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Blaues Wunder, Carolabrücke: Diese Verkehrsversuche macht Dresden 2024

An sieben prägnanten Orten wird Dresden Tests durchführen, um den Verkehr zu verbessern. Einige davon sorgten bereits im Vorfeld für Zoff. Was wann und wo durchgeführt wird.

Von Andreas Weller
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Auf dem Blauen Wunder in Dresden fahren Radfahrer aktuell auf der Autospur oder illegal auf dem Fußweg, das soll sich ändern.
Auf dem Blauen Wunder in Dresden fahren Radfahrer aktuell auf der Autospur oder illegal auf dem Fußweg, das soll sich ändern. © René Meinig (Archivfoto)

Dresden. Verkehrsversuche sorgen in Dresden für reichlich Diskussion. Insbesondere die geplante Radverkehrsführung auf dem Blauen Wunder hat im Vorfeld zu einem erbitterten Streit bis zum zeitweiligen Stopp durch Oberbürgermeister Dirk Hilbert (FDP) geführt. Nach einem äußerst knappen Abstimmungsergebnis im Stadtrat steht nun fest, wann dieser umgesetzt wird. Verkehrsbürgermeister Stephan Kühn (Grüne) hat aber noch weitere solcher Versuche in diesem Jahr vor.

Zankapfel Radweg am Blauen Wunder

Der Stadtrat in Dresden ist gespalten wegen des Verkehrsversuchs auf dem Blauen Wunder. Ende vergangener Woche wurde aber beschlossen, dass er kommt - mit nur einer Stimme Mehrheit, die Zustimmung von OB Hilbert war am Ende ausschlaggebend dafür.

Im vergangenen Jahr war der Streit darum eskaliert, Stadträte beschwerten sich bei OB Hilbert über Kühns Pläne. Der OB legte sein Veto ein und fest, dass zunächst die betroffenen Stadtbezirke einbezogen werden. Nun ist alles geklärt.

Der Zeitplan steht nun fest. Am Sonntag, 7. April, werden die Markierungen aufgebracht, abends die Ampeln umprogrammiert und ab dem 8. April gilt eine neue Verkehrsführung auf dem Blauen Wunder in Richtung Schillerplatz.

Damit Radler nicht mehr auf den Gehwegen fahren, werden auf der Brücke Radstreifen auf beiden Seiten markiert. Radfahrende, die vom Schillerplatz kommen, müssen zunächst auf der Autospur mitfahren, bis der Radweg auf der Brücke beginnt. In Richtung Schillerplatz wird zunächst auf dem Radweg an der Seite gefahren. Nach der Brücke wird diese in die Mitte der Straße, zwischen die Autospur zum Rechtsabbiegen und die Geradeausspur (auch für Linksabbieger), geführt.

Um Radfahrstreifen auf dem Blauen Wunder und in der Zufahrt zum Schillerplatz einrichten zu können, ist der Wegfall eines Fahrstreifens des Kfz-Verkehrs notwendig.

Für Wirbel sorgten die Simulationen, in denen vor allem die Busse der Linien 61 und 63 längere Zeit im Stau standen. "Wir haben aber erhebliche Konflikte mit der steigenden Zahl an Radfahrenden auf den Gehwegen, das ist ein Sicherheitsproblem", so Kühn. Deshalb soll die neue Führung zunächst für zehn Wochen bis zum 16. Juni getestet werden.

In dieser Zeit sollen auch reale Daten gesammelt werden, ob es Verzögerungen für den Auto- und Busverkehr gibt. Das wird maximal für den Berufsverkehr am Morgen erwartet. "Radwege in der Mitte zu führen ist bereits am Straßburger Platz, am Pirnaischen Platz und auf der Carolabrücke Standard", so Kühn. Das sei sicherer und effektiver als sie an der Seite zu führen, weil Rechtsabbieger dann viel längere Wartezeiten hätten.

Verkehrsversuche an Schulen in Dresden

Der Versuch an der 63. Grundschule ist bereits abgeschlossen. Dort wurden Haltestellen für "Elterntaxis" eingerichtet und die Durchfahrt der Wägnerstraße zeitweise untersagt. Nun werden die Ergebnisse ausgewertet.

Nach den Osterferien beginnen solche Versuche an der 56. (Aachener Straße) und 62. Grundschule (Pillnitzer Landstraße). Dort werden absolute Halteverbote ausgesprochen und Bereiche wie eine Nase vor dem Gehweg markiert, damit Schüler die Kreuzungen besser überqueren können. Das wird bis zum Ende der Herbstferien getestet.

Autos auf die Gleise und Platz für Radweg

Weiter geht es ab 5. August an der Kesselsdorfer Straße. In dem Abschnitt zwischen Reisewitzer Straße und Rudolf Renner Straße wird in Richtung landwärts ein Radweg markiert. Dadurch gibt es dort nicht mehr zwei separate Autospuren neben den Gleisen, sondern die Gleise werden künftig von Autos mit genutzt. Der Haltestellenbereich Bünaustraße wird für Autos landwärts dazu komplett gesperrt. Dieser Test läuft bis zum 6. Oktober.

Umweltspur für den Flügelweg in Dresden

Ein Radweg, auf dem auch Busse fahren - das ist eine sogenannte Umweltspur. Diese wird am Flügelweg zwischen Eisenbahnunterführung und Tonbergstraße getestet. Die Busse der Linien 70 und 80 sollen dann durch die Tonbergstraße fahren. Das spart einen Schlenker und rund zwei Minuten Fahrzeit. In Richtung Cotta wird dafür eine Umweltspur eingerichtet. Dieser Versuch findet vom 8. April bis zum 23. Juni statt.

Radstreifen für die Carolabrücke

Zwischen Carolaplatz und Rathenauplatz soll es künftig eine durchgehende Radverkehrsanlage geben. Dafür wird auf der Brücke ein Radstreifen stadteinwärts angelegt. Dafür wird eine Autospur gesperrt. Da ein Teil der Brücke ab Januar eh saniert und dafür die eine Autospur gesperrt werden muss, testet die Stadt ab 2. September diese Autospur bis Ende des Jahres als Radstreifen.

Anlass dafür ist der Plan, einen durchgehenden Radweg vom Albertplatz bis zur Technischen Universität zu schaffen, dazu gibt es an der Haltestelle Synagoge immer wieder Konflikte zwischen Fußgängern und Radfahrern und Letztere müssen bisher an zwei Stellen Gleise überqueren.

Seestraße als Fußgängerzone

In die Seestraße werden Autofahrer von der Wilsdruffer Straße ab Ende Mai nicht mehr fahren können. Die Stadt testet dort in einem weiteren Versuch, wie der Bereich aufgewertet werden kann. So werden eine Fußgängerzone ausgeschildert, Podeste und Sitzgelegenheiten aufgestellt, Bordsteinkanten abgesenkt und der Bereich begrünt.

Rund 500.000 Euro werden in die Versuche gesteckt, diese werden im Anschluss ausgewertet. Werden die Ziele erreicht können die Maßnahmen oder Teile davon dauerhaft umgesetzt werden. In jedem Fall werde die Stadt aber dem Rat über die Ergebnisse zunächst berichten.