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Dresden investiert 21 Millionen Euro: Neues Verkehrskonzept für Löbtau

Dresden hat eine neue Verkehrskonzeption für Löbtau erstellt. 21 Millionen Euro werden ausgegeben. Reichlich stadtbildprägendes Kopfsteinpflaster soll weichen.

Von Dirk Hein
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In Dresden-Löbtau soll Kopfsteinpflaster neuem Asphalt weichen.
In Dresden-Löbtau soll Kopfsteinpflaster neuem Asphalt weichen. © René Meinig

Dresden. Vor sechs Jahren hat der Stadtrat eine umfassende Verkehrskonzeption für Löbtau beschlossen. Fertig war diese eigentlich schon 2020, doch dann verhinderte Corona die geplante umfassende Bürgerbeteiligung. Mitte 2022 hatte sich dann im Stadtteil schon wieder so viel geändert, dass das Konzept aktualisiert und überarbeitet werden musste. Im Frühjahr 2023 fand dann die angekündigte Bürgerbeteiligung statt. Deren Ergebnisse wurden in das jetzt vorgelegte Konzept mit eingebaut.

Kaum Durchgangsverkehr, viele kostenlose Parkplätze

In einem ersten Schritt hat die Stadt die aktuelle Situation in Löbtau erfasst. Geprägt ist der Stadtteil demnach von wenig ortsfremden Durchgangsverkehr. Viel Verkehr wird zudem über die Hauptstraßen, zum Beispiel die Kesselsdorfer Straße, abgefangen. In den Nebenstraßen herrscht meist Tempo 30, zudem sind viele Straßen dort so eng, das zwei Autos nebeneinander keinen Platz haben. Die Stadt sieht darin auch eine "verkehrsberuhigende Wirkung".

Die Lärmbelastung in den Nebenstraßen schätzt die Verwaltung als hoch ein, Ursache ist vor allem das grobe und ungeschnittene Kopfsteinpflaster auf vielen Straßen, was jedoch prägend für Löbtau ist. Im Umfeld von Schulen liegen zudem Beschwerden über Raserei vor.

Im Viertel gibt es 4.500 öffentliche Auto-Stellplätze. Die meisten Parkplätze in Löbtau sind kostenlos. Die Stellflächen sind zu etwa 80 Prozent ausgelastet. Hinzu kommen weitere 4.000 private Parkplätze, zum Beispiel in Tiefgaragen. Es gibt keinerlei Bewohnerparkzonen.

Weniger Kopfsteinpflaster und mehr Tempo 30

Ohnehin geplant ist die nur schrittweise mögliche grundhafte Sanierung der Kesselsdorfer Straße. Das Verkehrskonzept beschäftigt sich jedoch zusätzlich mit den Nebenstraßen im Stadtteil. "Die Kopfsteinpflasterstraßen im Nebennetz verleihen dem Gebiet einen eigenen Charakter. Dennoch soll zu Zwecken der Verkehrssicherheit, der besseren Befahrbarkeit und der Lärmminderung eine schrittweise Sanierung der Fahrbahndecken unter Berücksichtigung der Anforderungen des Denkmalschutzes erfolgen", schreibt die Stadt im Verkehrskonzept.

Der Plan der Stadt sieht vor, Pflaster nur noch in Neben- und in Parkflächen zu erhalten, der Rest der Straßen soll asphaltiert werden. Am konkretesten sind die Pläne für die Bünaustraße, für deren etwa fünf Millionen Euro teure Sanierung das Rathaus bereits eine Vorzugsvariante erarbeitet hat. Gehwege sollen breiter werden, Straßen in den Kreuzungsbereichen leichter zu queren sein. Der geplante Asphalt soll vor allem für Radfahrer Verbesserungen bringen. Die Zahl der Parkplätze sinkt von 243 auf 200.

Entlang der Saalhausener Straße soll Tempo 30 ausgeweitet werden. Radfahrer und lärmgeplagte Anwohner würden profitieren.

Einzelne Bewohnerparkzonen denkbar

Für eine flächendeckende Einführung von Bewohnerparkzonen besteht auf Grundlage der neuen Analysen kein Anlass. Das Rathaus will im Wesentlichen an der gebührenfreien, im Bereich der Kesselsdorfer Straße teils zeitlich begrenzten, Nutzung der öffentlichen Parkflächen festhalten. Der subjektiv teilweise sehr hohe Parkdruck würde im Wesentlichen durch Anwohner selbst verursacht, was gegen Bewohnerparkzonen spricht.

Anders sieht dies laut Konzept im Bereich Baluschekstraße und Wernerstraße aus, weil dort weiterhin viel gebaut wird und schon jetzt reichlich Parkplätze entfallen sind. Die Stadt empfiehlt, nach Abschluss der momentanen Neubauvorhaben, ein Bewohnerparkgebiet zu prüfen.

Weil im Zuge des Umbaus der Wernerstraße schon vor Jahren weitere Parkplätze weggefallen sind, hatte der Rat 2020 beschlossen, die Verkehrsflächen unter der Nossener Brücke als Parkplätze nutzbar zu machen. Passiert ist das bisher nicht, laut Konzept ist es aber weiter geplant: "In einem ersten Schritt soll das Parken unter der Löbtauer Brücke nördlich der Wernerstraße für Pkw ermöglicht werden."

"Das Kopfsteinpflaster macht den Charme aus"

Das Verkehrskonzept für Löbtau wird in den kommenden Monaten im Rat diskutiert und soll dort frühestens im März beschlossen werden. Insgesamt will Dresden etwa 21 Millionen Euro in die Sanierung von Straßen und Gehwegen investieren. Vor allem der geplante Wechsel von Kopfsteinpflaster zu Asphalt wird schon jetzt kontrovers diskutiert.

"Eine schwere Entscheidung, Kopfsteinpflaster macht den Charme des Viertels aus, aber es ist nicht barrierefrei, für Radfahrer ist es sehr unangenehm zu fahren", sagt Stadtrat Tilo Wirtz (Linke). Für Pflaster spricht aus seiner Sicht jedoch die im Gegensatz zu Asphalt sehr lange Haltbarkeit. "Frischer Asphalt fördert zudem neben dem Rad- auch den Autoverkehr. Mehr Verkehr ist für das Viertel aber nicht gut." Laut Wirtz soll zumindest in einzelnen Straßen Kopfsteinpflaster und damit der Gebietscharakter erhalten bleiben.

Stadtrat Torsten Nitzsche (Freie Wähler/Freie Bürger) setzt andere Schwerpunkte. "Asphalt statt Kopfsteinpflaster ist dringend notwendig, ebenso gute Fußwege. Vieles im Viertel ist zu Fuß oder mit dem Rad erreichbar." Auf dem teilweise sehr großen Kopfsteinpflaster sei momentan nahezu kein Radfahren möglich. Ablehnen will Nitzsche hingegen die Planungen für erste Bewohnerparkzonen im Stadtteil. Stattdessen sollten neue Parkplätze, zum Beispiel unter der Nossener Brücke, geschaffen werden.