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Das Blaue Wunder könnte eine Dauerbaustelle werden

Die Stadt Dresden hat sich auf einen Freigabe-Termin für das Blaue Wunder festgelegt. Doch Autofahrer müssen auch danach wieder mit einer Vollsperrung und Staus rechnen.

Von Christoph Springer
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Noch stehen die rot-weißen Sperrzäune vor dem Blauen Wunder, doch bald kommen sie weg.
Noch stehen die rot-weißen Sperrzäune vor dem Blauen Wunder, doch bald kommen sie weg. © Sven Ellger

Dresden. Am Wochenende geht die Leidenszeit zu Ende. Dann bekommen die Dresdner Autofahrer eine Brücke zurück, die seit Ende Juli voll gesperrt war. In der Nacht zum Sonnabend wird sie freigegeben. Allerdings - ganz zurück bekommen sie sie gar nicht, ein Teil davon bleibt weiter gesperrt. Staus kann es also auch nach der Freigabe geben. In den vergangenen Wochen hat die Stadt Sanierungsarbeiten für mehr als 2,5 Millionen Euro erledigen lassen. Sie sind noch nicht ganz abgeschlossen.

Was ist bisher am Blauen Wunder passiert?

Seit dem 25. Juli konnte kein Auto mehr über die Brücke fahren. Dort werden Stahlbauteile saniert. Das war aber nicht der Hauptgrund für die Sperrung. Fünf Fahrbahnübergänge gibt es, an denen die Straße sozusagen unterbrochen ist. Sie dienen unter anderem dazu, Dehnungen der Brücke bei großer Hitze aufzufangen. Drei davon wurden jetzt saniert, vor allem dafür musste die Brücke voll gesperrt werden. Diese Fahrbahnübergänge befinden sich jeweils in Höhe der Pylonen und in der Brückenmitte. Dort fanden die Bauarbeiter Roststellen, die vorher nicht bekannt waren. Es mussten also mehr Teile ausgetauscht werden, als ursprünglich geplant.

Parallel dazu wurde das sogenannte Scheitelgelenk saniert. Das befindet sich genau in der Mitte der Brücke, dort sind die zwei Hälften miteinander verbunden. Derzeit werden noch Metallteile sandgestrahlt, wobei es sich bei dem Granulat, mit dem die alte Farbe entfernt wird, nicht wirklich um Sand handelt, sondern um ein eigens für solche Aufgaben entwickeltes Streugut. "Das Strahlen ist schwieriger, als angenommen", sagt Simone Prüfer, die Leiterin des Straßen- und Tiefbauamtes. Die Arbeiter kämen damit nicht in alle Winkel, folglich geht es langsamer voran. Trotzdem sei keine Zeit verloren worden, die Arbeiter hätten andere Aufgaben parallel erledigt.

Im Vordergrund einer der neuen Fahrbahnübergänge, die roten Zäune links und rechts sind provisorische Konstruktionen aus Holz.
Im Vordergrund einer der neuen Fahrbahnübergänge, die roten Zäune links und rechts sind provisorische Konstruktionen aus Holz. © Sven Ellger

Welche Veränderungen sind zu sehen?

Bisher noch keine, aktuell sind die Sanierungsorte auf der Brücke noch eingehaust. Das heißt, provisorische Bauten mit weißen Planen verdecken die Sicht. Vor allem, weil das Material, das beim Abstrahlen der Metallteile anfällt, gesammelt und entsorgt werden muss. Ende Oktober sollen die laufenden Sanierungsarbeiten erledigt sein, sagt Simone Prüfer. Dann verschwinden die Planen und in der Brückenmitte wird zum ersten Mal die neue Farbe zu erkennen sein. Das gilt dort auch für die Geländer.

Die Autofahrer merken kaum etwas, fahren sie über die Brücke. Die neuen Fahrbahnübergänge sind so in die Fahrbahn eingebettet, dass man fast ohne es zu spüren darüber rollt. Neu ist aber der Asphalt beiderseits der Brücke. Die Zufahrten wurden erneuert, 230.000 Euro hat das gekostet. Sie haben jetzt eine hellgraue Asphaltschicht.

