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Sollen die Poller ans Blaue Wunder oder nicht?

Ein Thema, zwei Meinungen: Die Poller am Blauen Wunder polarisieren Dresden. Auch in der Redaktion sieht man das ganz unterschiedlich.

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Der Parkplatz unterhalb des Blauen Wunder ist nun für Autofahrer gesperrt. Die Stadt lässt Poller errichten. Foto: Sven Ellger
Foto: Sven Ellger
Der Parkplatz unterhalb des Blauen Wunder ist nun für Autofahrer gesperrt. Die Stadt lässt Poller errichten. Foto: Sven Ellger Foto: Sven Ellger © Sven Ellger

Wer nicht hören will, muss fühlen!

Christoph Springer ist für Poller

Dresden. Es war schon verlockend und ich habe es auch gemacht: mit dem Auto zum Schillergarten, ein, zwei Bier und ein Essen und dann zurück nach Hause. Klar habe ich das Auto unten an der Elbe abgestellt und ich finde auch den Gedanken schwierig, zu einem edlen Essen in der Villa Marie erstmal ins Parkhaus am Schillerplatz fahren zu müssen und dann den Weg dorthin zu Fuß zurückzulegen. Aber was muss, das muss.

Wenn die Fläche nun einmal nicht zum Parken vorgesehen ist, weil es Recht und Gesetz so wollen, dann gilt das - auch für mich. Ich würde auch nie auf den Gedanken kommen, mein Auto an der Fähre in der Neustadt abstellen zu wollen, um einen möglichst kurzen Weg zum Biergarten auf der anderen Elbseite zu haben. Oder mit dem Auto für einen Biergarten-Besuch auf der Körnerplatz-Seite des Blauen Wunders bis an die Elbe ran zu fahren.

„Wer nicht hören will, muss fühlen“, habe ich als Kind gelernt. Das ist hart, aber manchmal der einzige Ausweg. So, wie jetzt zwischen Schillergarten und Villa Marie die Poller der einzige Ausweg waren aus dem Dilemma zwischen den Regeln für ein Landschaftschutzgebiet und der Bequemlichkeit der Restaurantbesucher - auch meiner Bequemlichkeit!

Für Lieferanten und Busfahrer sind die Poller natürlich ein echtes Problem. Sie brauchen einen großen Radius, um zu wenden. Vielleicht gibt es für sie ja eine Lösung mit einem abschließbaren Poller, für den jedes der Restaurants an der Elbe einen Schlüssel bekommt. So könnten die Großen fürs Wenden durchgelassen und die Kleinen draußen gehalten werden.

Die Poller sind die Brandbeschleuniger

Katrin Saft ist gegen Poller

Obwohl ein Parkverbot am Blasewitzer Elbufer hoch umstritten ist, hat Dresdens grüner Verkehrsbürgermeister mit den Pollern Tatsachen geschaffen. Damit demonstriert er konsequent, wohin seine Verkehrspolitik geht: Weg mit den verhassten Autos! Verbote allerdings sind die einfachste und im doppelten Sinne billigste Lösung von Problemen. Mindestens sieben Jahre hatte die Stadt Zeit, für Parkalternativen zu sorgen. Passiert ist nichts. Der Schillerplatz ist eines der wenigen noch lebendigen Stadtteilzentren. Doch Gewerbetreibende leiden hier schon lange unter fehlenden Parkplätzen. Die Tiefgarage Schillergalerie ist eng und teuer.

Dass dem Schillergarten an dem Tag, an dem er wieder öffnen darf, die Gästeparkplätze abgepollert werden, zeugt von mangelnder Sensibilität und Respektlosigkeit. Ausbaden müssen das auch die Bewohner von Blasewitz und Striesen, die sich die raren Parkplätze nun noch mit Suchenden von außerhalb teilen müssen.Wäre der Stadt die Sicherheit der Radfahrer wirklich so wichtig, hätte sie längst den gefährlich schmalen Elberadweg zwischen Schiller- und Fährgarten verbreitert. Wer die Verkehrswende will, muss die Bürger mitnehmen. Das schafft man aber nicht, indem man Verkehrsteilnehmer gegeneinander ausspielt.

Mir jedenfalls erschließt sich nicht, was an der gepflasterten, jetzt gesperrten Fläche an der Elbe schützenswert sein soll. Natürlich sieht sie ohne Autos schöner aus. Aber man kann auch in Schönheit sterben. Am Schillerplatz hat das Händlersterben schon begonnen. Die Poller sind dabei die Brandbeschleuniger.

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