Dresden. Aus Eifersucht soll eine Frau einen Mord in Auftrag gegeben haben. Nur wenige Tage danach wurde die 41-Jährige gestellt. Seit Februar 2021 sitzt Ina R. in Untersuchungshaft, nun hat ihr Prozess am Landgericht Dresden begonnen: Oberstaatsanwalt Silvio Helmert wirft der dunkelhaarigen Frau versuchte Anstiftung zum Mord vor.
Die Anklage klingt wie aus einem mäßig guten Krimi, doch die „Geschichte“ ist real und wird für Ina R., die verlassene Ehefrau, am Ende wohl eine mehrjährige Freiheitsstrafe mit sich bringen. Die Staatsanwaltschaft ist überzeugt, dass sich die Einzelhandelskauffrau ab Ende 2020 mit Mordgedanken im sogenannten Darknet, einem besonders anonymisierten Bereich des weltweiten Computernetzes, umgesehen hat. Anfang 2021 soll sie jemanden gefunden haben, den sie mit dieser delikaten Dienstleistung beauftragt und bezahlt habe: den Betreiber einer Seite namens „Internetkiller“.
Tat sollte wie ein Unfall aussehen
Spätestens im Februar habe sie den „Internetkiller“ angeheuert, innerhalb von zwei Wochen nach Eingang des Geldes die neue Lebensgefährtin ihres Ehemannes zu töten. Die Tat solle wie ein Unfall aussehen und dürfe nicht zu nah an deren Wohnung im Kreis Sächsische Schweiz/Osterzgebirge, dem Haus ihres Noch-Ehemannes, verübt werden. Ina R. habe auch persönliche Daten der angeblich 23-jährigen schwangeren Frau übermittelt.
Zunächst sei ein Betrag von 9.000 US-Dollar vereinbart worden, dann habe sich die Angeklagte mit ihren Geschäftspartnern auf die Zahlung von 0,2 Einheiten der Krypto-Währung Bitcoin geeinigt und vermutlich am 21. Februar bezahlt, heißt es in Helmerts Anklage. Der Kurs eines Bitcoins stand da bei knapp 60.000 Dollar, ein Anteil von 0,2 entsprach in etwa 10.000 Euro.
Als Mordmotiv gehen die Ermittler von übersteigerter Eifersucht und Wut aus, auch habe die Angeklagte verhindern wollen, dass die schwangere Nebenbuhlerin Ansprüche auf das Vermögen ihres Noch-Mannes erhält. Die Tat wurde von Journalisten des Spiegel aufgedeckt. Die Polizei ermittelte dann Ina R.s Elternhaus in Niedersedlitz, wo sie auch festgenommen wurde. Die Betreiber der Seite „Internetkiller“ sind unbekannt, ihre Spur sei in Rumänien verloren gegangen. Unklar ist auch, ob sich dahinter tatsächlich Auftragsmörder verbergen – oder nur Betrüger.
Verteidiger René Zebisch kündigte ein „umfassendes Geständnis“ seiner Mandantin für Donnerstag an.