Simone Prüfer weist darauf hin, dass die Straße nun weniger Wärme aufnimmt, als dunkler Asphalt - ein Gewinn für die Umwelt. Auf der Blasewitzer Seite sind die neuen Fahrbahnmarkierungen aber nur ein Provisorium. Sie werden voraussichtlich 2023 verändert, wenn auf der Brücke auch eine Fahrradspur eingerichtet wird. Dann verschwindet dort eine der vier Autospuren.

Hinter weißen Planen passieren die Veränderungen, hier in Höhe des Scheitelgelenks. Spätestens ab Ende Oktober werden sie zu sehen sein.
Hinter weißen Planen passieren die Veränderungen, hier in Höhe des Scheitelgelenks. Spätestens ab Ende Oktober werden sie zu sehen sein. © Sven Ellger

Reicht das Geld für die Sanierung des Blauen Wunders?

Für die Arbeiten an den Zufahrten und die an der Brücke selbst, die in diesem Jahr erledigt werden sollen, hat die Stadt knapp 2,75 Millionen Euro eingeplant. Simone Prüfer geht davon aus, dass dieser Betrag am Ende nahezu gehalten wird. "Es gab Nachträge", sagt sie, also finanzielle Nachforderungen. Im Baugewerbe sind die üblich und mitunter heftig. Bei den jetzigen Arbeiten am Blauen Wunder sei es vor allem um die gestiegenen Kraftstoffpreise gegangen und die Nachforderungen bewegten sich "in moderatem Rahmen", sagt die Amtsleiterin. Summen kann sie noch nicht nennen.

Noch in diesem Jahr soll für das Blaue Wunder ein weiterer Fördermittelbescheid bei der Stadt ankommen. Darauf hofft Amtsleiterin Simone Prüfer jedenfalls. Die Summe: 13 Millionen Euro. Zusammen mit eigenem Geld der Stadt soll es dann möglich sein, die Sanierung des gesamten Stahlbaus zu bezahlen.

Die Arbeiter kommen planmäßig voran, so die Stadt. Teurer werde es nur durch Nachträge wegen gestiegener Spritpreise.
Die Arbeiter kommen planmäßig voran, so die Stadt. Teurer werde es nur durch Nachträge wegen gestiegener Spritpreise. © Sven Ellger

Die Brücke ist dann aber noch lange nicht fertig. Denn auch die Ankerkammern, die beiderseits unterirdisch die Brücke halten, und die Fahrbahn müssen noch erneuert werden. Das sind die zwei größten Brocken. "Bei so einem Bauwerk ist man nie fertig", sagt Simone Prüfer, "man hört auf und fängt wieder an". Insgesamt könnte die Erneuerung der Brücke bis zu 120 Millionen Euro kosten und das Blaue Wunder eine Dauerbaustelle werden, haben Berechnungen ergeben.

Wie geht es am Blauen Wunder weiter?

Bis Ende Oktober sollen die Arbeiten noch laufen, dann ist Pause. Dies vor allem, weil für das Abstrahlen der Metallteile und das Auftragen neuer Farbe eine Mindesttemperatur nötig ist, die im Winter in der Regel nicht erreicht wird. Im nächsten Jahr sollen die Arbeiten dann ab Mai fortgesetzt werden. Dann sind die Pylone dran, also die hohen Türme über den Brückenpfeilern. Auch dafür ist ein Gerüst nötig, eines, das bis ganz nach oben reicht. Allerdings wird dieses Gerüst nicht über die gesamte Brückenlänge reichen, dazu wäre es dann viel zu schwer, sagt Simone Prüfer.

Wenigstens für den Gerüstaufbau muss die Brücke wieder voll gesperrt werden, "das wird aber nicht außerhalb der Ferienzeit sein", verspricht die Amtsleiterin. Steht das Gerüst, könnte die Straße eventuell wieder freigegeben werden, darunter könnten die Autos dann wie durch einen Tunnel durchfahren.