Dresden. Nach der Winterpause beginnt am 1. April wieder die neue Blitzsaison auf der Waldschlößchenbrücke - und das bereits zum elften Mal. Deshalb müssen Kraftfahrer jetzt vor allem nachts noch besser aufpassen. Denn da darf im jetzt beginnenden Sommerhalbjahr nur noch 30 km/h gefahren werden. Damit sollen vor allem Gefahren für die seltene Fledermausart Kleine Hufeisennase, genannt Hufi, abgewehrt werden.

Wann darf nur 30 km/h auf der Waldschlößchenbrücke gefahren werden?

Im April gilt die Beschränkung von 19 bis 7 Uhr, zwischen Mai und Juni von 20 bis 6 Uhr, im August und September von 19 bis 6 Uhr und im Oktober in der Zeit von 18 bis 7 Uhr. Das Tempolimit wird von zwei 160.000 Euro teuren Hightech-Blitzern überwacht.

Wer hält den Temporekord in Dresden?

Seit der Brückeneröffnung im August 2013 bis Ende Februar wurden bereits 169.720 Kraftfahrer geblitzt, teilt das Ordnungsamt mit. Der Großteil von ihnen war in Richtung Johannstadt unterwegs, da sie dort bergab aus dem Tunnel kommen. Sie zahlten dafür Verwarnungs- und Bußgelder von rund 5,9 Millionen Euro.

Nach wie vor ist ein BMW Spitzenreiter, der im Juli 2021 nachts mit
einer Geschwindigkeit von 118 km/h statt der erlaubten 30 km/h in Richtung
Altstadt auf der Waldschlößchenbrücke fuhr und geblitzt wurde, erklärt Rathaussprecher Alexander Buchmann. "Gegen die betroffene Person wurde eine Geldbuße in Höhe von 1.600 Euro festgesetzt. Außerdem erhielt sie ein Fahrverbot für die Dauer von einem Monat und die Eintragung von zwei Punkten im Fahreignungsregister des Kraftfahrt-Bundesamtes in Flensburg."

Warum gilt das Tempo 30 auf der Waldschlößchenbrücke?

Bereits vor dem Bau wurde das Tempolimit festgelegt. Die Geschwindigkeitsbegrenzung resultierte aus Auflagen des Oberverwaltungsgerichts Bautzen (OVG) von 2007. Naturschutzverbände hatten gegen den Baustart mobil gemacht.

Zwar hob es mit dem Urteil vom 14. November 2007 den Baustopp auf und machte somit den Weg für den Brückenbau frei. In der Brücke sahen die Richter auch keine Gefahr für die Kleine Hufeisennase. Doch, um sie zu schützen, verpflichtete das Gericht die Stadt zu Nachbesserungen und legte ein Tempolimit fest.

Gibt es an der Brücke überhaupt Fledermäuse?

Fachleute gehen davon aus, dass diese Fledermäuse das Dresdner Elbtal als Transferroute nutzen. Sie fliegen zwar im Normalfall unter einer Brücke hindurch. Dafür wurden beiderseits der Elbe autobahnbreite, 350 Meter lange Strauchreihen angelegt. Sie sind sehr gut gewachsen und werden regelmäßig beschnitten. Falls die Hufeisennasen jedoch in den Verkehr auf der Brücke geraten sollten, könnten sie beim vorgeschriebenen Tempo 30 wegen ihrer extrem kurzen Reaktionszeit ausweichen.

Allerdings zweifeln viele daran, dass es dort überhaupt Fledermäuse gibt. Deshalb hatte die Stadt auf Veranlassung des Umweltamtes die Nutzung der Fledermausautobahn auf der Neustädter Seite untersuchen lassen. Dabei waren an den Hecken und an der Sängereiche an einem Termin Mitte August 2022 Hochnetze aufgestellt worden.

"Im Rahmen des Netzfangs wurden insgesamt 26 Exemplare der Fledermausarten Wasserfledermaus, Zwergfledermaus und Braunes Langohr durch Fledermausexperten gefangen und dann gleich wieder freigelassen", erklärte das Amt für Stadtgrün und Abfallwirtschaft.

Wie werden die Blitzer fit gehalten?

Die Blitzer wurden vor über elf Jahren aufgestellt. Die Stadt kümmert sich darum, dass sie voll funktionsfähig bleiben und weiter gut blitzen. Eine Dienstleistungsfirma führt an den stationären Geschwindigkeitsmessanlagen alle zwei Monate eine Wartung durch, erklärt der Rathaussprecher.

Außerdem werden die Messtechnik sowie die Messfelder in der Fahrbahn jährlich geeicht. Falls nötig, werden Verschleißteile ausgewechselt oder die in der Fahrbahn eingebauten Teile repariert. Instandsetzungsarbeiten waren aber in letzter Zeit nicht nötig gewesen.

Fällt das Tempo-30-Limit am Waldschlößchen?

Das Bundesverwaltungsgericht hatte mit der sogenannten Planfeststellung im Juli 2016 die Baugenehmigung für die Brücke gekippt. Nachgeholt werden musste die Umweltverträglichkeitsprüfung nach den strengen EU-Richtlinien für Flora-Fauna-Habitate (FFH). Dabei wird auch geprüft, ob das nächtliche Tempo-30-Limit zum Schutz der Fledermäuse im Sommerhalbjahr auch künftig gilt. Zwar geht das Straßenbauamt davon aus, dass das Tempolimit bleibt. Doch das entscheidet letztlich die Landesdirektion.

Die Stadt hatte die sieben Ordner umfassenden ergänzenden Planfeststellungsunterlagen mit einem Umfang von mehr als 1.400 Seiten sowie weitere erläuternde Berichte und Pläne Ende 2021 bei der Landesdirektion Sachsen (LDS) eingereicht. Sie lagen Ende 2022 aus.

"Die bei der LDS eingegangenen Einwendungen befinden sich noch in Bearbeitung", erklärt Sprecherin Mandy Peschang. Noch ist unklar, wann die LDS die Entscheidung über die endgültige Baugenehmigung trifft. Erst nach Abschluss dieses Verfahrens ist klar, ob das Tempolimit fällt, teilt die Stadt mit.