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Seenotretter laufen mit Ex-Marineschiff aus

Zwei Schiffe haben Behörden schon beschlagnahmt. Jetzt will der Dresdner Verein Mission Lifeline mit einem Torpedofangboot in See stechen.

Von Tobias Wolf
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Unter dem Namen "Seegans" diente das Ex-Marineschiff dazu, bei Manövern verwendete Übungstorpedos zu bergen. Jetzt heißt es "Rise above".
Unter dem Namen "Seegans" diente das Ex-Marineschiff dazu, bei Manövern verwendete Übungstorpedos zu bergen. Jetzt heißt es "Rise above". © Clemens Ledwa/Mission Lifeline

Die Dresdner Hilfsorganisation Mission Lifeline plant eine neue Rettungsmission im Mittelmeer. Dazu hat der Verein jetzt ein Torpedofangboot gekauft, das die Bundesmarine vor über zehn Jahren ausgemustert hat. Mit dem rund 25 Meter langen Schiff können rund 150 aus Seenot gerettete Menschen bis in den nächsten sicheren Hafen transportiert werden, sagt Vereinschef Axel Steier. 

Zusätzlich seien Rettungsmittel, etwa Schwimmwesten, für weitere 300 Menschen an Bord. In der Vergangenheit halfen Schiffe von Mission Lifeline auch bei der Rettung von Menschen, die unter anderem an Bord großer Handelsschiffe gebracht werden mussten.

Das 1966 gebaute Ex-Marine-Schiff soll „Rise above“ heißen und ab Mai in See stechen. Früher diente es unter dem Namen „Seegans“ dazu, bei Manövern verwendete Übungstorpedos zu bergen. Derzeit wird es in Schleswig-Holstein renoviert und umgebaut. Es erhält ein Radarsystem, eine Satellitenanlage und ein Dach mit Solarfeldern. 

Das soll den Dieselverbrauch des Stromgenerators senken und Geretteten Sonnenschutz bieten. Ende Januar soll es für Renovierungsarbeiten am Rumpf ins Trockendock nach Hamburg überführt werden. Anschaffung und Umbau sollen 122.000 Euro kosten – finanziert aus Spenden.

Derzeit wird das 1966 gebaute Schiff in Glückstadt an der Elbe in Schleswig-Holstein gereinigt und generalüberholt. Ab Mai soll es im Mittelmeer Menschen aus Seenot retten.
Derzeit wird das 1966 gebaute Schiff in Glückstadt an der Elbe in Schleswig-Holstein gereinigt und generalüberholt. Ab Mai soll es im Mittelmeer Menschen aus Seenot retten. © Clemens Ledwa/Mission Lifeline

Frühere Schiffe von Mission Lifeline sind von Italien und Malta beschlagnahmt worden. Die „Lifeline“ wurde 2018 in Malta festgesetzt, nachdem sie mit 235 Migranten an Bord in Valletta eingelaufen war. Im Sommer 2019 erlitt die „Eleonore“ das gleiche Schicksal mit 105 Geretteten an Bord in Pozallo/Sizilien.

Der frühere Kapitän der Schiffe, Claus-Peter Reisch, wurde in Malta angeklagt. Am Dienstag war er dort in zweiter Instanz vom Vorwurf der falschen Registrierung der „Lifeline“ freigesprochen worden. In Italien soll er aber 300.000 Euro Geldstrafe bezahlen, weil er trotz Verbots wegen einer Notlage an Bord in den Hafen eingefahren war. Bei künftigen Missionen wird Reisch nicht mehr für die Dresdner Organisation arbeiten. Beide Seiten teilten mit, dass sie nach erfolgreichen Projekten bereits seit Oktober getrennte Wege gehen.

Mission Lifeline geht davon aus, dass künftig wieder verstärkt Menschen aus dem Mittelmeer gerettet werden müssen. „Mit Eintritt der Türkei in den Krieg in Libyen dürfte es noch schlimmer werden“, sagt Vereinschef Steier. „Dann dürften nicht nur Transitflüchtlinge, sondern auch deutlich mehr Libyer kommen.“ 

Kapitän Claus-Peter Reisch soll 300.000 Euro Geldstrafe zahlen, weil er im SOmmer 2019 mit dem Schiff "Eleonore" in einer Notlage in den sizilianischen Hafen Pozallo einlief.
Kapitän Claus-Peter Reisch soll 300.000 Euro Geldstrafe zahlen, weil er im SOmmer 2019 mit dem Schiff "Eleonore" in einer Notlage in den sizilianischen Hafen Pozallo einlief. © Johannes Filous