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Neue Verkehrsversuche für mehr Schulwegsicherheit in Dresden

An ausgewählten Schulen führt Dresden Verkehrsversuche durch, um Wege sicherer zu gestalten. Was dort nach Ostern geplant ist und wo 2024 weitere Verkehrsversuche durchgeführt werden.

Von Dirk Hein
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Amtsleiterin Simone Prüfer und Verkehrsbürgermeister Stephan Kühn am neuen Zebrastreifen an der 56. Grundschule in Dresden.
Amtsleiterin Simone Prüfer und Verkehrsbürgermeister Stephan Kühn am neuen Zebrastreifen an der 56. Grundschule in Dresden. © Matthias Rietschel

Dresden. Egal, ob die Radwege auf dem Blauen Wunder oder auf der Carolabrücke, die Tolkewitzer Straße in Richtung Schillerplatz oder Tempo 30 am Terrassenufer: Über häufige Verkehrsversuche will Bürgermeister Stephan Kühn (Grüne) die Akzeptanz für neue Verkehrsregeln erhöhen. Jetzt sind konkrete Projekte an weiteren Dresdner Schulen geplant, unter anderem an der 56. Grundschule in Trachau.

Welche Probleme gibt es im Umfeld der 56. Grundschule?

Die 56. Grund- und Oberschule an der Aachener Straße unweit vom Klinikum Neustadt liegt fernab vom dichten Innenstadtverkehr. Kleine Straßen durch ruhige Wohngebiete mit vielen am Straßenrand abgestellten Autos prägen das Wohngebiet. "Die meisten Schülerinnen und Schüler kommen hier zu Fuß zur Schule, es gibt keine wirklichen Probleme mit Elterntaxis", sagt Simone Prüfer, Amtsleiterin im Straßen- und Tiefbauamt der Stadt.

Dennoch ist der Schulstandort einer von drei "Problemstandorten", die herausragen. Warum ist das so? "Wir haben ein Sicherheitsproblem bei den Querungen", so Simone Prüfer. Konkret wird im Umfeld der Schule in nahezu allen Straßen beidseitig geparkt. Das macht das Überqueren der Straße vor allem für Grundschüler schwierig. Oftmals wird auch unerlaubt im Kreuzungsbereich geparkt.

Zusammen mit der AG Schulsicherheit hat die Stadt daher diese Schule zusammen mit der 62. und der 63. Grundschule ausgewählt, um zuerst durch provisorische Verkehrsversuche für mehr Sicherheit zu sorgen.

Wie sieht der Verkehrsversuch konkret aus?

Am Freitag wird auf der Aachener Straße ein neuer Fußgängerüberweg fertiggestellt. Verkehrsbürgermeister Stephan Kühn: "Mit der vom Stadtrat beschlossenen Fußverkehrsstrategie wollen wir auch Schulwege sicherer gestalten. Mit dem Zebrastreifen setzen wir eine prioritäre Maßnahme aus der Strategie um."

Der Überweg wurde an einer vorhandenen Gehwegverbreiterung gebaut. Damit Fußgänger, die am neuen Zebrastreifen die Aachener Straße queren wollen, rechtzeitig gesehen werden, wurden eine Beleuchtung installiert und die Bushaltestelle "Kopernikusstraße" in Zusammenarbeit mit den Verkehrsbetrieben um 25 Meter verlegt.

Der mit allen Baumaßnahmen etwa 25.000 Euro teure Zebrastreifen ist Teil eines Maßnahmenpakets für mehr Schulwegsicherheit. Weitere Maßnahmen werden ab Ostern in einem Verkehrsversuch erprobt. Konkret wird am Hintereingang der Schule auf Höhe des sogenannten "Drängelgitters" der Gehweg verbreitert. Dadurch fallen einige Parkplätze an der Böttgerstraße weg, Schüler haben im Gegenzug jedoch freie Sicht auf die Straße und werden ebenfalls besser von Autofahrern gesehen.

An zwei Kreuzungen im direkten Umfeld der Schule werden die ohnehin vorhandenen Parkverbote im Kreuzungsbereich durch Markierungen auf der Straße sichtbarer. Auch dadurch sollen Sichtbeziehungen verbessert werden. Die Stadt hat dafür 5.000 Euro ausgegeben.

Der Verkehrsversuch läuft bis Oktober. Zum Ende erfolgt eine Evaluation der Maßnahmen anhand von Verkehrszählungen und einer Online-Befragung der Eltern. Auf dieser Basis wird über die dauerhafte Einrichtung entschieden.

Wie sieht es an anderen Schulen aus?

Bereits seit August läuft an der 63. Grundschule in Striesen ein erster Verkehrsversuch: Zu Stoßzeiten ist die Straße vor der Schule für Autos gesperrt, im Gegenzug wurden Elterntaxi-Haltestellen eingeführt. Links neben dem Schuleingang wurden auf der Straße fünf Fahrradbügel längs zum Bordstein eingebaut. Momentan wertet die Verwaltung aus, ob der Verkehrsversuch erfolgreich verläuft. Die Radbügel werden laut Simone Prüfer sehr wahrscheinlich bleiben.

Immer wieder hatten sich Eltern und Lehrer weniger Autoverkehr vor der 63. Grundschule in Dresden gewünscht. Nun findet ein Verkehrsversuch statt.
Immer wieder hatten sich Eltern und Lehrer weniger Autoverkehr vor der 63. Grundschule in Dresden gewünscht. Nun findet ein Verkehrsversuch statt. © Matthias Rietschel

Ein weiterer Verkehrsversuch ist ebenfalls nach Ostern im Umfeld der 62. Grundschule geplant. Die liegt unmittelbar an der Pillnitzer Landstraße und damit an einer sehr stark befahrenen Straße. Hier sollen sichere Haltemöglichkeiten für "Elterntaxis" geschaffen werden.

Werden die Verkehrsversuche als erfolgreich eingestuft, sollen zum Beispiel die provisorischen Straßenmarkierungen durch hohe Bordsteine oder Poller ersetzt werden. "Alle drei ausgewählten Schulen unterscheiden sich in den Anforderungen an die Schulwegsicherheit stark. Die hier gewonnenen Erfahrungen sollen auf vergleichbare Schulen übertragen werden", sagt Stephan Kühn.

Welche weiteren Verkehrsversuche sind geplant?

Bereits durchgeführt und positiv abgeschlossen wurde der Verkehrsversuch auf der Tolkewitzer Straße. Straßenbahnen kommen dort schneller zum Schillerplatz. Autos haben dafür eine Fahrspur weniger. Die Auswirkungen auf den Pkw-Verkehr sind aus Sicht der Stadt gering.

Ebenfalls getestet wurde Tempo 30 am Terrassenufer, um die dort fahrenden Radler besser zu schützen. Die Auswertung des Tests läuft momentan. In Altcotta am Flügelweg fällt nach Ostern eine Spur zugunsten einer von Radlern und Bussen nutzbaren Umweltspur weg.

Die versuchsweisen Radwege über das Blaues Wunder werden im April markiert, die Verkehrsberuhigung der Seestraße beginnt Ende Mai. Auf der Kesselsdorfer Straße folgt im Spätsommer ein Verkehrsversuch. Im September und Oktober schließt sich der versuchsweise Wegfall einer Autospur auf der Carolabrücke in Richtung Altstadt an. So soll auf der Trasse zwischen Albertstraße und Pirnaischen Platz ein durchgängiger und sicherer Radweg entstehen.