standorts unterzeichnet. Es gibt auch eine gemeinsame Projektgruppe.

Sachsen-Energie hat durchaus Interesse an der Anlage, weil Stromspeicher in Zeiten von Energiekrisen eine sinnvolle Geldanlage sein können. Denn so kann gespeicherter Strom zu höheren Preisen verkauft werden, als er eingekauft wurde. Man braucht nur Kapazität und Geduld.

"Als jahrzehntelanger Betreiber der Anlage stehen wir zu unserer Verantwortung für den Standort Niederwartha und unser Ziel ist es, hier ein tragfähiges Konzept zur Zukunft des Standorts gemeinsam mit der Stadt Dresden und der Sachsen-Energie zu erarbeiten", so der Vattenfall-Sprecher. "Im Augenblick stehen hier jedoch noch der Prozess der Stilllegung und die sich daraus ergebenden Maßnahmen, die hierfür notwendig sind, im Vordergrund."

Um die Anlage irgendwann wiederzueröffnen, braucht es eine Planung, Genehmigungen und vor allem viel Geld, das Vattenfall nicht investieren, sondern lieber von der Sachsen-Energie beziehungsweise der Stadt kassieren will. Es werde noch viel Zeit beanspruchen, bevor eine Entscheidung über die Zukunft der Anlage getroffen wird.